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Am Ende des Winters

Am Ende des Winters

Titel: Am Ende des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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geschwängert davon. Alle Wärme der Sonne wird ferngehalten. Das einzige Licht, das hereinsickert, hat einen dünnen fahlen Winterschimmer. Die Welt beginnt einzufrieren.
    Und dies ist nur der Anfang. Nacheinander werden die Todessterne niederstürzen, alle fünfzig, alle fünfhundert Jahre, wer weiß schon, wie oft, und ein jeder von ihnen bringt neues Unheil in der langen, unendlich langen Zeit des Langen Winters, der hereinbricht.
    Doch für die Große Welt wird der erste Einschlag der entscheidende, der tödliche sein. Die Saphiräugigen und die Vegetalischen und die Seeherren und die übrigen sind Bewohner einer Welt mit einem milden gemäßigten Klima, in das der Winter niemals kommt. Winter, das ist hier nur eine schwache Erinnerung aus unendlich ferner Vorzeit, nichts weiter als ein von den Ahnen ererbter Traum. Und nun kehrt der Winter wieder; und von den Sechs Völkern der Welt werden ihn nur die Hjjk und die Mechanischen ohne besondere Schutzmaßnahmen überstehen können, obschon die Mechanischen – und dies kann Hresh nicht verstehen, aus welchem Grund? – es bevorzugen zugrunde zu gehen.
    Denn die Zeit der Großen Welt ist die Endzeit aller Zeiten.
    Ein scharfer Wind weht. In der Luft tanzen ein paar verstreute weiße Flocken. Die frische Kälte hat bereits dazu geführt, daß wilde Tiere in Panik in den Schutz fliehen, den Vengiboneeza gewährt. Hresh sieht sie überall, Hufe und Gehörn und Greifarme und Fänge, eine Masse angstblitzender Augen, keuchender Mäuler, schweißbedeckter Kiefer.
    Die scharfen Winde spielen eine machtvolle Trommel in den Lüften und schlagen einen feierlichen Takt, der den Tieren zwingend befiehlt, hier Zuflucht zu suchen. Unter der Wut des schrecklichen Sturmes rennen und rennen und rennen sie immer weiter und weiter. Sie drängen sich dicht in den Straßen der Stadt, sie stieben her und hin, als werde wilde Bewegung allein genügen, ihre Leiber warm genug für das Überleben zu halten. Die wundervollen weißen Villen Vengiboneezas sind umzingelt. Wo immer Hreshs Vision ihn schauen läßt, übersteigen tausenderlei Tiere Mauern, gleiten sie über Türschwellen, schlüpfen in Schlafgemächer und besteigen die Betten. Gewaltige schnaufende Herden massiger Vierfüßler trampeln in wilder Panik über die Boulevards. Das rauhe Brüllen und Kreischen der vierbeinigen Eindringlinge unterstreicht brutal die gelassen-heitere Musik, die aus der Silberkugel strömt.
    Und doch, und doch, und dennoch…
    Die Saphiräugigen…
    Hresh sieht, wie sie unbeirrt durch den Wirrwarr des Wahnsinns gehen und ihre Geschäfte erledigen. Die riesenhaften Krokodilwesen bleiben ruhig, entsetzlich ruhig. Es ist, als sei weiter nichts Ernstliches im Gange als ein leichtes Sommergewitter, das losbricht.
    Ringsherum die brodelnde Masse vor Furcht wahnsinnig gewordener wilder Tiere, stampfend, sich aufbäumend, springend… und ruhig, gelassen, ohne das geringste Anzeichen von Furcht oder Bestürzung verstauen die Saphiräugigen ihre Schätze, diktieren Anweisungen, wie sie zu behandeln sein sollen, vollziehen die regulären Opfer für ihre Götter, die in diesem Augenblick ihnen den Untergang bescheren.
    Hresh sieht, wie sie sich zu gemütlichen Grüppchen versammeln, um Musik zu hören, um die Farbenspiele auf riesigen Kristallen in den Häuserwänden zu betrachten, oder um sich unerregten vernünftigen Diskussionen über abstruse Themen hinzugeben. Ihr normales Leben geht in allen Stücken unverändert weiter. Ein paar, aber nur wenige, treten an die Maschinen mit den Lichthauben und werden aufgesogen; doch vielleicht ist auch dies die Normalität und ist ohne Bezug zu der nahenden Katastrophe.
    Und doch wissen sie, daß der Untergang gekommen ist. Sie müssen es wissen! Sie können es doch nicht nicht erkennen! Nein, es berührt sie ganz einfach nur nicht.
    Die Kälte wächst. Der Sturm wird wilder. Der Himmel ist sternenlos, ohne Mond, von einer überwältigenden tiefen Schwärze. Ein kalter Regen hat zu fallen begonnen, und er verwandelt sich in Schnee und dann zu harten Eisstückchen, ehe er den Boden erreicht. Ein tödlicher glitzernder durchsichtiger Überzug bedeckt jeden Baum, jedes Haus. Die Welt hat sich das Flitterkleid des Todes übergestreift.
    Die anderen Völker reagieren nun, jedes auf seine eigene Weise, auf die Verwüstung.
    Die Hjjks verlassen die Stadt. Sie haben sich in einer endlosen Doppelreihe aufgestellt, gelb und schwarz, gelb und schwarz, und ziehen durch das Südliche Tor

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