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Am Ende Der Straße: Roman

Am Ende Der Straße: Roman

Titel: Am Ende Der Straße: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene , Charlotte Lungstrass
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Schatten ab, wahrscheinlich, um auf Futtersuche zu gehen. Ein paar von ihnen kamen in unsere Richtung, anscheinend auf der Suche nach Neuigkeiten und Klatsch. Mir fiel auf, dass aus den Häusern mit den kaputten Fenstern und Türen keine Menschen kamen. Das brachte mich zu der Frage, ob sie schon verlassen gewesen waren, bevor die Plünderer dort einbrachen, und falls nicht, ob noch jemand drin war, verletzt oder tot.
    Als ungefähr zwei Dutzend Leute in Hörweite waren,
sprang Russ auf die Motorhaube eines geparkten Autos und bat mit erhobenen Armen um Aufmerksamkeit.
    »Hey, Leute. Hört mal her! Kommt doch bitte mal kurz zu uns rüber. Das hier ist Robbie Higgins. Er lebt in diesem Block und hat etwas zu sagen, das ihr euch anhören solltet.«
    Ich spürte, wie meine Ohren heiß wurden und meine Wangen sich röteten. Reden vor Publikum waren noch nie mein Ding gewesen. Als ich noch in der Highschool war, hatte meine damalige Freundin mich dazu überredet, bei unserem Schultheater vorzusprechen. Ich bekam eine Rolle in einem Stück namens Scapino. An die Handlung kann ich mich nicht mehr richtig erinnern – irgendwas mit Italienern und zwei jungen Liebenden, deren Familien nicht wollten, dass sie zusammen waren. Ich spielte einen Kellner, und ich hatte nicht einmal Text. Ich musste nur im Hintergrund rumlaufen und den anderen Schauspielern Essen bringen, während sie ihren Text aufsagten. Aber obwohl ich nichts sagen musste, hatte ich jedes Mal total die Hosen voll, wenn ich die Bühne betrat. Jetzt ging es mir genauso. Die Leute in der Menge starrten mich alle an. Mein Magen flatterte und krampfte sich dann zusammen. Plötzlich musste ich dringend aufs Klo. Ich kniff die Arschbacken zusammen und holte tief Luft.
    Russ reichte mir die Hand und half mir, auf das Auto zu steigen. Die Motorhaube senkte sich unter meinem Gewicht. Einen Moment lang dachte ich, wir würden beide runterfallen. Was nicht geschah. Ein paar Leute lachten. Dann breitete sich wieder Schweigen aus. Ich spürte die Blicke der Menge auf mir und hatte Angst, hochzusehen.
    »Streng dich an«, flüsterte Russ. »Und nur fürs Protokoll: Ich glaube immer noch, dass du völlig irre bist und dein Plan total bescheuert ist. Aber ich stehe hinter dir.«
    »Danke«, murmelte ich, als er auf die Straße sprang.
    Ich starrte die Menge an. Sie starrten zurück, erhellt von Taschenlampen, Laternen und chemischen Leuchtstäben. Abgesehen von T, seinen Jungs, Cranston und Russ waren ungefähr zwei Dutzend weitere Menschen da. Männer und Frauen. Junge und Alte. Schwarze, Weiße und Braune. Akademiker und Arbeiter. Hätte mich jemand gebeten, ihm die Bevölkerung von Walden zu beschreiben, hätte ich einfach diese Menge fotografiert und ihm das Bild gezeigt. Doch trotz der offensichtlichen Unterschiede hatten sie eines gemeinsam. Ich sah es in ihren Gesichtern, als ich sie musterte.
    Angst. Sie waren alle total verängstigt.
    Und ich wusste genau, wie sich das anfühlte, denn ich hatte ebenfalls Schiss.
    »Danke. Ich weiß es zu schätzen, dass Sie mir alle etwas von Ihrer Zeit schenken. Ich bin kein großer Redner oder so. Bis vor ein paar Tagen war ich Pizzabote. Einige Gesichter hier kommen mir sogar bekannt vor. Wahrscheinlich habe ich Sie ein – oder zweimal beliefert. Hoffentlich haben Sie mir ein gutes Trinkgeld gegeben.«
    Ich hatte Gelächter erwartet, aber es kam keine Reaktion. Sie starrten mich einfach weiter an. Ich kicherte nervös. Russ drehte die Zeigefinger umeinander, um mir zu zeigen, dass ich weitermachen sollte. Also holte ich tief Luft und fuhr fort:
    »Wir, äh … wir wissen, dass etwas passiert ist, aber wir wissen nicht, was genau es ist.«
    »Das ist ja mal eine vage Umschreibung«, sagte ein Mann, der ziemlich weit hinten stand. »Sag uns etwas, das wir noch nicht wissen.«
    Die Menge lachte. Ein Mann in einer der vorderen Reihen zog eine Packung Zigaretten hervor. Bevor er sich eine anzünden konnte, riss ihm jemand die Packung aus der Hand, rannte durch die Menge und verschwand in der Dunkelheit. Der Mann stieß einen verärgerten Schrei aus, jagte dem Dieb aber nicht hinterher. Stattdessen stand er einfach schmollend da, ließ die Schultern hängen und zog ein finsteres Gesicht. Ein Raunen ging durch die Menge, und ich versuchte, ihre Aufmerksamkeit wieder auf mich zu lenken.
    »Stimmt«, nickte ich, »das ist vage. Und genau das ist das verdammte Problem. Wenn wir mehr Informationen hätten, bräuchten wir keine vagen

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