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ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)

ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)

Titel: ANGEL - Wolfsmensch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liesa Maria Nagel
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Langes, schwarzes Haar stahl sich daraus hervor und wehte leicht im kalten Nachtwind.
    Bewusst hatte er die Schwärzeste aller Nächte gewählt, um diesen grausamen Weg zu gehen. Aus dem Nichts tauchte er auf und mit jedem Schritt, den er seinem Ziel näher kam, wurde sein Herz schwerer.
    Er musste sie gehen lassen, allein und ohne seinen Schutz.
    Es brach ihm schier das Herz. Jahrhundert über Jahrhundert hatte er sie beschützt und über sie gewacht, war an ihrer Seite geblieben. Doch damit war es nun vorbei.
    Claude war sehr froh darüber, allein mit ihr zu sein. So sah wenigstens niemand die Tränen. Seit Ewigkeiten hatte er nicht geweint. Solange, dass er sicher war, es verlernt zu haben. Aber wie es schien, war das eine Sache der Unmöglichkeit.
    Diese Frau in seinem Arm, schlafend und dem Tode näher als dem Leben, vollbrachte dieses Wunder.
    Sie war die Einzige, die sein Herz rührte. Sein Schützling. Seine Aufgabe. Seine Nemesis.
    Man hatte ihn an sie gebunden. Mit Herz und Haut. Alles, was sie fühlte, fühlte auch er. Sie fror entsetzlich, alles schmerzte. Sogar das Atmen tat ihr weh. Obwohl sie schlief, spürte sie den Schmerz und so auch er.
    In seinem Inneren krampfte sich alles zu einem harten, eiskalten Klumpen zusammen, als er ihr Gesicht betrachtete. Es würde das letzte Mal sein. Wenn nicht für immer, dann für eine sehr, sehr lange Zeit. Er konnte nicht mehr bei ihr bleiben. Zu gefährlich war die Welt geworden. Man jagte jene, die so waren, wie sie. Ganz besonders sie und ihre Schwester, seit man herausgefunden hatte, wo die beiden lebten. Die ungleichen Geschwister waren einzigartig. Nichts konnte man mit ihrer Macht vergleichen.
    Doch dank seinem Einsatz würde sich keine von beiden daran erinnern, woher sie kamen oder wer sie wirklich waren. Dafür hatte Claude gesorgt.
    Endlich erreichte er das alte Herrenhaus, den sichersten Ort der Welt. Seit er den Ring aus kleinen Salzkristallen überwunden hatte, fühlte er sich behütet.
    Hier würde es ihr gut gehen. Bestimmt.
    Wie ein Mantra betete Claude die Worte herunter. Wieder und wieder. In der verzweifelten Hoffnung, er könnte sie endlich glauben.
    Mark erwartete ihn bereits auf der Schwelle und hieß die beiden mit ernster Miene in seinem Haus willkommen. Der ältere Mann mit den graugrünen Augen wusste genau, warum Claude hier war und warum er diese Frau mitgebracht hatte. Lange hatte sein Freund überlegt, ob diese Entscheidung die Richtige sei. Ob Mark derjenige sei, der sie an seiner statt beschützen konnte. Doch schließlich hatte Claude begriffen, dass dieser Mann Angels einzige Chance auf ein glückliches, normales Leben war. Mark und ihn verband eine uralte Pflicht. Einst hatte Claude ihm einen Gefallen erwiesen, der mit dem Leben des Mannes aufzuwiegen war. Über Jahre hatte er ihn sich aufgehoben. Bis heute.
    Mark würde ihr helfen. Sein Ehrgefühl würde ihn dazu zwingen. Claude konnte ihr nicht mehr beistehen. Die Bürde, die sie trug, war auch ohne ihn schon schwer genug. Ein Werwolf mit ihren Kräften zu sein, war gewiss nicht leicht.
    „Gibt gut auf sie Acht“, sagte der Wächter zu seinem Freund. „Ich kann sie nicht beschützen, sie ist nicht mehr sicher bei mir. Sag ihr niemals, woher sie kommt. Sie wird sich ohnehin nicht erinnern können. Weder an mich, noch an unsere Zeit oder ihre Entstehung. Du bist der Einzige, dem ich diese Bürde anvertrauen kann. Hüte sie gut.“
    Der bloße Gedanke daran, sie zu verlassen, brachte ihn schier um. Das Atmen fiel ihm schwerer, als Mark langsam nickte und die bewusstlose Frau aus seinen Armen barg.
    So schnell er konnte, wandte sich Claude ab und ging davon. Es kostete ihn alle Mühe, nicht zu rennen. Tausendmal glaubte Claude, den Verstand zu verlieren. Aber er konnte nicht. Er durfte nicht!
    Alles, was ihm geblieben war, war sie aus der Ferne zu beobachten. Nur, wenn es keine andere Möglichkeit mehr gab, durfte er eingreifen. Es war einfach zu riskant. Fluch hin oder her. Er durfte sie nicht lieben. Er durfte sie nicht begehren. So vieles durfte er nicht …
    Alles, was ihm geblieben war, war sie aus der Ferne zu beobachten und ihr alles Glück der Welt zu wünschen.

Kapitel I
    Ich war atemlos, blind und taub. Meine Füße schmerzten. Wie weit war ich wohl schon gegangen?
    Irgendwann, vor Tagen oder Wochen, bin ich aufgewacht. An einem schroffen, felsigen Ufer. Meeresrauschen. Kälte. Schnee war auf mich gefallen und hatte alles in einen weißen Mantel gehüllt.
    Ohne zu

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