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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Koinas Aufgabe –, doch bedurfte von ihr gewisser Aufschlüsse, ehe er sie ernsthaft in Angriff nehmen konnte.
    »Ich verstehe vollkommen, wie Ihnen bei dieser Vorstellung zumute ist«, sagte sie, zeigte ihm eine Miene unverhohlenen Kummers. »Morn Hyland Kapitän Succorso zu überlassen, nachdem sie gerade wochenlang das Opfer Angus Thermopyles gewesen war« – sie spreizte die Hände, um anzudeuten, daß sie aus ehrlichem Herzen sprach –, »ist eine Abscheulichkeit gewesen. Aber wir wußten nicht, wie wir sie sonst am Leben halten sollten. Sie ist Zeugin der Tatsache, daß Kapitän Thermopyle zu Unrecht verurteilt wurde.« Daß man einen miesen Trick angewandt hatte, um das Regierungskonzil zum Absegnen des Autorisierungsgesetzes zu verleiten. »Wir waren ganz sicher, daß es ihr Tod gewesen wäre, hätte der KombiMontan-Sicherheitsdienst sie in Gewahrsam genommen. Generaldirektor Fasner hat einen langen Arm. Und er möchte niemanden erfahren lassen, daß das Autorisierungsgesetz auf einer Lüge beruht.«
    Sixten Vertigus nickte. Anscheinend überzeugte ihn ihre Erklärung; glaubte er ihr. In seinen Augen glomm ein streitbarer Glanz, und er straffte den Rücken wie jemand, der in den Kampf schritt.
    »In diesem Fall…«
    Doch beenden konnte er den Satz nicht. Cleatus Fane verfiel in Geschrei.
    »Das reicht, Direktorin Hannish!« tobte er. »Sie sind endgültig zu weit gegangen.« Er schien aus seinem Ohrhörer neue Kraft zu schöpfen. »Sie räumen ein haben es wiederholt zugegeben –, daß Sie keine Beweise vorlegen können. Und trotzdem bestehen Sie auf diesen unbegründeten Anschuldigungen. Das ist Verleumdung, und ich bin nicht bereit, dergleichen weiter zu dulden!«
    »Mr. Fane«, schrie Sixten Vertigus, »ich habe das Wort!«
    »Nein, das ist nicht wahr!« Maxim Igensards Stimme schnappte über; er stand kurz davor, in irres Geheul auszubrechen. »Ich habe das Wort. Ich habe die Vollmacht, der Direktorin Fragen zu stellen. Sie sind nur ein Störer!«
    »Igensard!« brüllte Cleatus Fane wutentbrannt.
    Sofort schrak Maxim Igensard einen Schritt zurück; es harte den Anschein, als ob er erneut schrumpfte. »Ich übergebe das Wort dem Geschäftsführenden Obermanagementdirektor Fane«, äußerte er mit nachgerade weinerlicher Stimme.
    »Bitteschön«, blaffte Cleatus Fane.
    Schwergewichtig wie ein Panzer walzte er zum Podium, erklomm es und wandte seine massige Gestalt Abrim Len zu, als wollte er den kleinen Konzilsvorsitzenden plätten.
    »Konzilsvorsitzender Len, ich protestiere gegen dieses gesamte Malheur.« In seiner Stimme hallte Entrüstung wie Eisen. »Sie haben zugelassen, daß Direktorin Hannish ungehindert die bösartigsten Falschheiten verbreitet. Hier findet keine Gerichtsverhandlung statt, aber es wäre nicht schlecht, wäre es der Fall. Warden Dios’ Verhalten steht zur Debatte, nicht Holt Fasners, des Generaldirektors der VMK. Sie dürfen nicht länger dulden, daß Dios’ Sprachrohr das Regierungskonzil in der verantwortungslosesten Art und Weise mit Hörensagen und unbewiesenen Verdächtigungen belästigt. Wenn die Direktorin keine Beweise hat, sollten Sie Ihr lieber endlich das Wort entziehen.«
    Allem Anschein nach war Abrim Lens ungewohnte Entschiedenheit mittlerweile verpufft. So etwas mutete ihm zuviel zu; dem Handlanger des Drachen war er nicht gewachsen. »Direktorin Hannish«, fragte er mit stockender Stimme, während er an seinem Platz zusammenzusinken drohte, »was haben Sie darauf für eine Antwort?«
    »Leider keine gute, Konzilsvorsitzender«, gestand Koina erschöpft ein. Hätte sie keinen Eid abgelegt, als Warden Dios’ Direktorin des Ressorts Öffentlichkeitsarbeit ihre Pflicht zu erfüllen, wäre jetzt vielleicht für sie die Versuchung überstark gewesen, eine Schlappe zu bekennen. »Ich habe mich ganz einfach darum bemüht, uns Zeitverschwendung zu ersparen, indem ich die ganze Geschichte erzähle, wie ich sie kenne, um das Regierungskonzil korrekt zu informieren und ihm bei der Entscheidungsfindung behilflich zu sein.«
    Aber sie hatte einen Schwur geleistet. Und Warden Dios setzte an Bord der Stiller Horizont sein Leben aufs Spiel, um diese Menschen zu retten. Ungeachtet ihrer Verzweiflung brachte Koina es nicht über sich zu schweigen, solange sie noch etwas – irgend etwas – zu sagen hatte.
    »Und um ehrlich zu sein«, fügte sie hinzu, bevor Konzilsvorsitzender Len – oder der GOD – ihr dazwischenreden konnte, »ich hatte gehofft, daß währenddessen die

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