Analog 04
beschrieb so bildhaft wie möglich den Prozeß der Psycho-Sondierung und ging nachdrücklich auf den Zustand des Sondierten danach ein. Während ich sprach und in meinem begrenzten swajornischen Wortschatz nach den richtigen Wörtern suchte, breitete sich Schweigen über die versammelte Menge. Ryfiks Gesichtsausdruck, der am Anfang nur interessiert aussah, wurde dunkel und finster. Als ich meine kleine Horrorgeschichte beendet hatte, kochte kaum verhaltener Zorn knapp unter seiner Oberfläche. Ich entdeckte mehr als eine Hand in der Menge, die unbewußt zur Waffe griff. Als ich schloß, war es totenstill – unterbrochen wurde die Stille plötzlich von einer einzigen, leise schluchzenden Stimme.
Erstaunt bemerkte ich, daß es eine der hartgesottenen Wachen war, die auf der einen Seite des Saals aufgereiht waren. Niemand schien es zu bemerken.
Schließlich sprach Ryfik, jedes Wort langsam und mit Nachdruck aussprechend – er spie sie aus, als ob sie schlecht schmeckten.
„Ist … das … wahr?“
„Ich schwöre es, Lord.“
„Wir werden sehen. Wenn es wahr ist, werde ich den Heiligen Krieg gegen diese Teufel führen. Wenn nicht …“
Ich nickte. Wenn sie dachten, daß ich log, würde es höllisch werden. Die drei „Edlen“ vom weit entfernten Talador würden sich selbst als Gäste des Kerkermeisters von Fyalsorn wiederfinden.
Ich konnte beinahe schon die heißen Schürhaken unter meinen Fingernägeln spüren.
16
Nach wenigen schnellen Worten von Ryfik war die öffentliche Anhörung vorbei. Vier der Wachen, die aussahen, als seien sie zu allem fähig, geleiteten Dal, Haret und mich zu den Privatunterkünften des Lords. Dort erwarteten uns, vor einem behaglichen Feuer um einen kleinen Kartentisch gruppiert, Ryfik, Gosfik, unser Mentor Argor und zwei Würdenträger, die ich versuchsweise als „Staatssekretär“ und „Befehlshabender General“ einstufte. Ryfiks Zorn hatte sich etwas abgekühlt und war einer Atmosphäre kühler Überlegung gewichen.
„Nun, Edle, wenn das, was Ihr sagt, wahr ist, so wird es Krieg geben. Wie können wir Eure Darstellung nachprüfen?“
Diese gegenüber Ryfik zu beweisen, stellte sich als ein schwieriges Unterfangen heraus. Haret und ich wechselten uns darin ab, unseren Verbündeten auf Probe über unser weit entferntes „Land“ zu erzählen und ihnen zu schildern, was seit dem Augenblick, als wir abgeschossen wurden, bis zu dem Moment, als Gosfik uns aufgriff, passiert war. Drei Stunden lang beantworteten wir Fragen, aber jedesmal stolperten wir wieder über dasselbe Hindernis.
Wie konnten wir beweisen, daß wir die Wahrheit sprachen?
Schließlich blickte Argor von dem Feuer, an dem er seine schmerzenden Knochen wärmte, auf und erläuterte uns einen Plan.
„Diese Flugmaschine liegt dort in der Nähe, wo der junge Gosfik euch fand?“
„Ja“, sagte ich.
Argor räusperte sich mit einem tiefen Brummen und wandte sich an Ryfik. „Dann haben wir ein Mittel, die Wahrheitsliebe der Edlen zu testen, Lord. Unser Kampf mit den Invasoren ist nicht völlig ohne Beute geblieben. Wir besitzen Beispiele der Krakeleien, die sie anstelle der ehrenwerten swajornischen Buchstaben verwenden. Sicherlich wird sich ihre Sprache, wenn diese drei aus einem anderen Königreich kommen, von der der Krummgehenden unterscheiden.“
Ich übersetzte für Dal die Idee von Argor, und dieser stimmte sofort zu. „Natürlich! Warum hab’ ich daran nicht gedacht? Die dalgirische Schrift ist so verschieden von der taladoranischen, daß selbst ein Blinder den Unterschied erkennen kann.“
Ich nickte. Die dalgirische Schreibweise erinnerte an das Morsealphabet – lauter Punkte und Striche –, während die taladoranische Schrift eine ausdrucksvolle Ähnlichkeit mit dem Gotischen hatte, wenn man dieses mit Arabisch mischte.
„Wo finden wir ein Beispiel für Taladoranisch?“ fragte Haret.
„Deswegen fragte Argor nach dem Schiff“, entgegnete ich. „Wir führen sie zur Rettungskapsel, zeigen ihnen die Beschriftung unserer Instrumente, und sie werden uns glauben … hoffe ich.“
Der Rest des Nachmittags wurde mit Verhandlungen verbracht, wer die Leute von Fyalsorn zu den Trümmern unseres Schiffs begleiten sollte. Schließlich trafen wir einen Handel, mit dem ich nicht besonders glücklich war.
Es wurde vereinbart, daß Dal und ich Lord Ryfik, seinen Sohn und eine schwer bewaffnete Truppe zurück zu unserem Lagerplatz begleiten sollten. Haret sollte als Geisel zurückbleiben.
Wir
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