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Alte Liebe: Roman

Alte Liebe: Roman

Titel: Alte Liebe: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Heidenreich , Bernd Schroeder
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egal?«
    »Ich glaube, unsere Tochter ist zum ersten Mal im Leben richtig glücklich.«
    »Das wär ja mal schön. Und woher willst du das wissen?«
    »Sie sagt es.«
    »Hat sie das nicht jedes Mal gesagt, wenn sie einen neuen Kerl hatte?«
    »Hat sie nicht.«
    »Doch.«
    »Sei doch nicht so stur. Lass doch mal den Gedanken zu, dass Gloria älter und vernünftiger geworden ist. Sie macht am Telefon einen sehr ausgeglichenen Eindruck. Das war nicht immer so.«
    »Wahrlich.«
    »Das war niedlich: Ich hab sie gefragt, ob sie nicht Schwierigkeiten damit hätte, nun plötzlich so einen wohlhabenden Mann zu haben. Mama, hat sie gesagt, Frank ist nicht wohlhabend, er ist reich, steinreich, aber ich habe überhaupt kein Problem damit.«
    »Woher hat der denn die Kohle? Geerbt?«
    »Das auch. Der Vater macht irgendwas mit Immobilien in Hamburg. Frank ist der einzige Sohn und hat eine Dependance der Firma in Leipzig, wo sie eine Riesenvilla haben.«
    »Und da wohnen sie?«
    »Ja, Frank, Gloria und Laura. Und Personal.«
    »Personal? Wie kommt unser einstiges Freakmädchen mit Personal zurecht?«
    »Sie wird ja auch älter, Harry. Die Villa muss riesig sein, renoviert, denkmalgeschützt, großes Grundstück, Stallungen für Pferde, ein Park und ein Pförtnerhaus. Und stell dir vor, vor dem Haus haben sie einen eigenen Tennisplatz.«
    »Vor der denkmalgeschützten Villa mitten im Wohngebiet?«
    »Ja. Warum nicht?«
    »Würde mich wundern, wenn das in Leipzig erlaubt wäre, privater Tennisplatz mitten in einem Wohngebiet.«
    »Ich glaub, es hat ein bisschen Ärger gegeben, aber jetzt existiert der Tennisplatz. Frank hat wohl Beziehungen, er hat es irgendwie als ›Wiese mit Streifen‹ deklariert. Komisch, oder? Wiese mit Streifen. Zur Hochzeit wird er eingeweiht. Und Gloria schenkt Frank zur Hochzeit so einen Hochsitz.«
    »Einen Hochsitz? Geht der etwa zur Jagd?«
    »Nein, so einen Schiedsrichterstuhl für den Tennisplatz, wo er oben draufsitzen kann, wenn sie mit anderen Tennis spielt und er den Schiedsrichter macht – oder Punktrichter oder wie das heißt.«
    »Wie ein Kaiser auf dem Thron, der über sein Kaiserreich blickt und Punkte vergibt.«
    »Harry, ich verstehe deine Ironie nicht.«
    »Das kam mir gerade so als Bild. Ist er groß oder klein?«
    »Normal, wie ein Tennisplatz eben, denke ich.«
    »Nein, der Schwiegersohn.«
    »Eher klein und untersetzt.«
    »Sagt Gloria das?«
    »Nein. Ich weiß jetzt nicht, wie ich dir das sagen soll, Harry, ich bin doch auch verunsichert durch diesen plötzlichen Wandel im Leben unserer Tochter. Man macht sich doch auch Sorgen.«
    »Warum? Nun ist sie doch versorgt.«
    »Genau das ist es doch, was mich verunsichert hat.«
    »Dachtest du, aha, jetzt reißt sie sich einen Reichen unter den Nagel, egal, was es für eine Type ist.«
    »Ich wollte einfach wissen, was für ein Mensch er ist und ob ich Glorias Euphorie trauen kann.«
    »Und weißt du es jetzt?«
    »Na ja. Ich habe eine Kollegin aus der Leipziger Stadtbibliothek angerufen – die hab ich mal auf einem Lehrgang kennengelernt. Die hab ich ausgefragt.«
    »Detektivin Lore, besorgte Mutter. Und was sagt die?«
    »Sie sagt, dass die Bredows in Leipzig praktisch jeder kennt. Alteingesessene Familie, vor dem Krieg gehörten sie zu den Stadthonoratioren. Dann sind sie geflohen und jetzt zurückgekommen. Sie kennt Frank persönlich. Er sei sehr großzügig, habe zum Beispiel für den Ausbau der Bibliothek gespendet, tue viel für die Stadt und sei ein umgänglicher Mensch und sehr beliebt.«
    »Und klein und untersetzt.«
    »Das auch.«
    »Also vermutlich kleiner als Gloria.«
    »Vermutlich.«
    »Lore, wie fändest du es, wenn unser Nachbar drüben die große Wiese vor seinem Haus zum Tennisplatz umbauen würde?«
    »Was soll das denn jetzt, das ist doch ganz was anderes.«
    »Und wir würden hier sitzen und es flögen uns die Tennisbälle um die Ohren. Und auf einem Schiedsrichterstuhl säße der Nachbar und würde rufen: fünfzehn, dreißig, Matchball, Ausgleich! Würde dir das gefallen?«
    »Natürlich nicht.«
    »Vielleicht gefällt das ein paar Leuten in Leipzig auch nicht.«

3 LORE

    Ich bin so deprimiert. Ich sollte mich doch freuen, eigentlich. Mein einziges Kind heiratet einen reichen Mann und ist endlich versorgt, mein Sorgenkind. Versorgt. Furchtbarer Gedanke. Man muss doch selbständig sein. Gloria war nie selbständig. Sie hat tausend Sachen angefangen, nichts fertig gemacht, und seit sie das Kind hat, waren es sowieso

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