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Für immer und eh nicht (German Edition)

Für immer und eh nicht (German Edition)

Titel: Für immer und eh nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Wanner
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Himmlischer Prolog
     
    J esus trommelte gereizt mit den Fingern auf den Konferenztisch. Es war 8.05 Uhr am Freitagmorgen, und seine Mitarbeiter waren wieder einmal zu spät.
    Seit fast zweitausend Jahren fand das himmlische Team-Meeting jeden Freitagmorgen um 8 Uhr statt. Aber noch nie in diesen zweitausend Jahren waren seine Kollegen pünktlich erschienen. Petrus entschuldigte sein verspätetes Erscheinen jedes Mal mit einem Wetterproblem, das kurzfristig irgendwo auf der Welt aufgetaucht war und sein Eingreifen erforderte. Adam und Eva hatten immer mindestens ein krankes Kind in ihrer zahlreichen Nachkommenschaft, das sie zunächst irgendwo unterbringen mussten, bevor sie zur Arbeit erscheinen konnten. Die Jungfrau Maria war zwar schon im Haus, räumte aber vermutlich gerade das Büro ihres Sohnes auf. Und der Erzengel Gabriel schließlich war ein ausgesprochener Morgenmuffel und entschuldigte sich grundsätzlich nie für seine Unpünktlichkeit.
    Jesus seufzte und blickte wieder zur Uhr. Da öffnete sich die Tür und Petrus eilte ins Zimmer.
    »Entschuldigung«, murmelte er, während er einen dicken Aktenordner auf den Tisch fallen ließ und seinen Laptop aufklappte. »Über dem Äquator in Afrika tobt ein schwerer Gewittersturm, den ich erst einmal umleiten musste.«
    Er zog einen Stuhl zu sich heran und setzte sich ächzend darauf. »Sonst hätten wir Teile des kostbaren Regenwaldes verloren.«
    Wieder öffnete sich die Tür, und die Jungfrau Maria trat zusammen mit dem Erzengel Gabriel ins Zimmer. Während der Engel zur Begrüßung nur nickte und sich schweigend auf seinen Platz setzte, musterte Maria ihren Sohn liebevoll. »Guten Morgen, mein Schatz«, sagte sie und störte sich nicht im Geringsten daran, dass alle mithörten. »Du siehst müde aus.«
    »Äh – wirklich?«, murmelte Jesus peinlich berührt und war froh, dass in diesem Moment Adam und Eva eintrafen. Wie vermutet hatte das Paar eine schlaflose Nacht wegen eines erkrankten Kindes hinter sich. Die beiden wirkten erschöpft und gereizt.
    »Da sitze ich sonst immer«, protestierte Eva, als sich Adam auf den nächstgelegenen freien Stuhl fallen ließ.
    »Ich weiß«, antwortete Adam und gähnte herzhaft. »Aber heute tauschen wir mal. Schau, hier ist auch noch frei!« Er deutete auf den Platz rechts neben sich.
    Eva schüttelte den Kopf. »Ich will aber da sitzen, wo ich immer sitze!«
    »Und ich bin zu müde, um aufzustehen.«
    »Du warst schon die ganze Nacht zu müde zum Aufstehen«, bemerkte Eva mit spitzer Stimme. »Ich war diejenige, die das Kind herumgetragen hat, bis es eingeschlafen ist –«
    »… nachdem ich es den ganzen Abend lang beschäftigt hatte, während du unbedingt bei der Auswahl der neuen Engelskleidung helfen musstest.«
    »Das Einkleiden der Engel geht uns alle an«, giftete Eva zurück.
    »Mich nicht. Mir ist es egal, wie sie herumlaufen.«
    »Dir ist es ja auch egal, wie du herumläufst«, brummte Eva und warf ihm einen vielsagenden Blick zu.
    Adam verdrehte die Augen. »Seit wann erfüllen wir hier oben eine modische Mission?«
    Eva ignorierte seine letzte Frage. »Kann ich jetzt auf meinem Stuhl sitzen oder nicht?«
    Wortlos rückte Adam einen Platz weiter, und Jesus atmete erleichtert auf. Er hasste Auseinandersetzungen am Morgen, und solch ein Streit gleich zu Beginn der Sitzung wirkte sich immer schlecht auf die Stimmung aus. »Es ist mittlerweile acht Uhr zehn.« Sein strafender Blick traf alle in der Runde. »Lasst uns endlich anfangen! Erster Tagesordnungspunkt: Statistik. Petrus, kannst du uns einen Überblick verschaffen?«
    Petrus nickte und schlug seinen Ordner auf. »Wir hatten in der vergangenen Woche weltweit mehr Abgänge durch Todesfälle und Austritte als Zugänge durch Geburten und Taufen. Es waren exakt –«
    »… viel zu viele!«, unterbrach ihn der Erzengel Gabriel und legte seine hohe Stirn in sorgenvolle Falten.
    »Äh … wie bitte?« Petrus sah von seinen Akten auf.
    »Wir haben schon seit Wochen mehr Abgänge als Zugänge. Das ist nicht gut.«
    »Warum nicht?«, wollte Maria wissen.
    »Wenn Petrus’ Informationen stimmen, sinkt die Zahl der Menschen, um die wir uns kümmern müssen, ständig.«
    »Natürlich stimmen meine Zahlen!«
    »Das ist besorgniserregend.« Gabriels Miene wurde immer finsterer. »Wir haben jetzt schon Probleme mit Schutzengeln, die nicht vermittelt werden können.«
    Adam lachte. »Arbeitslose Schutzengel. Der Witz ist gut!«
    »Das ist nicht komisch!«, wies Eva

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