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ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)

ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)

Titel: ANGEL - Wolfsmensch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liesa Maria Nagel
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Gefrierfach zu holen. Die vier Wochen seit meinem Erwachen hatten ausgereicht, um mich hier zu Hause zu fühlen. Mittlerweile kannte ich mich in dem großen, zweistöckigen Herrenhaus bestens aus.
    Nick seufzte und ließ sich gegen die Stuhllehne sinken. „Es ist halt seine Natur und er hat es echt nicht leicht damit. Außerdem steht er im Rang über mir.“ Ich konnte über soviel Hörigkeit nur die Augen verdrehen, sparte mir aber den Kommentar. Nick nahm mir den Eisbeutel ab und drückte ihn gegen seinen Hals.
    „Du solltest ihn suchen gehen“ murmelte er. Seine Stimme klang seltsam. Rauer. Hatte Seth ihn wirklich so sehr gewürgt?
    „Warum sollte ich das tun?“, fragte ich.
    Nick fluchte. „Er wollte dich verteidigen. Und damit wir alle nicht die nächsten drei Tage auf Zehenspitzen um ihn herumschleichen müssen, solltest du diese Sache zwischen euch klären. Sag ihm, ob du ihn willst oder nicht. Aber mach es ihm deutlich, sonst wird er damit nicht aufhören. Ganz im Gegenteil!“
    Ich schnaubte abfällig: „Dafür müsste ich vorher erst einmal selber wissen was ich will, oder?“
    Nick gab einen leisen Laut von sich, der wohl ein Lachen werden sollte. Er rieb sich die Augen. „Weißt du, ich habe eine Freundin. Sie ist ein Mensch, deswegen wohnt sie nicht hier. Wäre sie nicht da, würde ich wahrscheinlich auch auf dich abfahren. Lukas ist schwul, der hat das Problem nicht. Aber sogar Victor und Mark haben ganz schön mit sich selbst zu kämpfen, wenn du ihnen nahe bist. Unterschätze deine Wirkung auf Männer nicht, Angel. Du bist deutlich schöner, als du dich selbst siehst und hier im Rudel hat seit einer Ewigkeit keine Frau mehr gelebt.“
    Ich war also so etwas wie der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Wirklich fantastisch!! „Dann wäre es besser, wenn ich einfach gehen würde ...“, stellte ich tonlos fest und sah auf meine Hände. Der Gedanke stimmte mich traurig. Ich wollte nicht weg.
    „Angel, das wollte ich damit nicht sagen und das weißt du auch! Du musst dich bloß entscheiden. Entweder für einen von ihnen oder gegen. So einfach ist das. Wenn du das einmal klargestellt hast, ist Ruhe. Sie sind ehrenvolle Männer, auch wenn sie nicht so aussehen. Sie werden dein Wort respektieren.“
    Verblüfft und verwirrt zugleich starrte ich ihn an. „Aber…“
    „Kein Aber! Sieh zu, dass du ihn findest, und rede mit ihm.“ Seine Hand ergriff meine Schulter und drängte mich in Richtung Tür. „Los!“
    „Kann ich dich denn hier alleine lassen?“, erkundigte ich mich leise. Zwar heilten wir unglaublich schnell, so eine Quetschung war wohl unter einer Stunde völlig verheilt, aber nichtsdestotrotz machte ich mir Sorgen um ihn. Auf der anderen Seite wollte ich auch nach Seth suchen und sehen, wie es ihm ging. „Geh, mir geht’s gut. Ich werde schon mal die Pfannkuchen machen.“
    Ich nickte stumm und wandte mich endlich um. Kaum war ich aus der Küche heraus, beschleunigten sich meine Schritte.
     
    Draußen empfing mich eine kühle, feuchte Nacht. Nebel kroch zwischen den Bäumen und Sträuchern hindurch, ließ seine Arme umherwandern.
    Craven lag ein gutes Stück außerhalb von London. Das Gebiet, welches Mark gehörte war gewaltig. Zwei Tage hatten wir zu Fuß gebraucht, um einmal an der Außenmauer entlang zu gehen. Bis auf das alte Herrenhaus, in dem wir wohnten, gab es nur Wiesen und Wald. Ursprünglich und unbewirtschaftet. Allein der kleine, eingezäunte Gemüsegarten hinterm Haus wurde gepflegt. Abgesehen davon war diese Gegend so wild und frei, wie wir.
    Seth' Geruch zu finden und ihm zu folgen war bei dieser Witterung kein Problem. Denn wie gemalt zog sich seine Spur durch die nasse Luft. Meine Schritte wurden von dem weichen Boden verschluckt, als mich mein Weg immer tiefer in den Wald führte. Dunkelheit und das leise Rascheln von Kaninchen und Spinnen im Unterholz begleiteten mich. Meine Sinne waren bis zum Äußersten gespannt, und obwohl es so finster war, sah ich gut. Meine Augen funktionierten wie die eines normalen Wolfes. Sie fingen jedes bisschen Restlicht auf und reflektierten es in der Nacht.
    Nach ein paar Kilometern durch den nächtlichen Wald hörte ich ihn. Schwerer Atem. Brechendes Holz. Deftige Flüche. Ich verbarg mich auf der windabgewandten Seite hinter einem Baum und beobachtete ihn.
    Immer noch glühten seine Augen gelb vor Zorn. Der breite Eichenstamm, auf den er mit bloßen Fäusten eindrosch, hatte schon eine ansehnliche Kerbe. Überall lagen

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