Amnion Omnibus
zu bringen. Ihnen fehlt die Gewißheit, daß Kapitän Succorso es von der VMKP bekommen hat, also hoffen sie, daß sie’s schaffen, es zu vernichten, bevor die Formel der gesamten Menschheit bekannt wird. Aber falls es nicht gelingt, es aus der Welt zu schaffen, haben sie vor, es wenigstens zu analysieren, um festzustellen, wie sie ihm begegnen können.« »Lügen!« brüllte Fane. »Dieses Mittel gibt es nicht! Und falls es doch existiert – wenn Dios uns wirklich die ganze Zeit hindurch betrogen hat –, dann hat Generaldirektor Fasner es nicht gewußt. Wenn Sie derartig ungeheuerliche Anschuldigungen erheben, sollten Sie aber im Besitz von hieb-und stichfesten Beweisen sein!« »Polizeipräsident Dios hat mir selbst anvertraut«, antwortete Koina, ohne Fane anzublicken, »daß es sich so verhält.“
Und es gibt die Aussage Vector Shaheeds, hätte sie hinzuzufügen die Möglichkeit gehabt. Und Nick Succorsos sowie Morn und Davies Hylands Aussage. Aber so weit mochte sie noch nicht gehen. Sie hoffte auf etwas anderes… »Ist diese vorgebliche Anweisung irgendwo dokumentiert?« fragte der GOD hitzig. »Ist sie irgendwo aktenkundig oder elektronisch gespeichert?« »Nicht daß ich wüßte«, gestand Koina. Inzwischen benutzte sie ihren Ärger, um sich zur Ruhe zu zwingen.
»Es ist die Regel, daß GD Fasner Polizeipräsident Dios seine Weisungen persönlich erteilt.« Nun gab sie jede Vorspiegelung auf, ihre Attacke wäre nicht gegen den Drachen gerichtet. »Privatim in der VMK-GD. Falls Aufzeichnungen vorhanden sind, dann nur bei GD Fasner.« »Also steht Dios’ Behauptung gegen mein Wort«, knurrte Fane. »Und daß er das Regierungskonzil belogen hat, haben Sie ja schon zugegeben.“
Koina vermied darüber jede Diskussion. Vielmehr ließ sie seine Vorhaltung unwidersprochen und atmete gründlich durch, um die Beherrschung zu wahren. Dir Sturmangriff auf Holt Fasners Autorität stand erst am Anfang: Sie hatte noch viel mehr zu sagen. Doch alle ihre Vorwürfe ermangelten der Untermauerung durch unwiderlegliche Beweise. Stießen Hashi Lebwohl und Sicherheitschef Mandich nicht bald auf konkretes, verwertbares Beweismaterial, war sie zum Scheitern verurteilt. Alle ihre Äußerungen müßten auf sie zurückfallen. Warden Dios stünde wie ein Mann da, der seine Schweinereien zu vertuschen versuchte, indem er jemand anderem die Schuld in die Schuhe schob. Und sie wie seine Marionette.
»Sobald die Posaune den Bannkosmos verlassen hatte«, setzte sie den Konzilsdeputierten auseinander, statt einen direkten Wortwechsel mit Cleatus Fane zu riskieren, »hat Kapitän Thermopyle über einen VMK—Lauschposten eine Nachricht ans VMKP-HQ übermittelt.
Eine der darin gemachten Mitteilungen lautet: ›Die Amnion wissen von dem in Nick Succorsos Besitz befindlichen Antimutagen-Immunitätsserum.‹ Ich glaube, unabhängig davon, was Geschäftsführender Obermanagementdirektor Fane in Abrede stellt, müssen wir darin wohl eine Tatsache sehen. Meine Ansicht ist, daß auch Milos Taverner davon wußte. Er und Kapitän Succorso steckten schon seit Jahren unter einer Decke. Als er Kapitän Thermopyle in den Rücken fiel, hat er gleichzeitig seinen alten Kumpan Succorso verraten.“
So wie den gesamten Rest der Menschheit.
Maxim Igensard war viel zu geladen, als daß er den Mund hätte halten können. »Die Behauptung Polizeipräsident Dios’, Taverner hätte gemeinsam mit Angus Thermopyle die KombiMontanStation bestohlen«, erkundigte er sich voller Harne, »war also ebenfalls eine Lüge?« Koina nickte bekräftigend. »Das ist richtig.« Dennoch hielt sie ihre Aufmerksamkeit ausschließlich auf die Gesichter vor der Empore gerichtet. »Vorhin wollte der Sonderbevollmächtigte wissen, was es hieße, daß Polizeipräsident Dios und Direktor Lebwohl ›die Gefahr erkannt‹ hatten, die Milos Taverner verkörperte. Die Wahrheit ist, daß wir – damit meine ich Polizeipräsident Dios und Direktor Lebwohl – zu Taverner eine besondere Beziehung unterhielten. Der Stellvertretende Sicherheitsdienstchef der KombiMontanStation war…« sie erwog eine Anzahl möglicher Umschreibungen »…ein Mann mit flexiblem Treueverständnis. Weniger diplomatisch ausgedrückt: Er war käuflich. Er hat jedem verkauft, der ihn dafür bezahlte, was er wußte und was er konnte. Das ist uns so genau bekannt, weil auch wir ihn bestochen haben.« Durch Vest Martingales Zähne drang ein scharfes Zischen; aber außer ihr entfuhr niemandem ein Laut.
Sogar von
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