Fünf Freunde Als Retter in der Not
Eine Woche Ferien
»Wo ist die Landkarte?«, fragte Julian. »Ist sie das, Georg? Also, wo wollen wir sie ausbreiten?«
»Auf dem Boden«, antwortete Anne. »Eine Landkarte liest man am besten auf dem Boden. Helft mir den Tisch zur Seite zu rücken.«
»Aber passt um Himmels willen bloß auf«, meinte Georg. »Mein Vater ist in seinem Arbeitszimmer und ihr wisst ja, was er für’n Theater macht, wenn man nur an einem Tisch rumrückt.«
Die Kinder lachten. Georgs Vater stürmte oft beim leisesten Geräusch wütend aus seinem Zimmer, weil er sich in seiner Arbeit gestört fühlte.
Der Tisch wurde weggerückt und die Karte auf dem Boden ausgebreitet. Tim war sehr erstaunt, als er die vier Kinder knien sah. Er bellte, denn er glaubte, das sei ein neues Spiel.
»Sei still, Tim«, sagte Dick. »Du gehst uns mit deinem Gebell ganz schön auf den Geist. Und hör endlich auf, mir mit dem Schwanz im Gesicht herumzuwischen!«
»Ach, Tim, du blöder Kerl, verschwinde endlich!«, schimpfte auch Julian. »Wir haben es eilig. Wir suchen doch den Weg zum Kapuzinerberg.«
»Kapuzinerberg?«, rief Anne. »Gehen wir dorthin?«
Julian nickte. Er brütete über der Karte. »Der Kapuzinerberg liegt in der Nähe von einigen Höhlen, die wir uns anschauen wollen, nicht weit davon entfernt ist auch eine Schmetterlingsfarm und ...«
»Eine Schmetterlingsfarm?«, staunte Georg. »Was ist denn das?«
»Eine Farm für Schmetterlinge, was denn sonst? Mein Schulfreund Toby hat mir davon erzählt. Er wohnt in der Nähe und sagt, dass das ‘ne echt interessante Sache ist. Man züchtet dort Schmetterlinge und verschiedene Falter aus Eiern und verkauft sie dann an Sammler.«
»Wirklich?«, fragte Anne. »Ich kann mich erinnern, dass ich früher immer Raupen mit nach Hause genommen habe, um zu beobachten, ob ein bunter Schmetterling oder ein Nachtfalter rauskommt. Aber deshalb gleich eine Farm ... Dürfen wir sie uns wirklich anschauen?«
»Toby sagt, die Besitzer zeigen einem alles gern«, erzählte Julian. »Vielleicht fliegen um den Kapuzinerberg herum seltene Schmetterlinge und sie haben deshalb die Farm gerade dort errichtet. Vermutlich rennen sie den ganzen Tag mit Schmetterlingsnetzen herum und gehen in der Nacht auf Falterjagd.«
»Na ja, wem’s gefällt«, meinte Dick.
»Aber wir werden ganz abwechslungsreiche Ferien haben, Höhlen besichtigen, eine Schmetterlingsfarm sehen, außerdem Toby besuchen und ...«
»... und sieben sonnige Ferientage miteinander verleben!«, rief Georg und gab Tim vor Freude einen Schubs. »Pfingsten hurra! Gott sei Dank, dass unsere beiden Schulen zur selben Zeit eine Woche lang Ferien machen.«
Die vier Kinder, Vettern und Kusinen, lagen auf dem Boden und suchten eifrig mit ihren Fingern auf der Landkarte die Marschroute. Als sie den Weg gefunden hatten, hörten sie aus dem Arbeitszimmer eine verärgerte Stimme.
»Wer hat auf meinem Schreibtisch Ordnung gemacht? Wo sind die Manuskripte, die ich hier liegen hatte? Fanny, Fanny, komm her!«
»Ich such schnell meine Mutter«, sagte Georg.
»Sie ist nicht da, sie ist einkaufen gegangen«, sagte Anne.
»Warum lässt man meine Manuskripte nicht da, wo ich sie hingelegt habe! Fanny! Fanny!«
Die Tür des Arbeitszimmers flog auf und Onkel Quentin stürzte heraus. Er sah nicht, dass die vier Kinder im Wohnzimmer auf dem Fußboden saßen, und stolperte über sie. Tim bellte vor Entzücken und sprang an ihm hoch, denn er glaubte, Georgs Vater wollte mit ihm spielen.
»Aber Vater, was soll das! Au!«, rief Georg, als sich ihr Vater im Straucheln an ihrem Haarschopf festhielt, ehe er auf dem Boden landete.
»Entschuldigung, waren wir im Weg?«, fragte Julian unschuldig. »Hör auf, Tim, das ist kein Spiel.«
Er half seinem Onkel beim Aufstehen und wartete auf den Wutausbruch. Onkel Quentin zog seine Hose hoch und den Pullover herunter und schaute Julian finster an. »Müsst ihr denn ausgerechnet hier auf dem Fußboden liegen? Weg mit dir, Tim! Wo ist deine Mutter, Georg? Nun steht doch endlich auf! Wo ist Johanna? Wenn sie es war, die auf meinem Schreibtisch Ordnung gemacht hat, dann kriegt sie von mir was zu hören!«
Die Köchin Johanna erschien in der Tür, mit der Schürze wischte sie sich die mehlbestaubten Hände ab. »Was ist denn hier los?«, begann sie. »Oh, entschuldigen Sie, Herr Kirrin, ich hab nicht gewusst, dass Sie ...«
»Johanna, waren Sie etwa wieder an meinem Schreibtisch?«
»Nein, suchen Sie etwas? Warten Sie, ich finde es«,
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