Liebe im Spiel
1. KAPITEL
“Sieben. Die Bank zahlt neunzehn”, sagte Natasha kühl und drehte die Karte um. Flink zahlte sie die Wetteinsätze aus, kassierte die übrigen Chips und sortierte sie in den Ständer ein - alles mit der üblichen Routine.
Lord Neville hatte einen bescheidenen Betrag gewonnen und lächelte, als er seinen Einsatz für die nächste Runde hinlegte. “Na, sehen Sie - hab ich’s nicht gleich gesagt, das ist mein Glückstisch.”
Natasha sah auf den Mann neben ihm. In dem Blick ihrer blauen Augen lag die unausgesprochene Frage, ob er weiterspielen wolle - in den vergangenen vier Stunden hatte er mit ziemlicher Regelmäßigkeit verloren und jetzt nur noch eine Hand voll Chips übrig. Er schüttelte den Kopf und erwiderte ihr ironisches Lächeln.
“Nein, danke - Sie haben mich schon ausgenommen.” Gelassen stand er auf und steckte die letzten ihm noch verbliebenen Spielmarken ein. “Ich werde mich wohl an die Bar begeben und meine Sorgen ertränken.”
Sie nickte nur kurz, doch unter halb gesenkten Lidern sah sie ihn prüfend an. Er hatte das Spaniard’s Cove Casino nun am zweiten aufeinander folgenden Abend besucht und beide Male hoch verloren. Das allerdings schien ihn ziemlich kalt zu lassen, er nahm die Verluste hin mit der Gleichgültigkeit eines erfahrenen - und ständig vom Pech verfolgten - Spielers.
Natürlich hatte sie keinen Grund, überrascht zu sein. Der Lebensnerv im Kasinobetrieb waren einigermaßen wohlhabende junge Männer wie er, Männer, deren erklärte Droge das Geld war
- ob gewonnen oder verloren. Einige von ihnen waren verrückte junge Kerle mit einem hohen Treuhandvermögen und einer niedrigen Toleranzschwelle, was Langeweile anbetraf. Andere waren Geschäftsmänner, deren Geld auf Wegen beschafft wurde, die man besser nicht verfolgte.
Und dennoch - dieser hier sah irgendwie gar nicht nach einem Verlierer aus. Die Haltung seiner breiten Schultern ließ ihn lässig arrogant wirken, und sein markantes Kinn gab ihm einen Ausdruck von Entschlossenheit, trotz seines müden Lächelns. Eines Lächelns, das verbarg, dass hinter der Miene cooler Liebenswürdigkeit nicht der Mann steckte, der er zu sein schien.
Ihre abschätzende Musterung sagte ihr, dass sein weißer Smoking von demselben teuren Schneider stammen könnte wie der Lord Nevilles. Aber diese beeindruckenden Schultern brauchten keine Polster, und der tadellose Schnitt vermochte kaum den geschmeidigen, muskulösen Körper zu verhüllen, der beträchtliche Kraftreserven erahnen ließ. Auch waren seine Hände nicht übertrieben manikürt und zart wie die des englischen Aristokraten.
Sein Haar war mittelbraun, kurz und lässig auf eine Seite gekämmt. Die goldblonden Flecken darin deuteten darauf hin, dass er im Freien eher zu Hause war als in diesen verräucherten Salons - ein Eindruck, den seine natürliche Bräune noch verstärkte. Und seine Augen … sie verrieten alles. Sie waren dunkel, rauchgrau, und irgendetwas Gefährliches lauerte in ihren geheimen Tiefen. Raubtieraugen - die Augen eines Hais.
Sie sahen sie nun an mit einem sardonischen Glitzern von Belustigung. “Vielleicht tanzen Sie zum Trost später mit mir?” schlug er vor.
Natasha schüttelte den Kopf. “Ich … tanze leider nicht”, erwiderte sie höflich distanziert.
Überrascht zog er die Brauen hoch. “Niemals?”
“Niemals.” Sie hatte den etwas scharfen Ton nicht beabsichtigt. Aber dieser Mann brachte sie durcheinander, und das gefiel ihr nicht.
“Das stimmt, alter Junge.” Lord Neville schlug seinem Freund fröhlich auf die Schulter.
“Ich hätte dich warnen sollen. Sie tanzt nicht mit Spielern und lässt sich von ihnen keine Drinks spendieren - dafür ist sie bekannt.”
“Wirklich? Wie schade!” Dieses bedächtige, träge Lächeln hatte etwas bewusst Herausforderndes. Natasha wurde wütend über die Unverschämtheit, mit der er den Blick über ihre schlanke Figur gleiten ließ, die auf raffinierte Weise durch den silber-grauen Seidenjersey ihres eleganten Abendkleids betont wurde. “Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, Sie doch noch überreden zu können. Ich kann sehr überzeugend sein, wenn ich mich anstrenge.”
Natasha blitzte ihn mit ihren blauen Augen warnend an, aber dieses enervierende Lächeln verschwand auch dann nicht, als er sich umdrehte und durch den Raum davonschlenderte.
Entschlossen wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Blackjacktisch zu und weigerte sich, diesem großen, fantastisch gebauten Mann
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