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Amore siciliano

Amore siciliano

Titel: Amore siciliano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luzie Bronder
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gegenüber sehr aufgeschlossen sein würden.
    Gut gelaunt trat ich mit den anderen hinaus vor die Halle des Aeroporto Internazionale di Catania und sog die italienische Frühlingsluft ein. Es waren frische dreizehn Grad, wie die digitale Anzeigentafel verriet, die an der Bushaltestelle abwechselnd Temperatur und Uhrzeiteinblendete. Etwas frisch für den sizilianischen März, aber allemal angenehmer als die grauen Wolken, die seit Wochen über Berlin hingen. Hinter einer Apotheke entdeckten wir den Mietwagenverleih, bei dem Dieter uns einen Fiat Ducato Kombi reserviert hatte. Der bot reichlich Platz für vier Mann mit Gepäck. Die Ausrüstung hatten wir sicherheitshalber per Kurier zu unserer Unterkunft vorausgeschickt, da man im Billigflieger nur eine geringe Anzahl Gepäckstücke mitführen konnte. Vom Aeroporto ging es nun also mit dem Mietwagen über Land nach Castroreale in der Nähe von Messina. Die Fahrt hätte eigentlich nur gut zwei Stunden dauern sollen, doch kurz hinter der Flughafenausfahrt gerieten wir in nel traffico di punta, die italienische Rushhour.
    »Wieso sind wir eigentlich nicht nach Reggio geflogen?«, fragte Malte. »Das wäre doch viel näher gewesen!«
    »Weil wir dann noch die Fähre hätten nehmen müssen, das wäre auch nicht schneller gegangen. Außerdem konnten wir so den Billigflieger buchen«, klärte Ole uns auf.
    »Genau«, nickte Dieter. »Vergesst nicht, det hier wird keen Brad-Pitt-Film, det is ’ne Low-Budget-Produktion. Wir müssen sparen, wo wa können.«
    Ole nickte. »Deshalb haben wir uns ja als Teamstandort auch einen der günstigeren Agriturismi ausgesucht«, erklärte er. »Es gibt Höfe, da zahlt man bis siebzig oder achtzig Euro pro Nacht, aber bei den de Vivos sind wir mit vierzig Euro für ein Einzelzimmer dabei und sechzig für ein Doppelzimmer. Frühstück inklusive.«
    »Für achtzig Euro bekommt man selbst in Berlin einschönes Doppelzimmer. Wenn die das hier auf dem Land verlangen, möchte ich mal das Frühstück dazu sehen. Das muss ja der pure Luxus sein«, meinte Malte.
    Sechzig pro Nacht und Doppelzimmer! Klar, dass Studio Berlin mir nicht noch ein Gehalt zahlte. Die Spesen läpperten sich bei einem Monat Drehzeit und sechs Mitarbeitern nämlich ganz schön. Jetzt verstand ich auch, weshalb die anderen Teammitglieder erst später nachkommen sollten.
    Unseren Gastgebern, der Familie de Vivo, gehörte der Hof »I Moresani«, auf dem wir die meiste Zeit verbringen würden und von wo aus wir zu Dreharbeiten bei den Agriturismi der näheren Umgebung starten würden. Auch ein paar typische Marktszenen aus den umliegenden Städten würden wir filmen, um die Region als Ganzes darzustellen und die Vertriebswege der Agriturismi zu zeigen. Ich war schon sehr gespannt auf den Familienbetrieb der de Vivos. Wir verließen Castroreale und steuerten geradewegs auf die Küste des Tyrrhenischen Meeres zu. Um die Mittagsstunde bogen wir in die Via Porticato ein, wo wir unsere Unterkunft fanden und auf einem weiten Sandplatz hielten, von dem wir vermuteten, dass es der Gästeparkplatz sei. Eine grasende Ziege, die auf einer nebenliegenden Wiese mit einem Seil an einem Pflock angebunden war, hob kurz ihren Kopf und schaute uns unbeeindruckt an, bevor sie sich wieder ihrer Mahlzeit zuwandte. Nicht einmal ein müdes »Mäh« entlockte ihr unser Besuch. Auch sonst war kein Laut zu vernehmen.
    »Siesta«, vermutete Ole.
    »Wie ausgestorben!«, sagte Malte.
    Ich war für’s Nachsehen, nahm meinen Rollkoffer und ging auf das große Hauptgebäude zu. Es glich einem kleinen Schlösschen, das inmitten grüner Plantagen eine ideale Umgebung für entspannungssüchtige Touristen bot. Bereits seit zwanzig Jahren konnten hier Rucksackurlauber und Familien für einige Tage einchecken und es sich gut gehen lassen. Ich ging durch das Eingangstor, das weit offen stand, und betrat einen großen Raum mit steinernem Gewölbe, in dem links ein kleiner Empfangstresen und rechts eine Bar untergebracht waren. An einem Tisch saßen zwei ältere Herren bei einem Glas Wein. Sie verstummten, als sie mich sahen. Dann erhob sich der eine und kam mit ausgestreckter Hand auf mich zu. »Buongiorno Signorina, sono Michele de Vivo. Wie kann ich Ihnen helfen?«
    Ich ergriff dankbar seine Hand, ließ meine kräftig durchschütteln und erklärte dem Hausherrn in sorgsam ausgewählten Vokabeln auf Italienisch, wer ich war und was ich hier wollte. Inzwischen waren mir die Männer ins Haus gefolgt, und so ging die

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