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Anidas Prophezeiung

Anidas Prophezeiung

Titel: Anidas Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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auf die Tür. Seine Kiefer mahlten unablässig auf einem Kokau herum, ein nicht gerade mustergültiges Verhalten für einen städtischen Sicherheitsbeamten. Ich wies ihn darauf hin, und er schlug mir sachlich und ohne Groll seinen haarigen Handrücken ins Gesicht. Sein Kollege ließ in der Zwischenzeit Anibal noch irgendwelches amtliche Zeug auf einer Datentabla unterschreiben.
    »Ab mit dir«, sagte der Rote, der mich geschlagen hatte. Er schob mich zur Tür. Ich sträubte mich ein wenig, obwohl ich wusste, dass das Schockarmband jeden ernsthaften Widerstand meinerseits schon im Ansatz wirksam unterbinden würde.
    »He, ich will telefonieren«, protestierte ich, während sie mich zu ihrem Gleiter schoben, der mit blinkendem Rotlicht vor dem Laden parkte. »Ich habe das Recht, einen Anruf zu machen.«
    »Aber klar doch«, sagte der Rote, der den Umschlag in der Hand hielt. »Sobald du im Lager bist, kannst du telefonieren, soviel du willst.« Er und sein Kollege amüsierten sich köstlich über diesen Witz. Laut wiehernd schoben sie mich hinten in den Gleiter und knallten die Tür zu.
    Ich sank auf den stinkenden, schmutzigen Wagenboden und wischte mir fahrig das Blut aus meiner aufgeplatzten Lippe vom Kinn. Ich würde keine Verhandlung bekommen, die bekamen NonHabs nie. Sie würden mich ohne Zwischenstop ins Lager bringen und da verrotten lassen. Dix würde bei Mutter Gans alt und grau werden – zumindest wünschte ich ihm das. Der Geier kreiste vielleicht jetzt schon auch über seinem ahnungslosen Kopf. Und Tallis würde nie erfahren, was mit mir geschehen war. Entmutigt ließ ich den Kopf auf die Knie sinken und fing an zu heulen.

    Anida

    ~ 7 ~

    Auf dem Großen Hof des Gildenhauses herrschte das emsige Treiben, das gewöhnlich darauf hindeutete, dass eine Gruppe von Frauen sich anschickte, zu einer längeren Reise aufzubrechen.
    Die hoch gewachsene Frau, die in dieser Saison das Amt der Stallmeisterin bekleidete, überwachte die Vorbereitungen und achtete besonders streng darauf, dass die Packpferde nicht zu schwer beladen wurden.
    »Sibil, wie oft habe ich dir gesagt, dass du die Packtaschen nicht nur mit einem einfachen Riemen festschnallen sollst?« Das gescholtene Mädchen zog den Kopf ein und schlug die Augen nieder. »Nun?«, fragte die große Frau grimmig nach. Sie trug nur den einfachen Silberreif im linken Ohr, der zeigte, dass sie ihren Schwur noch nicht abgelegt hatte und damit kein Vollmitglied der Gilde war.
    »Bitte, ich habe es vergessen«, nuschelte das Mädchen unter Tränen. »Es kommt nicht wieder vor, bestimmt.«
    Die Stallmeisterin schnaubte ungläubig und befahl dem Mädchen barsch, sich zu sputen. Aus dem Tor des Haupthauses trat bereits die kleine Gruppe der Reisenden, die von Catriona, der zierlichen weißhaarigen Gildenmeisterin, persönlich verabschiedet wurde. Catriona schien ihnen noch einiges an Ratschlägen mit auf den Weg geben zu wollen, stellte die Stallmeisterin belustigt fest. Leja, die nicht zum ersten Mal in ihrem Leben eine Reisegruppe leitete, blickte ausnehmend entnervt drein.
    Die Stallmeisterin winkte den Abreisenden nach und wandte sich wieder den Stallungen zu. Hinter ihr erklang erneuter Hufschlag. Zwei Frauen ritten in den Hof ein und zügelten dicht vor ihr ihre Tiere.
    »Dorkas!«, rief die Stallmeisterin erstaunt und freudig. »Mellis! Ihr seid endlich wieder da! Wir dachten schon, es sei euch etwas zugestoßen.«
    Die grauhaarige Dorkas sprang von ihrem Pferd und umarmte die Stallmeisterin herzlich. »Lass dich ansehen.« Sie hielt die große Frau auf Armeslänge von sich weg. »Du bist gewachsen, Ida, gib es zu.« Lachend kniff sie die Augen zusammen. »Und sie hat immer noch nicht ihren grünen Stein«, setzte sie vorwurfsvoll hinzu. »Sieh nur, Mellis, es ist doch nicht zu fassen!«
    Die winzige Grennach stieg gemächlich von ihrem Reittier. »Ich wette, sie hat auf uns gewartet«, sagte sie mit ihrer sanften, dunklen Stimme und ließ zu, dass Ida sie hochhob und auf beide Wangen küsste. Dorkas ließ sich von einem der Stallmädchen ihr Pferd abnehmen und sah mit hochgezogenen Brauen dem Schauspiel zu.
    »Ich glaube, du bist die Einzige, die sich das erlauben darf«, bemerkte sie spöttisch. »Jeder anderen hätte Mellis schon bei dem Versuch das Fell über die Ohren gezogen.«
    »Aber sie hat Recht«, verteidigte die große Frau sich ein wenig kläglich. »Ich habe wirklich auf euch gewartet. Ihr wart beinahe vier Jahre fort, Dorkas.«
    Die drei gingen

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