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Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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mitnehmen, wenn einer in der Stadt ist, hat er gesagt.«
    »Fein, aber jetzt ab mit dir.«
    »Möchtest du auch mit in den Zirkus, Booz?«
    »Ich möchte schlafen.« Normalerweise mußte ich sie schubsen, damit sie ging. Einmal ist sie dabei auf ihren Arm gefallen, und wir glaubten, sie hätte sich das Handgelenk gebrochen. Allerdings heulte sie zu stark, da dachte ich, daß wohl nichts los sei. Und so war es auch.
    Manchmal kann ich nicht schlafen, Anne, selbst wenn Boob mir nicht auf die Nerven geht. Aber es scheint, daß es besser geht, wenn ich dir schreibe, bevor ich einschlafen will. Nicht gerade der beste Grund, um dir zu schreiben, aber ein guter. Jetzt, glaube ich, will ich schlafen. Manchmal weiß ich einfach nicht, was ich will.
     

21. Februar
    Unsere Sportlehrerin, Miss Norris, hat uns heute in der Schule Videos über Geschlechtskrankheiten gezeigt. Was passieren kann, wenn man es tut. Das waren schon Magenumdreher. Meiner besten Freundin Lori und noch ein paar anderen Mädels wurde schlecht, aber meiner Meinung nach haben sie geschauspielert, damit sie auf die Toilette gehen durften und dort rauchen konnten. Ansonsten war die Schule heute echt langweilig. Im Frühling könnten wir wenigstens aufs Dach und dort Spiele machen. Voriges Monat hatte es eine Woche lang immerhin gut 10 Grad, und die Norris hat das Volleyball-Netz aufgehängt, und wir hatten unseren Spaß, bis es wieder kalt wurde.
    Boob und ich gehen gerne zur Schule. Wir besuchen Brearly, eine reine Mädchenschule. Einige aus meiner Klasse behaupten, die Jungs zu vermissen, aber ich sehe das nicht so. Jungs sind doch das Dümmste, und ich kann nicht verstehen, wie man so was um sich haben möchte, die kommen doch gleich nach den Babies. Mama hat sich im letzten Jahr bei mir erkundigt, ob mir das was ausmache, an eine reine Mädchenschule zu gehen und so, aber ich sagte, nein, überhaupt nicht, kein Interesse an Jungs, danke. Mama sagte: »Jungen sind fürchterliche Taugenichtse und Schlimmeres, mein Herz, aber schneller als du glaubst, wirst du doch an sie denken.«
    »Warum sollte ich?« fragte ich. Sie hat mich umarmt und geküßt und dann gesagt: »Engelchen, das geschieht von alleine. Und bis du verstanden hast, daß alles ein Irrtum ist, haben sie dich schon an der Angel; das haben die Jungs gut drauf.«
    »War Pappi auch so einer«, fragte ich sie. Sie schüttelte den Kopf.
    »Warum hast du dich reinlegen lassen?« »Je älter sie werden, desto listenreicher werden sie.« Das mag schon sein, aber ich werde immer einen Tick schlauer sein als sie. Viel lieber würde ich dir schreiben, liebe Anne, als mir den Kopf zu zerbrechen über ein paar dumme Jungs. Mir kommt das jedenfalls sinnlos vor. Du weißt ganz sicher, was ich meine.
    Beim Abendessen hatten Mama und Pappi ein Gespräch. Sie wollte wissen, wann er endlich das Geld von den Produzenten sehen würde. Pappi glaubt, er käme mit einem Scheck aus Los Angeles zurück. Morgen fliegt er dorthin, um sich mit diesen Produzenten zu treffen. Mama klagte, daß auch an der Yeshiva Universität die Mittel gekürzt werden, genau wie bei den städtischen Schulen; heute haben sie ihr abgesagt. Sie redeten über Verbeamtung und warum sie die nicht bekäme. Ich konnte dem Gespräch natürlich folgen, aber Boob hatte wie immer keine Ahnung, um was es ging: »Was ist Verbeamtung?«
    »Liebes, wenn du verbeamtet bist, dann kannst du immer Lehrer bleiben, egal, wie schlecht du bist.«
    »Und warum wirst du nicht verbeamtet?« wollte ich wissen.
    »Ich war nicht schlecht genug«, antwortete Mama, und später nahm sie ein Xanax. Ich glaube, es geht ihr nicht so gut.
    Pappi kommt nie in mein neues Zimmer, um nach mir zu sehen. Mir ist das ganz recht so. Mich soll keiner mehr warm zudecken. Heute nacht konnte ich so lange schreiben, wie ich wollte. Er war ewig bei Boob und hat mit ihr geredet, aber ich konnte nichts verstehen. Einmal habe ich Mama gefragt, ob Pappi lieber Boob als einziges Kind hätte, und sie antwortete: »Nun sei nicht so dumm; er liebt uns doch alle.« Boob spricht neuerdings im Schlaf. Sie quakelt die ganze Zeit so vor sich hin. Soviel kann ich bei geschlossener Türe hören; wenigstens kann es mich jetzt nicht mehr stören, und ich schlafe einfach weiter. Getrennte Zimmer: HURRA, HURRA, HURRA. Ich mag mein eigenes Zimmer. Und das Wochenende kommt! Schlaf gut und träum was Schönes, Anne.
     

23. Februar
    Katherine und Lori, zwei Freundinnen, haben mich heute besucht. Eigentlich

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