Alzheimer und Demenzen
der Erkrankten sich darüber im Klaren sein, dass die bis heute zur Verfügung stehenden Therapien den Verlauf einer Demenz zwar oft verlangsamen, aber nicht heilen können.
Am Anfang des Kapitels über Behandlungsmöglichkeiten sollen zunächst die Überlegungen stehen, welche Ziele im Rahmen einer Demenztherapie überhaupt erreichbar sind. Das ist wichtig, weil es oft sehr entmutigend und enttäuschend ist, wenn man sich unrealistische Therapieziele steckt. Nur auf der Basis fundierten Wissens über die Erkrankung kann man der Situation des demenzkranken Menschen gerecht werden, ihn unterstützend begleiten und positiv in das Krankheitsgeschehen eingreifen.
wichtig
Die Grundlage allen therapeutischen Handelns ist die Anerkennung und Akzeptanz der Tatsache, dass es keine Behandlungsform gibt, durch die eine primäre Demenz geheilt oder ihr fortschreitender Verlauf vollständig zum Stillstand gebracht werden kann.
Man sollte sich aber nicht von einem »Alles-oder-nichts-Prinzip« leiten lassen, das leider immer noch viele Menschen (auch Ärzte und Ärztinnen!) vertreten. Sie meinen, dass man bei einer Demenzerkrankung, die nicht heilbar ist, eben gar nichts mehr tun könne. Diese Position ist grundfalsch: Tatsächlich gibt es einige Möglichkeiten, positiv in das Krankheitsgeschehen einzugreifen, den Krankheitsprozess zu verlangsamen bzw. hinauszuzögern, und belastende Begleit- und Folgeerscheinungen zu lindern oder gar zu vermeiden.
Eine Demenztherapie orientiert sich also nicht an dem Ziel der Heilung, sondern richtet sich viel eher auf die drei wichtigen folgenden Ziele:
Wohlbefinden des Demenzkranken und seine subjektiv empfundene Lebensqualität werden beibehalten oder verbessert.
Seine Alltagskompetenzen werden so lange wie möglich aufrechterhalten.
Angehörige werden entlastet, auf ihr Wohlbefinden, ihre psychische Stabilisierung und ihre Gesunderhaltung geachtet.
Antidementiva: den Krankheitsverlauf verlangsamen
Zunächst sollen Medikamente vorgestellt werden, die insbesondere auf die geistigen Fähigkeiten des Kranken Einfluss nehmen. Diese Substanzen werden als Antidementiva bezeichnet, von denen es unterschiedliche Wirkgruppen gibt. Doch unabhängig davon, welcher Wirkgruppe ein Antidementivum angehört, eines haben alle diese Medikamentegemeinsam: Sie führen leider nicht zur Heilung, sondern können den Verlauf der Demenz nur verlangsamen.
Acetylcholinesterase-Hemmer
Die jüngste Generation der Antidementiva (Medikamente, die den Verlauf einer Demenz erkrankung verlangsamen) basiert auf dem Prinzip der Acetylcholin-Esterase-Hemmung. Diese Medikamente hemmen den Abbau des Botenstoffs Acetylcholin (→ S. 12 ) und sorgen damit zumindest vorübergehend dafür, dass die ohnehin knappen Vorräte des Botenstoffs nicht weiter »geplündert« werden. Somit bleibt eine gewisse Menge des wichtigen Botenstoffs erhalten.
Es gibt derzeit drei verschiedene Acetylcholin-Esterase-Hemmer:
Aricept (Substanz: Donepezil)
Exelon (Substanz: Rivastigmin)
Reminyl (Substanz: Galantamin)
Für alle 3 gilt, dass ihre Wirksamkeit nach einer bestimmten Dauer der Einnahme erschöpft ist. Die Dauer der Wirksamkeit schwankt von Person zu Person sehr stark. Sie hängt ab von Form und Schwere der Demenzerkrankung, vom Alter und dem körperlichen Gesundheitszustand und möglicherweise auch von der psychischen und sozialen Situation des demenzkranken Menschen und erstreckt sich von mehreren Monaten bis hin zu vielen Jahren.
Weil ein Antidementivum in vielen Fällen keine wahrnehmbare Verbesserung der Krankheitssymptome bewirkt, sondern »nur« eine Stabilisierung bzw. Verlangsamung der Verschlechterung, ist die Wirksamkeit dieser Medikamente für die Betroffenen und ihre Angehörigen im Alltagsleben häufig nicht offensichtlich. Und wenn ich als Angehörige eines demenzkranken Menschen nicht über die Wirkungsweise der Antidementiva informiert bin und erlebe, dass sich trotz der Medikamente keine Verbesserung einstellt, schlussfolgere ich vielleicht vorschnell, dass das Arzneimittel gar nicht »hilft«.
wichtig
Deshalb ist es sehr wichtig, dass ich als Angehörige eines demenzkranken Menschen um die stabilisierende, verlangsamende Wirkung von Antidementiva weiß. Andernfalls setze ich das Medikament vielleicht schon nach kurzer Zeit ab, weil ich meine, es wirke ja doch nicht.
Memantine wirkt neuroprotektiv
Ein weiterer Botenstoff im Gehirn ist Glutamat. Während es in normalen Mengen für das Funktionieren der Prozesse im
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