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Amnion Omnibus

Amnion Omnibus

Titel: Amnion Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Donaldson
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trotzdem miteinander unterhalten konnten.
    Für einige Zeit sprach allerdings niemand ein Wort.
    Alle lauschten in gespenstischer Schweigsamkeit, als wären sie vor Grausen erstarrt oder hypnotisiert worden. Diese Krisensituation war viel zu ernst, um sie zu diskutieren; oder um Fragen zu stellen. Wiederholt öffnete Koina den Mund, aber brachte kein Wort heraus.
    Sie hatte das Gefühl, daß es ihr völlig an Worten fehlte.
    Eine Amnion-Defensiveinheit der BehemothKlasse war mit überhöhter Geschwindigkeit und entschieden zu nah am VMKP-HQ im Sonnensystem erschienen.
    Kurz zuvor war die Orbitalstation in eine geosynchrone Kreisbahn über Suka Bator eingeschwenkt. Gegenwärtig bremste die riesige Defensiveinheit und flog dabei direkt auf die Orbitalstation zu, als zielte sie wie ein infamer Unstern auf Warden Dios’ Herz.
    Was soll ich nun anfangen? Eine andere Frage kam Koina nicht in den Sinn. Guter Gott, was soll ich machen?
    Mit einem Schlag schien sich der Auftrag, mit dem Warden Dios sie zur Erde geschickt hatte, in den größten Fehler seines Lebens verwandelt zu haben. Momentan war der denkbar ungünstigste Zeitpunkt, um die bei der VMKP geschehenen Pflichtvergessenheiten und Amtsvergehen öffentlich aufzudecken. Es zählte nicht, daß die geplante Entlarvung eigentlich Holt Fasner galt: Dios mußte dafür leiden, lange bevor der Drache die Folgen spürte. Und das feindliche Kriegsschiff war mit einem Superlicht-Protonengeschütz bewaffnet. Darum bedrohte alles, durch das Warden Dios Position eine Schwächung erfuhr, die VMKP insgesamt, auch Suka Bator, ja die ganze Menschheit. Wurden die Streitkräfte der Erde an einer wirksamen Verteidigung gehindert, was sollte es dem Amnioni verwehren, mit dem Protonengeschütz weite Bereiche der Erde zu verwüsten?
    Was war jetzt Koinas Pflicht?
    Sie hatte keine Ahnung.
    Irgend etwas mußte sie sagen. Sie war an Bord die Person mit dem höchsten Rang. Selbst wenn Forrest Ing und die Crew eventuell keine Stellungnahme von ihr erwarteten, so taten es allemal doch ihre Untergebenen aus dem RÖA. Schließlich war sie die Direktorin des Ressorts Öffentlichkeitsarbeit. Zu ihren Aufgaben gehörte es, Informationen zu verbreiten und Verlautbarungen abzugeben; Ereignisse in den richtigen Kontext einzuordnen; richtungsweisend zu wirken. Welchen Zweck sollte eine Schnittstelle wie die Öffentlichkeitsarbeit denn sonst haben?
    Aber sie konnte sich überhaupt nicht denken, wie sie in diesem Fall ihre Funktion erfüllen sollte. Sie wußte nicht, was sie zu tun hatte.
    Und wenn es sich so verhielt, überlegte sie bitterlich, wozu taugte sie dann?
    Zum Glück erfolgte seitens Vize-Sicherheitschefs Ing eine gänzlich andere Reaktion. Mehrere Minuten lang lauschte er angestrengt auf seinen Ohrhörer. »Bei Gott, ich schwöre«, raunte er schließlich voller Entgeisterung und Stolz, »Polizeipräsident Dios muß es haben so kommen sehen.« Er sprach gedämpft; dennoch verstand man ihn im gesamten Passagierraum. Ein Halbdutzend Techniker und Sicherheitsdienstler wandten den Kopf, als hätte er ihnen unversehens Anlaß zum Hoffen gegeben.
    Sein Tonfall stand in solchem Gegensatz zu Koinas Lähmung und Furcht, daß er sie aus ihrem Handlungsunvermögen schreckte. Zweifel erstickten sie beinahe, doch sie verdrängte sie.
    »Was meinen Sie damit?« erkundigte sie sich leise.
    Forrest Ing hatte eine grimmig konzentrierte Miene aufgesetzt. Anscheinend war er entschlossen, sich keine Sekunde der Mitteilungen, die das VMKP-HQ machte, entgehen zu lassen. Trotzdem zwang er sie nicht auf Antwort zu warten.
    »Nach der Ankunft der Interspatium-Kurierdrohne aus dem Valdor-System hat Polizeipräsident Dios einen Kordon von Kosmo-Interzeptoren und leichten Kreuzern um den ganzen Planeten gezogen. Und er hat die Streithammer, die Heros und die Abenteurer zur Erde beordert.“
    Das war allgemein bekannt, doch Koina unterbrach Ing nicht, nur um ihn darauf hinzuweisen. Lediglich beiläufig bemerkte sie, daß Ing seine sonst makellose Höflichkeit abgelegt hatte. Angesichts der Umstände erübrigte er keine Rücksicht für Zivilisten.
    »Keiner von uns hat kapiert wieso«, gestand Forrest Ing. »Wir dachten, es wäre reine Vorsicht. So etwas wie das, was jetzt passiert, konnten wir uns gar nicht vorstellen. Aber er muß es vorhergesehen haben. Wir sind so abwehrbereit, wie wir’s nur sein können, ohne zu wissen, auf welcher Seite ein Angriff erfolgt.“
    Der Vize-Sicherheitschef schloß die Augen wie

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