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Amnion Omnibus

Amnion Omnibus

Titel: Amnion Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Donaldson
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Ruf auf dem Spiel, würde ich sagen, wir könnten noch einmal ins Hyperspatium und hinaus. Aber wenn’s um mein Leben geht« – er lachte gedämpft –, »muß ich einwenden, daß es viel zu gefährlich ist.« »Wie lange könnt ihr ohne Ponton-Antrieb unterwegs sein?« »Mindestens ein Jahr. Dafür haben wir ausreichend Lebensmittel und sonstige Vorräte an Bord. Ganz zu schweigen vom vielen Brennstoff. Bei dieser Geschwindigkeit würden wir voraussichtlich verhungern, ehe der Brennstoff verbraucht ist.« Vectors Benehmen legte keine besondere Betonung auf seine Worte.
    Morn begriff trotzdem, welche große Bedeutsamkeit man ihnen
    beimessen mußte. Solange die Käptens Liebchen mit so minimaler
    Schubkraft flog, kam nur ein Ziel in Frage, das er innerhalb eines Jahres erreichen konnte: der Asteroidengürtel. Aber natürlich existierte nirgendwo im Asteroidengürtel eine Einrichtung, die eine Reparatur eines Ponton-Antriebs hätte ausführen können. Doch selbst bei höherer Geschwindigkeit gab es für die Käptens Liebchen im Human-Kosmos kein sonstiges Flugziel mehr.
    Anders verhielt es sich mit dem Bannkosmos. Aus seiner relativen Nachbarschaft zum Asteroidengürtel und zur KombiMontanStation resultierte ein Großteil der entscheidenden Wichtigkeit, die beide für die VMK hatten, ja für die gesamte Menschheit. Bei schnellem Flug konnte die Käptens Liebchen vermutlich in ein paar Monaten dorthin vorstoßen. Aber was dann? Die Möglichkeit, daß Nick die Absicht hatte, in den Bannkosmos einzufliegen, konfrontierte Morn mit zu vielschichtigen Denkproblemen, als daß sie sie einzuschätzen in der Lage gewesen wäre. Auf jeden Fall hätte die Zentrale der KombiMontanStation eine Abflugstrajektorie in diese Richtung nie genehmigt.
    Für einen Moment schaute Vector ihr beim Grübeln zu. Dann
    ergriff er wieder das Wort. »Ich dachte, ich könnte dir diesen oder jenen Grund nennen, weshalb du nicht so ängstlich zu sein brauchst. Ich sehe dir an, daß ‘s mir noch nicht gelungen ist. Laß mich’s noch mal probieren. Wir sind zwanzig hier an Bord, und aus deiner Sicht gibt dir wohl jeder einzelne von uns Ursache zum Gruseln. Aber dazu besteht kein Anlaß. Damit will ich nicht behaupten, du könntest uns übern Weg trauen. Ich will damit sagen, du brauchst dir gar keine Sorgen darum zu machen, ob du uns trauen darfst oder nicht. Der einzige, um den du dir Gedanken machen mußt, ist Nick. Weißt du...« – Vector spreizte die Hände – »er ist nicht bloß Kapitän. Nick ist hier der Mittelpunkt. Er ist unser leibhaftiges Gesetz. Solang er mit dir zufrieden ist, wird keiner von uns für dich ‘ne Gefahr sein. Und ich werde dir über ihn noch was verraten: Er reicht seine ausrangierten Frauen nie weiter. Du brauchst nicht zu befürchten, daß er dich satt kriegt und deswegen an einen von
    uns abschiebt. Du bist allein für ihn da. In diesem Raumschiff bist du entweder ausschließlich für ihn da, oder du bist gar nichts. Also: Es ist belanglos, ob du jemandem von uns vertrauen kannst. Wir sind für dich kein Risiko. Dahin wird’s nie kommen. Du mußt dich nur mit Nick befassen. Alles übrige renkt sich von selbst ein.“
    Morn fühlte sich entgeistert. Ihr Dilemma so unumwunden ausgesprochen zu hören, konsternierte sie. Er ist unser leibhaftiges Gesetz. Er reicht seine ausrangierten Frauen nie weiter. Es ist belanglos, ob du jemandem von uns trauen kannst. Aber weil Vector ihr zulächelte und sie wußte, daß sie es sich nicht erlauben durfte, durch irgend etwas perplex bis zur Handlungsunfähigkeit gemacht zu werden, zwang sie sich zu einer neuen Frage. »Und deshalb soll mir jetzt wohler zumute sein?« »Ich meine, ja«, bestätigte Vector prompt. »Es vereinfacht deine Situation.“
    Morns Verstand blieb praktisch nutzlos. »Kann sein, du hast recht«, sagte sie lasch, versuchte zu überlegen, ihren mangelhaften Durchblick irgendwie zu artikulieren. »Es wäre aber noch besser, ich würde das alles verstehen. Warum...« Warum seid ihr ihm so treu? »Wieso ist er mein einziges Problem? Ihr seid allesamt Illegale, das hast du selbst gesagt. Ich habe keine Ahnung weshalb, aber irgendwie wollt ihr alle nichts mit Recht und Gesetz zu schaffen haben. Das ist doch wohl unanfechtbare Wahrheit.« Der eine Pirat, den sie persönlich besser kennengelernt hatte, als ihr lieb war, Angus Thermopyle, hätte jede vorstellbare Schandtat begangen, um sich dagegen zu wehren, daß irgendwer auch nur die geringste Macht über ihn

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