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Analog 04

Analog 04

Titel: Analog 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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Gefahr für diesen Moment gebannt war, befand ich mich in einer heiklen Lage. Ich war ein Außenzeitler, der von der Existenz der Parazeit wußte.
    Mir wurde eine harte Wahl gelassen: entweder eine freiwillige Gehirnwäsche zu akzeptieren und mich meines frisch erworbenen Wissens berauben zu lassen oder zu den Taladoranern überzutreten und mein Wissen in ihren Diensten zu gebrauchen.
    Ich wählte den Dienst und die taladoranische Zeitwacht.
    Danach entwickelten sich die Dinge sehr schnell. Innerhalb weniger Stunden befand ich mich an Bord eines taladoranischen Shuttles auf dem Wege zu ihrer Haupt-Zeitlinie. Meine Ausbildung begann kurz darauf.
    Meine erste Einführung wurde von glitzernden Ausbildungsmaschinen erledigt, die das Wissen mit einer Prozedur in mich hineinpreßten, die wie Hypnose anmutete, aber keine war. Und daß ich während der Lektionen in einem tranceähnlichen Zustand der Konzentration war, bedeutet nicht, daß das Lernen leicht vonstatten ging. Zuerst lernte ich Temporal Basic, die Hauptsprache der Zeitwacht. Als ich diese fließende, melodische Sprache gemeistert hatte, wenigstens soweit, daß ich einfache Ausdrücke wie „Ich habe Hunger“ oder „Wo ist das Bad?“ beherrschte, begann der schwierige Stoff.
    Am Ende der achten Woche fühlte ich mich, als ob mein Kopf wie eine reife Traube aufplatzen würde, falls ich mir auch nur einen einzigen Fakt mehr merken müßte. Meine Lehrer, die meine fallende Aufnahmebereitschaft unter den Lernmaschinen erkannten, berieten sich und hatten ein Einsehen mit mir. Sie gestanden mir zehn Tage für eine gründliche Ruhe- und Erholungspause zu.
    Jane Dugway, deren richtiger Name Jana Dougwaix lautete, wurde mit meiner Begleitung beauftragt. Wir verbrachten die Zeit mit der Erkundung von Jafta, der Hauptstadt der Konföderation, und ihrer Analogie auf den benachbarten Zeitlinien. Wir legten nie eine sehr weite Entfernung in Kilometern zurück – gewöhnlich nur zum Shuttle-Flughafen und zurück. Aber was uns an Entfernung fehlte, machten wir mehr als wett durch Mannigfaltigkeit.
    Am Ende unseres kurzen Urlaubs verbrachten Jana und ich eine zärtliche Nacht und einen Morgen tränenreicher Abschiedswünsche. Danach packte ich meine Sachen und machte mich auf den Weg zum Shuttle-Flughafen von Jafta. Von dort waren es nur wenige Stunden bis zu meinem Bestimmungsort, der Ausbildungs-Akademie der Zeitwacht auf einer unbewohnten Zeitlinie, die einfach Salfa Eins genannt wurde.
    Darunter muß man sich eine Schule vorstellen, die die militärischen Traditionen von West Point, St. Cyr und Sandhurst mit der Gelehrsamkeit von Harvard, Oxford und der TU Kalifornien vereinigt.
    Verglichen mit der Akademie waren die acht Wochen der Einführung nur ein langer Urlaub.
    Die Bedeutung des Wissens, das sie in mich hineinpumpen mußten, schwankte. Das waren nicht nur die esoterischen Einzelheiten, die notwendig waren, um zwischen den Hunderten von Zeitlinien, die der Konföderation gegenwärtig offenstanden, erfolgreich zu operieren, sondern auch die primitivsten Dinge, die ein Taladoraner lernte, noch bevor er laufen konnte. Ich war ein Barbar, ein Schafhirte in einer Gesellschaft, die schon lange vergessen hatte, wann und wo die Dampfmaschine erfunden wurde. Ich war der Wilde aus der Südsee, der sich plötzlich an den großen europäischen Höfen wiederfand und der nicht genau wußte, wie er dorthin kam und wie er wieder nach Hause kommen konnte.
    Mit der Ausnahme: Ich wußte, daß eine Rückkehr in meinem Fall außer Frage stand. Ich wußte von der Existenz der Parazeit. Aber die Bedingung der Taladoraner, meine Geburtswelt zu verlassen, war nicht der einzige Grund, warum ich nicht zurück konnte. Es war nicht einmal der Hauptgrund.
    Der lauernde dalgirische Attentäter hatte mein Schicksal in dem Augenblick, als er sich in den Oleanderbüschen versteckte, besiegelt. Nachdem alles vorbei war und die Angreifer tot, hatte Jana mir gesagt, hinter wem sie her gewesen waren.
    Sie waren hinter mir her.
    Ein Dalgiri-Kommando hatte das Chaos der Parazeit durchkreuzt und Monate oder sogar Jahre auf Zeitlinien ausgeharrt, auf denen die gerade verlaufende Zeit rückwärts ging. Sie waren Jäger aus der Zukunft, deren einzige Bestimmung es war, einen unwissenden Außenzeitler, Duncan MacElroy, zu töten oder einzufangen.
    Viele Nächte danach lag ich wach und überdachte meine mißliche Lage. Was hatte ich getan – oder besser: was würde ich in der Zukunft tun –, um einen

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