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talon004

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Titel: talon004 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Ruinenfelder
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Talon Nummer 4

    „Die Ruinenfelder“

    von
    Thomas Knip

    N’che reckte den mächtigen Kopf empor und blickte über die Savanne.
    Seine bernsteinfarbenen Augen suchten die mit hohem Gras bewachsene Landschaft nach Bewegungen ab. Immer wieder zuckten seine Ohren vor, wenn ein leises Geräusch zu ihm herüber drang. Das Rascheln von Gras, der Schrei eines Vogels, Wind, der über die leicht gewellte Ebene strich.
    Wind – im hohen Gras
    Ab und an knurrte er unwillig und stieß eine seiner Gefährtinnen leicht in die Seite. Doch keine der Löwinnen war bereit, sich aus ihrem Schlummer zu erheben und ließ den Kopf wieder langsam auf ihre Pranken sinken.
    Nicht weit von ihnen entfernt spielten zwei der Jungen miteinander. Das Rudel lagerte im spärlichen Schatten eines knorrigen Affenbrotbaums. Rund um den Stamm war das Gras mehrere Meter weit dem ockerfarbenen Boden der Savanne gewichen und erlaubte es den älteren Tieren, die Jungtiere ohne strenge Aufsicht herumtollen zu lassen.
    Ruhe – im Wind
    Der Wind trug eine angenehme Stille mit sich, die von der heiß brennenden Sonne begleitet wurde. Nichts rührte sich auf der Ebene, und so legte der Löwe den Kopf wieder auf seine rechte Vorderpranke. Irritiert schüttelte er den Kopf, wenn eine der ständig anwesenden Fliegen versuchte, in eines seiner Ohren einzudringen.
    N’che war gesättigt und gähnte ausgiebig. Heute Morgen erst hatten seine Gefährtinnen ein Gazellenjunges erlegt, aus dem er sich die besten Brocken gesichert hatte. Nicht mehr als der Instinkt hielt ihn wach, das Gefühl, seine Umgebung niemals unbeobachtet zu lassen.
    Der Wind trug eine dünne Staubschicht des Bodens vor sich her, die sich schnell im blassblauen Himmel verlor. N’che betrachtete eines seiner Jungen, das mit einem Grasbüschel spielte. Noch hilflos tapste es mit seinen kleinen Pfoten über den warmen, ausgedörrten Boden.
    Fühlen – die Erde
    Ein Knall durchschnitt die Savanne. N’che spürte etwas heiß in seinem Körper explodieren und sackte tot in sich zusammen.
     – den Tod

    Bernhard Levis schob sich mit dem Daumen seiner rechten Hand den Hut aus der Stirn.
    Er sicherte sein Repetiergewehr und stützte sich damit auf einem der Felsen vor sich ab. Angespannt blickte er auf die Ebene unter sich. Zwei Kraniche, die durch den Schuss aufgeschreckt waren, zogen krächzend in geringer Höhe über das Gras hinweg.
    Am Fuß des Affenbrotbaumes war das Löwenrudel aufgesprungen. Das Brüllen der Löwinnen erfüllte die Savanne. Levis lud eine neue Kugel nach, zog den Hahn durch und gab einen zweiten Schuss auf die Raubtiere ab. Durch das Fernrohr konnte er sehen, wie die Kugel zwischen den kräftigen Tieren in den Boden peitschte.
    Die Löwen stoben nun auseinander und verloren sich schnell in der Deckung des gelbgrünen Grases. Mit einem zufriedenen Grinsen schmiss der Weiße die Patronenhülse aus der Waffe und legte sich das Gewehr über den linken Oberschenkel.
    „Prachtvoller Kerl!“, bestätigte er sich selbst mit einem Blick auf den Körper des toten Löwen, der regungslos im Schatten des Baumes lag.
    „Wird sich gut vor meiner Bar machen.“ Er dachte dabei an seinen Partykeller in Nairobi. Als leitender Botschaftsangestellter wollte er seine Freiheiten so gut wie möglich nutzen. Niemand kontrollierte einen Europäer im diplomatischen Dienst, der mit einem Jagdgewehr von Kenia nach Zentralafrika reiste – vor allem nicht, wenn man die richtigen Leute fragte. Und niemand würde ihn kontrollieren, wenn er seine Trophäe mit nach hause brachte.
    Neben ihm löste sich eine dunkle Gestalt aus der Sicherheit der Felsen. Levis atmete tief durch und sah seinen Begleiter kühl an.
    „Nun lauf’ schon und hol’ die Sachen aus meinem Jeep“, herrschte er den Schwarzen an, der ihm als ‚zuverlässiger Führer’ vorgeschlagen worden war.
    „Der Löwe muss zerlegt sein, bevor sich das Rudel beruhigt hat und zurückkehrt“, fuhr er fort. Er machte sich keine Gedanken um Wachtrupps im Nationalpark, die auf ihn aufmerksam werden könnten. Es brauchte nicht viel Bestechung bei einem Vorgesetzten, um dafür zu sorgen, dass die Parkwächter in einem weit entfernten Distrikt ihren Dienst versahen, solange er sich hier austobte.
    Sein afrikanischer Führer nickte zwei Mal heftig und verschwand dann hinter seinem Rücken. Aksem überwand die leichte Anhöhe mit schnellen Schritten. Der Schwarze hatte trotz seiner jungen Jahre bereits eine faltengegerbte Haut. Die Linien wurden

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