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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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befürchtete, daß Vestabule möglicherweise die Wahrheit sprach. »Und selbst wenn nicht, wieso bildet der Arsch sich ein, daß es mich interessiert?«
    »Er war einmal Besatzungsmitglied auf einem Frachtschiff namens Süße Träume«, durchdrang Dios’ vorwurfsvolle Antwort die statischen Störungen. »Nach seiner Aussage haben Sie den Raumer gekapert und ihn und siebenundzwanzig weitere Crewangehörige gefangengenommen. Dann sollen Sie sie nach Kassafort verschleppt und an die Amnion verkauft haben. Er hat nicht erwähnt, woraus die Gegenleistung bestand, aber ich glaube, ich kann’s erraten.«
    Ach du Scheiße.
    Augenblicklich herrschte auf der Brücke ein äußerst beklemmendes Schweigen. Min Donners Kopf ruckte hoch; Wut gloste in ihren Augen, unwillkürlich fletschte sie die Zähne. Mikka senkte das Gesicht auf die Waffensysteme-Kontrollkonsole, breitete die Arme über Schädel und Nacken. In Glessens Miene stauten sich stumme Flüche; ebenso in Patrices und Porsons Gesicht.
    Hätten nicht die Zonenimplantate ihn im Zaum behalten, Angus wäre zurückgetorkelt. Dios hatte ihn mit einer Anschuldigung konfrontiert, aus der er sich nicht herausreden konnte; mit wenigen Sätzen nahezu alle Anwesenden auf der Brückencrew gegen ihn aufgestachelt. Morn und Davies wußten über die Süße Träume Bescheid: Er hatte es ihnen selbst erzählt, als er erklären mußte, wie er gelernt hatte, Data-Nuklei zu frisieren. Morn hatte sich trotzdem dazu entschlossen, ihm dabei behilflich zu sein, den Zwang der Prioritätscodes abzuschütteln. Alle anderen hingegen…
    Nur Ciro blieb völlig unbeeindruckt. Morn verbarg die Gesichtszüge hinter ihrem Haar. Davies heftete einen dumpfen Blick voller spekulativer Überlegungen auf seinen Vater. Min Donners Hände vollführten nervöse Bewegungen, als lechzten sie nach der Dienstwaffe, die sie nicht mehr greifbar hatten.
    »Sie haben… was?« keuchte Vector in höchstem Entsetzen.
    Im gleichen Moment brachen Glessen und Cray in Geschrei aus.
    Mikkas Schultern bebten, als ob sie weinte. »O Gott, das wußte ich nicht…« Ein Laut, der einem Schluchzen glich, verschloß ihr die Kehle. »Ihresgleichen, Angus? Menschen wie Sie und ich?«
    Unvermittelt warf sie den Kopf herum. »Was haben Sie mit meinem Bruder gemacht?« schrie sie, als risse jemand ihr das Herz heraus. »In Gottes Namen, was haben Sie ihm erzählt?!«
    Gleichzeitig wirbelte Kapitänhauptmann Ubikwe zum Kommandopult herum. »Jesus Christus, Leutnantin Hyland!« brüllte er. »Und Sie hören auf diesen Halunken, wenn er von Ihnen verlangt, ihm zu vertrauen? Sind Sie völlig übergeschnappt?«
    »Sie versetzen mich in Erstaunen, Kapitän Thermopyle«, gestand Vector. Ekel oder Trauer verzerrte sein rundliches Gesicht. »Ich hätte nicht gedacht, daß mich noch etwas schrecken könnte. Ich dachte, Nick hätte mir solche Empfindungen schon vor Jahren ausgetrieben.«
    Morn hatte ihr Mikrofon nicht angerührt; sie ließ Warden Dios alles mitanhören.
    Furcht durchglühte Angus’ Herz wie eine Feuersbrunst. Sollte der Abscheu ringsum sich hinlänglich hochschaukeln, mochte die Folge sein, daß sein Bluff aufflog; diese Leute ihn so weit reizten, bis sie merkten, seine Programmierung verwehrte es ihm nach wie vor, gegen sie Gewalt anzuwenden. Solange sie Morn nicht bedrohten, hatte er im Ernstfall wohl keinerlei Chance zur Selbstverteidigung.
    Sie waren ihn auf diese oder jene Weise zu zwingen fähig, an Bord des Kommandomoduls zur Defensiveinheit zu fliegen. Selbst im Falle, daß sein Data-Nukleus ihm Widerstand erlaubte, konnte die Crew der Rächer ihn durch schiere Übermacht niederringen.
    Er durfte die Situation nicht ausufern lassen.
    »Ruhe!« brüllte er mit einer Stimmgewalt, als krache ein Böllerschuß. Sein Aufbrüllen schien sich an den Schotts zu brechen, in Echos zu zerspellen, Nachklänge alten Leids. Dunkle Flecken tupften sein Gesicht: Blut und Schmutz sprenkelten seine Haut, als wäre er mit frischen Stigmen übersät. Mit den muskelbepackten Armen drosch er vor Aufbegehren gegen seine Körperseiten wie mit Paukenschlägen.
    »Aufhören! Niemand hier hat das Recht, verflucht noch mal, sich mir gegenüber dermaßen pharisäerhaft aufzublasen!«
    Spontan lenkte er seine Erbitterung, als wäre sie Verzweiflung, in Morns Richtung. Niemand anderes war da, an den er sich um Beistand wenden konnte. »Erzähl’s Ihnen!« verlangte er. »Erkläre ihnen, daß das der einzige Grund ist, weshalb du noch lebst!«
    Sie

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