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Amnion Omnibus

Amnion Omnibus

Titel: Amnion Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Donaldson
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gänzlich ungeschützt gegen jede G-Schwankung, Mikka Vasaczk.
    Das hieß, daß die Käptens Liebchen sich keiner unmittelbaren Gefahr ausgesetzt sah; andernfalls hätte Nick diese oder jene Manöver geplant.
    »Da sind wir, Nick«, sagte Vector, indem er knapp den Kopf neigte, als ob er eine Verbeugung andeutete. Anscheinend nannte niemand an Bord Nick ›Kapitän‹. »Ich habe versucht, sie mit Kaffee zu verführen.
    Vielleicht hätte ich Erfolg gehabt, wäre ich nicht von dir gestört worden.« Sein Schmunzeln blieb gutherzig, beinahe gleichmütig.
    Nick legte ein ganz anderes Betragen an den Tag. Er zeigte sich auf grimmige Weise heiter; man meinte unwillkürlich, er müßte jeden Augenblick mit den Zähnen knirschen.
    »Das macht mir keine Sorge«, antwortete er wie ein vergnügter Tiger. »Wär’s ich nicht gewesen, hättest du’s irgendwie selber verhindert. Du hast zuviel Spaß an der Verführung als solcher. Du willst gar keinen Erfolg haben.« Vector enthielt sich jeder Entgegnung; man hätte glauben können, daß ihn die Folgerungen aus Nicks Einsichten zu tief beeindruckten.
    Lächelnd bewegte er sich den gewölbten Fußboden hinauf zu einem freien Sitz, nahm vor einer Kontrollkonsole Platz, die wohl die Instrumentarien des Bordtechnikers umfaßte.
    Morn blieb bei Nick und Mikka allein.
    Verspätet versuchte Morn, sich die übrige Brücke mitsamt den sonstigen Anwesenden anzusehen. Außer Nick, Mikka und Vector zählte sie fünf weitere Besatzungsmitglieder. Vectors Gegenwart war für den normalen Schiffsbetrieb überflüssig; damit verblieben auf der Brücke sechs unabdingbare Posten: Kommandant, Scanning, Kommunikation, Zielerfassung und Waffenbedienung, Steuerung sowie Datensysteme und Schadensanalyse. Für jeden Platz gab es einen Hauptoperator und zwei Stellvertreter; das summierte sich auf achtzehn Personen. Vector und seinen Mitarbeiter hinzugerechnet, machten Crew und Kapitän insgesamt zwanzig Leute aus. Vectors ›Lumpi‹ hatte vermutlich im Maschinenraum Dienst, dort den Antrieb und die Düsen unter direkter Überwachung.
    Keine Mitglieder der Brückenbesatzung hatten irgendwelche eiligen Aufgaben zu erfüllen. Alle starrten Morn an.
    »Carmel...« Nick schenkte seine Aufmerksamkeit Morn, während er noch mit anderen Leuten sprach. »Was besagen die Scanningdaten der KombiMontanStation?« Carmel war eine grauhaarige, stämmige Frau, die alt genug aussah, um als Morns Mutter durchzugehen. »Alles unverändert«, meldete sie von ihrem Platz. »Nur normaler Verkehr. Man hat uns noch nichts nachgeschickt.“
    »Lind?« rief Nick. Während er Morn musterte, färbte die Tönung seiner Narben sich dunkler.
    »Wir erhalten regelmäßig Aufforderungen, die Station zu kontaktieren«, gab ein blasser, schmächtiger, leicht schieläugiger Mann zur Antwort, der sich per Ohrhörer den Kommunikationsanlagen angestöpselt hatte. »Sie wollen wissen, ob wir sie empfangen. Und was wir vorhaben. Aber bisher kündigen sie keine Maßnahmen an.« »Na schön.« Nick klatschte die Hände auf die Armlehnen seines Andrucksessels und drehte ihn, wandte sich von Morn ab. »Wir müssen ‘nen Entschluß fassen, aber uns bleibt noch Zeit. Auf der Station wissen sie, daß wir Schäden abgekriegt haben. Je länger wir so langsam beschleunigen, um so wahrscheinlicher ist es, daß man daraus schließt, wir hätten wegen des Antriebs Bedenken. Und wenn wir keine nennenswerte Fahrt aufnehmen, wird man um so eher unterstellen, man könnte uns jederzeit aufbringen, sollte es ihnen irgendwann wichtig genug sein. Das dürfte sie veranlassen, ihre eigene Entscheidung noch für ‘ne Weile aufzuschieben.“
    Dies Kalkül, dachte sich Morn, mochte ohne weiteres der wahre Grund sein, weshalb Nick sich auf ihr Anliegen, nicht zum Hoch-G-Flug überzugehen, eingelassen hatte.
    »Aber egal, wozu sie sich entschließen«, meinte er, »wir müssen ihnen immer um ‘nen Zug voraus sein.« Plötzlich drehte er sich wieder Morn zu. »Ein Problem ist entstanden.« Er sprach in keinem barschen Tonfall, vielmehr lakonisch, als hätte er lediglich vor, sie in Konversation zu verwickeln. »Unsere Abmachung mit dem Sicherheitsdienst der KombiMontanStation, die Vereinbarung, durch die wir dich aus der Patsche geholt haben, wird nicht eingehalten. Man will, daß wir umkehren. Weigern wir uns, könnt’s sein, daß man uns jemanden auf ‘n Hals schickt.“
    »Warum?« Morn stellte die Frage in neutralem Ton. Die Krise war da, aber sie überrumpelte

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