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Angriff Aus Dem Netz

Angriff Aus Dem Netz

Titel: Angriff Aus Dem Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Falkner
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Headset aus der Hand gerissen und setzte es sich auf den Kopf.
    »Kein Aber.« Er rammte den Kabelstecker in die Buchse.
    Die Wirkung trat sofort ein. Es war, als hätte er einen nassen Finger in eine Steckdose gesteckt. In gewisser Hinsicht stimmte das sogar. Nur war es sein Gehirn, nicht sein Finger. Und es war auch keine Steckdose. Sondern das gesamte Neuro-Netzwerk, Millionen Gehirne, alle miteinander verknüpft, und außerdem noch die riesige Datenbank, die das World Wide Web selbst darstellte.
    Ein Schlag fuhr durch Dodges Körper, als sei ein gewaltiger elektrischer Stromstoß durch ihn gejagt worden. Seine Augenlider flatterten unvorstellbar schnell, die Iris rollte so weit nach oben, dass nur noch das blanke Weiß zu sehen war, und er riss den Mund auf und stieß einen entsetzlichen, halb erstickten Schrei aus. An beiden Händen spreizten sich die Finger und bogen sich zurück wie Äste eines Baumes im Sturm, während er die Hände hilflos zum Headset hob und vergeblich versuchte, ihn mit den Handflächen vom Kopf zu schieben, weil die Finger nicht mehr zu gebrauchen waren.
    Sam sprang vor und griff nach dem Kabel, um es herauszureißen, aber es war bereits zu spät.
    Dodges Oberkörper kippte kraftlos nach vorn, sein Kopf schlug schwer auf der Tastatur auf. Seine Augen rollten wieder in ihre normale Stellung und die grotesk verzerrten Sehnen und Muskeln seines Körpers entspannten sich. Auch das grauenhafte erstickte Keuchen hörte auf, ein entsetzliches Geräusch, das Sam fast den Magen umgedreht hätte.
    Dodge hing schlaff im Stuhl, halb nach vorn über den Computertisch gekippt, und schien kaum noch zu atmen. Auf dem Kopf hatte er sich einen tiefen Schnitt zugezogen; Blut rann heraus, lief über seine Tätowierung und tropfte auf seine Hände.
    »Wir haben das Abwurfsignal aufgefangen!«, schrie Jackson, das Funkgerät am Ohr und der Panik nahe. »O mein Gott. Sie öffnen die Bombenschächte!«
    Plötzlich gab es direkt an der Tür eine Explosion. Die Druckwelle schleuderte einen der Soldaten quer durch den Raum.
    Sam riss seinem fast leblosen Freund das Headset herunter und rammte es ungeschickt auf den eigenen Kopf.
    »Abwurf! Abwurf!«, hörte er Jackson schreien, aber es klang, als sei er weit, weit entfernt. »Mehrere Atombomben ...«
    Sam schloss die Augen.

15. Geburt
    Für den Bruchteil einer Sekunde geschah nichts. Als müsste das Universum noch einmal tief durchatmen.
    Dann: Schwärze. Nichts als Schwärze. Ohne die führende Hand des Neuro-Browsers war er allein, auf sich gestellt, in der Leere schwebend.
    Zuerst bemerkte er den winzigen Punkt nicht, ein Nadelöhr in der unendlichen Dunkelheit. Doch er wuchs und wuchs, entwickelte sich allmählich zu einer winzigen Lichtspirale, wuchs weiter, wurde immer größer, bis er sein ganzes Sehfeld einnahm. Und immer noch wuchs er weiter, wurde zu einem allgewaltigen Strudel von Sternen, die brüllend auf ihn zurasten oder ihn in sich sogen – unmöglich zu erkennen, was geschah. Und dann kam die Implosion, die unglaubliche, unmögliche, absolute Implosion, in der alles, was jemals war, in sich zusammenfiel.
    Er war ein kleiner Junge am ersten Schultag in Südkorea und er war ein pensionierter Börsenmakler in Amsterdam.
    Er war ein griechischer Reeder, aufgebläht, gelangweilt, am ausschweifenden Leben fast erstickend, und er war eine alte Frau auf ihrem Sterbebett in Vancouver.
    Er war jeder Mensch und kein Mensch.
    Er war alle Welt und die Menschheit war er.
    Es herrschte die totale Information, ohne jede Hoffnung, sie jemals begreifen zu können. Sie war alles umfassend. Glich sich alles an. Verarbeitete es, entwickelte sich ständig weiter.
    Jede einzelne Zelle seines Gehirns schien zu zittern, als er gegen die unfassbare Täuschung ankämpfte, gegen die sen Tsunami der Bilder, Eindrücke, Klänge, Gerüche, Ge
    fühle, Erinnerungen, des Wissens.
    Es gab keine Hoffnung. Keine Zukunft. Keinen Weg.
    Kein menschliches Wesen konnte sich diesem Ansturm widersetzen.
    Und in diesem ungeheuren Wirbel begriff er nur eins, und das Begreifen begleitete die Erkenntnis, dass er die Überlast unmöglich ertragen konnte: Er begriff, dass es schon zu spät war, am Lauf der Dinge noch etwas ändern zu können.
    Sam ergab sich dem Neuro-Netzwerk in dem Wissen, dass damit die Person zu existieren aufhörte, die er bisher gewesen war, für immer, unwiderruflich. Seine Hirnzellen erbebten heftig, schneller und schneller, bis sie schließlich in einem wütenden

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