Scream Street - Die Zombiejagd - Band 4
1. Kapitel
Die Zombies
Luke Watson betrachtete die Wirbelsäule, die vor ihm im Gras lag. Konzentriert runzelte er die Stirn. So einen Biologie-Unterricht hatte es an seiner alten Schule nicht gegeben.
»Und?«, fragte Dr. Skelly. »Kannst du nun
sagen, wo der Lendenwirbelbereich anfängt und endet oder nicht?«
Flüchtig ging Luke die Frage durch den Kopf, ob es eigentlich überraschender war, dass er von einem Skelett unterrichtet wurde oder dass es sich um die losgelöste Wirbelsäule seines Lehrers handelte, die er gerade untersuchte. Seit seiner Ankunft in der Scream Street gehörten jedoch Überraschungen dieser Art zum Alltag, sodass ihm mittlerweile beides nicht mehr wirklich seltsam erschien.
Erst seit Kurzem gab es in der Scream Street wieder Tageslicht, nachdem ein jahrhundertealter Dunkel-Zauber gebrochen worden war. Und so fand der heutige Undterricht im Garten von Dr. Skelly statt - aber auch wenn es dort sehr schön war, fiel es Luke schwer, sich in so einer entspannten Umgebung zu konzentrieren.
»Ich warte«, sagte der Lehrer.
»Ich, äh...«, begann Luke.
Da drang plötzlich ein Klappern von der Terrasse herüber - eine willkommende Ablenkung. »Ach, das wird nichts«, jammerte eine kleine ägyptische Mumie. »Ich schaffe es einfach nicht, Ihre Rippen wieder zusammenzusetzen!«
»Cleo, geh bitte vorsichtig damit um«, seufzte Dr. Skelly. »Das letzte Mal, als ich einem Schüler meine Rippen zur Verfügung gestellt habe, sind ihm drei abhandengekommen und mein Schlafanzug hat einen Monat lang nicht mehr richtig gepasst!«
»Aber, Sir, ich -«
Die Mumie brach ab und kreischte, als mit einem Mal eine Faust von unten durch das Gras brach.
Der junge Vampir, der neben ihr saß, grinste. »Ah, darauf habe ich schon gewartet.«
Das Loch wurde größer und dann tauchte ein rissiges grünes Gesicht auf und blinzelte mit seinen milchig weißen Augen in den Sonnenschein. »Na, vermisst du was, Doug ? «, fragte der Vampir und zog aus seinem Umhang ein Bein heraus, dessen Haut mit Geschwüren überzogen war.
»Oh Mann!«, sagte der Zombie strahlend. »Das suche ich schon den ganzen Vormittag.«
»Ich hab’s auf dem Weg zur Schule gefunden«, erklärte der Vampir. »Heftige Nacht gehabt?«
Doug nickte. »Krasse Party, Mann! Und jetzt muss ich mich schnell ans Zusammennähen machen. Ist nämlich ’n großer Tag heute!« Der Zombie nahm sein fehlendes Gliedmaß und tauchte wieder im Loch ab. »Man riecht sich, Kumpel...«
Der Schädel des Lehrers, der auf einem umgedrehten Eimer thronte, starrte zornig
in den Garten. »Glaub ja nicht, dass deine Beschäftigung mit den Untoten dich erlöst, Rhesus Negativ«, warnte er. »Du musst trotzdem noch die untere Hälfte meines Beins zusammensetzen.«
»Warum müssen wir das überhaupt lernen?«, fragte Rhesus mit einem Stöhnen.
»Weil«, erklärte der Schädel, »ich nicht dreißig Jahre lang in der Ecke eines Uni-Labors herumgestanden habe, nur um das Wissen, das ich gesammelt habe, verkommen zu lassen.«
»Aber, Sir«, entgegnete Rhesus grinsend, »mein Gehirn ist schon ganz voll - schauen Sie nur!«
Luke verkniff sich ein Lachen, als der Vampir wie schon so oft in die Falten seines Umhangs griff und ein matschiges graues Gehirn herausholte, das mit einer durchsichtigen Geleeschicht umgeben war.
»Das ist ja eklig«, stöhnte Cleo und zog sich würgend ihre Bandagen vor den Mund.
»Wessen Gehirn ist das?«, wollte Dr. Skelly wissen.
»Mein Großonkel Igor hat es mir geschickt«, antwortete Rhesus.
»Deine Familie ist doch echt krank!«, bemerkte Cleo.
»Wie kannst ausgerechnet du so was sagen?«, meinte Rhesus. »Bei der Mumifizierung wurde dir das Gehirn mit Metallhaken aus der Nase gezogen!«
»Mag sein«, gab Cleo zu, »aber ich trage es wenigstens nicht mit mir herum wie eine Art Troph-«
Sie schrie auf, als erneut eine Hand durchs Gras vor ihr hochschoss.
Rhesus lächelte. »Was hast du denn nun schon wieder verloren, Doug?«
Durch die Erde quetschte sich ein grauer
Kopf. Dem Wesen fehlte ein Auge und aus einer Wunde an der Wange sickerte eine klebrig braune Flüssigkeit.
»Äh, das ist nicht Doug...«, stellte Luke fest.
»Schramm Hirn!«, ächzte der Zombie und blickte sich suchend im Garten um. »Schramm Hirn!«
Rhesus sprang auf, als eine zweite Hand durch den Rasen stieß, gefolgt von einer dritten, nur wenige Meter entfernt. Immer mehr und mehr Zombies tauchten auf und buddelten sich einen Weg frei. Dabei wiederholten
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