Analog 04
nicht einmal genug in Form, um aus deinem Bett herauszukommen, ganz zu schweigen …“
„Ich werde es schon schaffen.“
„Wie hoch ist deine Temperatur?“
Er schaute vom Phon weg. „Etwa 40,5°.“
„Das ist schlimmer, als es je gewesen ist“, sagte sie. „Ich habe mit Dr. Reisberson gesprochen, der das Werks-Krankenrevier leitet, und er sagt, daß sich dein Fieber vor zwei Tagen gelegt haben müßte. Ich werde jetzt da hinauffliegen und …“
„Morgen früh.“ Er wandte sich wieder dem Bild des Mädchens zu. „Ich kann das schaffen, Berkley. Schwester Rohmer kommt um Mitternacht vorbei und begleitet mich in die Psycho-Nachsorge hinüber. Du brauchst dir keine Sorgen …“
„Sie. Warum sollte ich zu jemandem Vertrauen haben, der eine Bestechung …“
„Das erste, was du morgen tun kannst, ist hierherkommen und mich retten“, versicherte er ihr. „Wenn es mir gar nicht besser geht, dann kann ja Reisberson nach mir sehen. Okay?“
Sie zögerte. „Also gut … aber morgen früh – und zwar bald.“ „Ja, bald.“ Er schaltete das Phon aus, und ihr Bild erlosch.
Mitternacht – und keine Schwester Rohmer.
Noch zehn Minuten. Sie tauchte immer noch nicht auf.
In dieser Nacht brachen überall in der Altstadt neue Brände aus. Gebäude brannten ab, stürzten ein. Man konnte die eingeschlossenen Leute sogar schreien hören.
„Nein, das stimmt nicht.“ Ireland konzentrierte sich darauf, sich langsam aus dem Bett gleiten zu lassen. „Hier drinnen in der Kuppel kann man Schreie von draußen wirklich nicht hören.“
Er fiel, stand wieder auf.
„Es geht mir schlechter. Sie helfen mir hier nicht, überhaupt nicht.“
Spielte keine Rolle. Wichtig war nur, in die Psycho-Nachsorge hinüberzukommen. Die letzte Barmherzige Schwester reparieren.
„Ich kann …“ Er taumelte zur Tür. „Ich kann Berkley ja heute nacht anrufen … sobald ich fertig bin.“
Sie konnte noch in dieser Nacht kommen … seinetwegen … in ein paar Stunden. Dr. Grossel war offensichtlich unfähig, aber wenn er erst wieder in Sunnyland-2 war …
„Wie bin ich hierhergekommen?“
Er stellte fest, daß er in einem hellgelben Korridor stand.
„Schon gut. Ich bin näher, als ich dachte.“
Der ganze Job konnte ohne die Hilfe von Schwester Rohmer erledigt werden.
Dort hinten, am Ende des Korridors, in der Nähe des Rampenausgangs nach unten, dort lag etwas auf dem hellgelben Bodenbelag ausgestreckt.
Ireland, der seine Hände gegen die glatte Plastwand gepreßt hielt, arbeitete sich zu der gestürzten Gestalt hin.
„… hab’ alles herausgefunden“, sagte Dagastino, als er Ireland über sich stehen sah.
„Was ist passiert? Sind Sie von einem der Stege heruntergefallen?“
„Nein, sie war es. Sie hat mich gestoßen. Damit es wie ein Unfall aussieht.“ Blut quoll aus seinen Nasenlöchern sowie der einen Seite seines Mundes. „Ich werde nicht … Sie können etwas tun … Hören Sie zu, schnell, bevor sie zurückkommt.“
„Wer? Die Barmherzige Schwester?“
„Aber nicht die, die Sie meinen“, sagte der sterbende Detektiv. „Die, die wir suchen … das hab’ ich erst heute nacht herausgefunden … Es ist die fünfte Schwester.“
Er ließ sich neben Dagastino auf dem Boden nieder. „Nein, sie ist im Feuer vernichtet worden.“
„Das war vorgetäuscht … Sie ist schlauer, als euch Idioten klar ist … Sie hat gemerkt, daß man ihr auf die Schliche kommen könnte, deshalb hat sie geblufft … um ihr Werk fortführen zu können …“
„Das verstehe ich nicht.“
„Sie hat dafür gesorgt, daß es so aussah, als sei ein Androide durch das Feuer erledigt worden … Dann hat sie eine neue Identität angenommen.“
„Das kann ein Androide nicht. Es verletzt die Grundgesetze der Robotik.“
„Trotzdem hat sie es getan. Heute nacht … habe ich … habe ich herausgefunden, was mit der echten Schwester Rohmer passiert ist …“
Ireland wischte sein schwitzendes Gesicht ab. „Das ist unmöglich. Die Barmherzige Schwester ist eine schlanke, junge Frau. Wie könnte sie sich als ausgedörrte Schwester mittleren Alters verkleiden?“
„Nicht so schwer … wenn man schlau ist …“
„Das ist zu weit hergeholt. Sie versuchen mir zu erzählen, daß einer unserer Androiden Dinge tun kann, die kein … Dagastino?“
Der Detektiv war tot.
Ireland kniete neben ihm und betrachtete den Toten mehrere Minuten lang. Nur unter Schwierigkeiten konnte er sich wieder aufrichten. „Das ist verrückt, die pure
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