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Amnion 1: Die wahre Geschichte

Amnion 1: Die wahre Geschichte

Titel: Amnion 1: Die wahre Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Dann hatte nie eine Aussicht aufs Gelingen der Flucht bestanden.
    Bis dahin hatte er noch nicht einmal einen Anlaß zu glauben, daß die Leute auf dem Hyland-Schiff überhaupt nur von seiner Existenz wußten.
    Stunden später erwachte er und schrie, Würmer krabbelten überall auf seiner Haut, fraßen daran, fingen sich hineinzubohren an…
    Eine gräßliche Empfindung. Aber auch normal, eine vorhersehbare Folge der Medikamente. Doch Angus hatte bereits soviel Erfahrungen mit Schrecklichem, daß er genau wußte, was es zu tun galt. Obwohl er das helle Entsetzen, das ihm die Kehle einschnürte, nicht unterdrücken, den heißen Schmerz, der sein Herz zusammenkrampfte, nicht vertreiben konnte, geschah es mit beinahe sicheren Handgriffen, daß er sich neue Medikamente in die Adern injizierte: Analgetika, um die mittlerweile giftig gewordenen Stimulantien und das Kat aus dem Blut zu spülen, Antihistamine und Steroide, um die körperlichen Reaktionen zu mildern. Sobald die anderen Medikamente zu wirken anfingen, schlief er weiter.
    Als er das nächste Mal erwachte, hatte er Schwierigkeiten zu atmen, weil sich in der Strahlenden Schönheit die Luft verschlechterte. Er hatte die KombiMontan-Station ohne Erneuerung der Vorräte verlassen. Das hieß, ihm standen jetzt nur wenig Wasser zur Verfügung und noch weniger Nahrung, und er hatte keine sauberen Filter für die Skrubber, die die Atembarkeit der Luft gewährleisten sollten. Als er im Wartungsplaner des Computers nachschaute, stellte er fest, daß das Auswechseln der gegenwärtigen Filter längst hätte stattfinden müssen.
    Diese Entwicklung versetzte ihn in eine Wut, als stünde er am Rande des Zusammenbruchs. Aber auch das durfte bei ihm als normal gelten. Trotzdem wußte er nach wie vor, was er zu tun hatte. Indem er eine Anoxie riskierte, weil es ihm an der Kraft zum Anziehen eines Externaktivitäten-Anzugs fehlte, schaltete er die Umwälzung ab und holte die Filter aus den Skrubbern. Während ihm infolge überhöhter Stickstoffzufuhr der Kopf pochte, ihm immer wieder die Sicht verschwamm, verwendete er die Hälfte seines Wassers, um für die Filter ein chemisches Bad zuzubereiten. Er ließ die Filter so lange im Bad, wie er konnte – bis ihm fast die Sinne schwanden. Danach steckte er sie zurück in die Skrubber und schaltete die Umwälzanlage wieder ein.
    Leider fingen seine Probleme jetzt erst richtig an.
    Wahrscheinlich befand er sich in seinem Schlupfwinkel in Sicherheit; aber bleiben konnte er da nicht. Seine Lebensmittel reichten bloß noch für zwei, drei Tage. Das Wasser ließ sich wiederverwenden; allerdings hätten die Reinigungsapparate vorher gewartet werden müssen. Und die oberflächliche Reinigung, der er die Filter unterzogen hatte, hielt voraussichtlich nicht einmal so lange vor. Er hatte nur zwei Alternativen.
    Zur KombiMontan-Station umzukehren.
    Oder eine andere Versorgungsquelle zu finden.
    Eine Rückkehr zur Station kam für ihn nie ernsthaft in Betracht. Er scheute keinesfalls die Aussicht, sich lächerlich zu machen. Falls jemand erführe, daß ihn Panik gepackt, er sich ausschließlich wegen einer solchen Anwandlung fluchtartig verdrückt hatte, nur um mangels Nahrung, Wasser und Luft zurückgeschlichen zu kommen, wären ihm überall in der DelSek Spott und Hohn sicher gewesen; doch damit hätte er leben können. Die Welt hatte ihn von Anfang an mit Hohn und Spott behäuft. Dafür rächte er sich, sobald sich eine Gelegenheit bot.
    Aber da gab es ja noch das Hyland-Schiff…
    Natürlich trug dieses Raumschiff an allem die Schuld. Es hatte ihm einen Schrecken eingejagt, und er verabscheute alles, was ihn erschreckte. Während er die Strahlende Schönheit aus dem Abraumkrater flog, auf Distanz vom Asteroidengürtel ging, um den Erfassungsbereich seiner Scanninggeräte zu vergrößern, fing er Pläne zu schmieden an, wie er der Stellar Regent heimzahlen könnte, was er erdulden mußte.
    Gab es Möglichkeiten, um ein Raumschiff mit einem solchen Rumpf zu zerstören? Schon die Beschäftigung mit derartigen Gedanken konnte man als Unfug abtun, und Angus Thermopyle hatte keine Neigung zu Unsinnigkeiten. Aber darüber nachzudenken half ihm dabei, das zu schaffen, was er erledigen mußte. In einer Gemütsverfassung kalter Wut, die bei ihm auf innere Ruhe hinauslief, brachte er die beiden nächsten Tage damit zu, mit seinen Partikelanalysatoren und Vakuumvestigatoren den Asteroidengürtel zu durchforschen; doch er suchte nicht nach Erz, sondern nach

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