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Animal Tropical

Animal Tropical

Titel: Animal Tropical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pedro Juan Gutiérrez
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Stille zurück.
    Der Rest des Morgens verlief für mich ruhig. Mittags kamen zwei schwarze Kerle. Ein junger und ein älterer. Sie sagten, sie seien Klempner. Eine Nachbarin aus dem dritten Stock hatte sie zu mir geschickt, mit Empfehlung. Ich führte sie ins Bad.
    »Das Klosettbecken ist verstopft?«
    »Ja.«
    »Es muss abmontiert werden.«
    »Ummontiert …?«
    »Nein. Es muss abmontiert werden.«
    Mein ganzer Nachmittag ging damit drauf. Sie arbeiteten, und ich sah ihnen zu. Sie rissen den Fußboden auf, fanden das Abflussrohr, rissen es ebenfalls auf. Die Verstopfung war nicht an der Stelle. Das Bad und eine Ecke des Zimmers füllten sich mit Schutt und Scheiße, und die beiden waren ratlos. Da fiel mir etwas ein: »Vielleicht ist es das Becken.«
    »Nein«, entgegnet mir der Jüngere.
    »Warum nicht?«
    »Die Verstopfung ist immer in den Rohren.«
    Der Altere wird nachdenklich.
    »Überprüfen wir mal das Becken.«
    Sie überprüfen es. Und tatsächlich! Das Klobecken ist verstopft. Ich kann mich nicht beherrschen: »Komm mal her, junger Mann, dann habt ihr also alles nur so zum Spaß kaputtgemacht?«
    »Nicht zum Spaß. Wenn wir nichts aufbrechen, können wir auch nichts feststellen.«.
    »Und ihr wollt Klempner sein? Lasst alles stehen und liegen, ich mache die Arbeit fertig.«
    »Nein, wir werden alles instand setzen.«
    »Nein, geht jetzt. Es ist schon spät am Abend.«
    »Wir gehen nicht, Señor. Sie müssen uns erst bezahlen.«
    Ich ziehe fünfzig Pesos hervor und halte sie ihnen hin.
    »Sind Sie verrückt? Diese Arbeit kostet dreihundert Pesos.«
    »Plus dreihundert, die ich euch auch nicht gebe, macht sechshundert.«
    »Hey, wir meinen es ernst.«
    »Ich meine es ernst. Ihr habt nach Lust und Laune gearbeitet, habt alles kaputtgemacht, und nachdem jetzt alles im Eimer ist, begreift ihr nicht einmal, dass euer Job zu Ende ist.«
    Der Jüngere plusterte sich auf und wurde aggressiv: »Hör zu, du weiße Flasche, was ist los mit dir? Das kannst du mir nicht antun.«
    »Antun? Quatsch! Wer tut hier wem was an? Wofür, zum Teufel, dreihundert Pesos, verdammt noch mal?!«
    Der Altere stellte sich zwischen uns beide.
    »Hey, hey, immer mit der Ruhe, so kommen wir nicht weiter. Sehen Sie, Señor …«
    »Von wegen Señor. Ich bin kein Señor. Man nennt mich Genosse, Compañero. Ich bin Polizeibeamter, und man hat mich gefälligst als Genossen zu behandeln. Und ich glaub, jetzt rufe ich besser meine Einheit an, und dann regeln wir alles auf ganz andere Art.«
    Dem Jüngeren hüpften die Eier in den Bauch, und er schwieg. Der Alte sprach:
    »Nein, nein. Warten Sie einen Moment … hier liegt ein Irrtum vor … Sind Sie nicht der Journalist auf dem Dach? Marisol hat uns nämlich gesagt …«
    »Nein, das ist der Nachbar. Und der ist in Schweden. Seine Wohnung ist verschlossen. Ich bin Polizist. Aber vergesst das …«
    »Schon gut, Señor, schon gut … ich meine, Genosse, Compañero, ist schon gut, Compañero. Geben Sie mir die fünfzig Pesos, und morgen kommen wir wieder.«
    »Da, nehmt. Und kommt morgen nicht wieder.« Es gelang mir, meinen Lachanfall so lange zu unterdrücken, bis sie gegangen waren. Eine halbe Stunde lang konnte ich nicht mehr aufhören. Es war bereits neun Uhr abends. Es stank bestialisch nach Scheiße. Alles kaputt, und wenn sie die Wahrheit herausfanden, würden sie zurückkommen, um sich mit mir anzulegen. Rasch ging ich aus. Ich drückte mich in dunklen Gassen herum, wo an jeder Ecke überfüllte, stinkende Mülltonnen standen. Die Bar El Mundo, Ecke Águila und Virtudes. Ich kippte ein paar Gläschen Rum. Sie hat einen sehr philosophischen Namen, diese Bar. Das gefällt mir. Das gefällt mir so gut, dass ich auf meinen Wegen immer wieder an dieser Theke lande. Geradezu magnetisch. Ich ging weiter bis San Miguel und Amistad. El Palermo. Auf dem Plakat waren zwei große Fotos vom Corps de Ballet und das Orchester zu sehen. Ein paar sehr hübsche Mulattinnen. Die Show begann um zehn. Okay. Ich kam genau pünktlich. Sechzig Pesos cover und rein.

3
    Ich setzte mich an die Theke und blieb dort zwei oder drei Stunden. Seelenruhig. Trank einen Rum nach dem anderen. Und sah den Tänzerinnen zu, die ihrerseits nach den wenigen Yankees schielten, die wiederum nichts davon bemerkten. Nichts für mich letzten Endes. Als ich fand, es reichte, ging ich hinaus auf die Straße, um frische Luft zu schnappen. In der San Miguel Richtung Prado liegt die Herberge Rex. Nur der Name steht noch an der Wand. Ich

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