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Amnion Omnibus

Amnion Omnibus

Titel: Amnion Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Donaldson
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gewesen war und kurz zuvor beobachtet gehabt hatte, wie Angus Thermopyle eine komplette Wühlknappschaft in ihrem Lager massakrierte.
    Das HyperspatiumSyndrom lieferte die einzige überhaupt vorstell bare Rechtfertigung für das ihr durch Angus ins Gehirn gepflanzte Zonenimplantat sowie das entsprechende Kontrollgerät, das sie jetzt in ihrem Besitz hatte. Und dies Kontrollgerät war ihr einziges Geheimnis; ihr einziger Schutz, als sie sich an Bord der Käptens Liebchen wagte. Sie hätte jeden umzubringen versucht, der auf die Idee verfallen wäre, es ihr fortzunehmen.
    Um Nicks Argwohn zu begegnen, war sie bereit, ihm soviel über die Stellar Regent zu erzählen, wie er zu hören wünschte, obgleich das Raumschiff insgesamt als Geheimobjekt gegolten hatte und Morn den Beruf einer Polizistin ausübte. Als letztes Hilfsmittel gedachte sie ihm sogar zu enthüllen, was die Zerstörung der Stellar Regent bewirkt hatte.
    Aber niemals gedachte sie ihm zu offenbaren, daß Angus ihr ein Z-Implantat eingepflanzt – und ihr später das Kontrollgerät überlassen hatte.
    Niemals. Sie war Polizistin: Darin lag das Problem. Ein ärgeres Einzelverbrechen als die ›mißbräuchliche Anwendung‹ eines Zonenimplantats konnte sie, Hochverrat ausgenommen, als Polizistin nicht begehen. Die Tatsache, daß sie Angus Thermopyle begünstigte, indem sie das Kontrollgerät des eigenen Z-Implantats versteckte, verschlimmerte den Sachverhalt um so mehr. Sie hatte ihr Leben der Bekämpfung solcher Menschen wie Angus Thermopyle und Nick Succorso verschrieben, der Ausmerzung von Übeln wie Raumpiraterie und Mißbrauch von Zonenimplantaten.
    Doch sie wußte genau, welche Bedeutung das Gerät für sie hatte.
    Unbeabsichtigt, aber nachhaltig hatte Angus es sie gelehrt. Das Gerät war ihr wichtiger als der Eid geworden, den sie beim Dienstantritt als VMKP-Polizistin abgelegt hatte, kostbarer als ihre Ehre. Sie hatte nicht vor, es jemals herauszugeben.
    Statt die Wahrheit über sich selbst durchblicken zu lassen, tat sie ihr Bestes, um ihr Bewußtsein möglichst ›abzuschalten‹, um nicht, falls Nick sie küßte, zu reagieren, als wäre er Angus.
    Zum Glück bewährte sich ihr Kniff. Nick mußte sich um unmittelbarere, dringendere Angelegenheiten kümmern. Und der Gedanke, daß Angus’ Rüpelhaftigkeit Morn in Mitleidenschaft gezogen, er sie zerschunden hatte, leuchtete auf Anhieb ein. Unversehens nahm Nick die Hände von ihr und wandte sich ab.
    »Teil ihr ‘ne Kabine zu«, befahl er über die Schulter seiner Ersten Offizierin. »Gib ihr was zu essen. Und Kat, wenn sie will. Weiß Gott, was der Saukerl mit ihr angestellt hat.« Morn hörte weitere Äußerungen, während er sich entfernte. »Wir legen ab, und zwar unverzüglich.« Aus seiner Stimme klang Begierde, und die Narben unter seinen Augen hatten sich auffällig verfärbt. »Der Sicherheitsdienst möchte nicht, daß wir hier rumlungern. Das zählt zur Vereinbarung.« Morn wußte, auf was seine Gier abzielte. Doch nun blieb ihr eine kurze Frist, um sich darauf vorzubereiten.
    Sie schwitzte derart, daß sie die eigenen Ausdünstungen roch.
    Nicks Erste Offizierin, eine Frau namens Mikka Vasaczk, hatte es eilig. Möglicherweise wollte sie schleunigst auf die Brücke. Oder vielleicht sah sie in Morn eine Nachfolgerin und hatte deshalb etwas gegen sie. Was auch der Grund sein mochte, sie benahm sich hastig und schroff.
    Das sollte Morn recht sein.
    Auf dem sanften Druck der Hydrauliken fuhren sie mit dem Lift hinab – ›unten‹ verwandelte sich in ›oben‹, sobald die Käptens Liebchen ablegte und interne Rotationsschwerkraft generierte – aufs Kabinendeck, das man rund um die Lagerräume, Antriebsaggregate, Datenbanken sowie Scanneranlagen und Geschützbatterien des Schiffs angeordnet hatte. Nach allen Standardmaßstäben konnte die Käptens Liebchen mit luxuriösem Interieur prunken, und für Passagiere stand mehr als eine Kabine zur Verfügung. Mikka Vasaczk brachte Morn zu einer dieser Kabinen, schob sie hinein, zeigte ihr, wie man das Code-Türschloß und den Interkom-Apparat bediente. »Wollen Sie irgend was?« erkundigte die Erste Offizierin sich zum Schluß in einem Ton, der nicht ganz den gängigen Höflichkeitsnormen entsprach.
    Morn wünschte sich so vieles, daß die bloße Vorstellung sie entmutigte. »Es geht schon«, antwortete sie mit einiger Mühe. »Ich brauche bloß Schlaf. Und Sicherheit.“
    Mikka hatte ausdrucksfähige Hüften; sie bewegte sie, als verstünde sie sie

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