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Animal Tropical

Animal Tropical

Titel: Animal Tropical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pedro Juan Gutiérrez
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Visa für uns alle vier gibt … ahhh, an dem Tag werde ich ein Fest veranstalten, Mann, das ganz Havanna erbeben lässt. Die Musik wird man bis drüben hören. Nicht in Cayo Hueso, nicht in Miami, weiter höher in Tampa! Bis nach Boca Raton wird man die Musik hören!«
    Wir schwiegen eine Zeit lang, bis ich zu ihr sagte:
    »Du bist stur, Julita. Das ist nicht gut. Du wirst noch verrückt.«
    »Natürlich bin ich stur. Ich bin verrückt, total crazy. Genau wie alle anderen. Du etwa nicht?«
    »Darin ist sie Meister, Pedro Juan. Schreien, Wahnsinn, crazy sein, einen alten Spanier aufreißen, damit der sie mitnimmt. Und Greencard-Verlosung hier und Greencard-Verlosung da. Ich sag dir, jemanden wie sie gibt’s kein zweites Mal. Diese Frau krempelt jeden um. Sie hat einen Schutzengel, den ihr nicht einmal alle Delegationen Afrikas zusammen austreiben können.«
    Ich antwortete nicht, ich hatte Lust abzuhauen. Warum hatte ich diese Leute besucht? Wir hüllten uns in Schweigen, saßen in der Tür im Wind und sahen zwischen den Bäumen hindurch auf das entfernte Meer. Auf dem Baseballfeld spielten die Jungs weiter, waren aber nicht zu hören. Nur der Wind, der in den Bäumen rauschte, war zu hören. Julia konnte die Stille nicht ertragen.
    »Du hast doch Gedichte geschrieben, Pedro Juan, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Ja, hin und wieder.«
    »Und jetzt schreibst du nicht mehr?«
    »Nein.«
    »Warum?«
    »Ich habe nichts zu sagen.«
    »Bist du nicht verliebt?«
    »Nein.«
    »Man schreibt kleine Gedichte, wenn man verliebt ist.«
    »Hmmm.«
    »Ich werde dir ein Gedichtbändchen schenken.«
    »Von dir?«
    »Nein, von einer Nutte.«
    »Aha.«
    »Eine romantische Nutte. Wir hatten das Zimmer an einen Mexikaner und ein Strichmädchen vermietet. Als sie gingen, ließen sie ein Bändchen mit Liebesgedichten zurück.«
    »Zeig mal.«
    »Ich schenk es dir. Wir haben sie schon gelesen. Wenn wir es hier herumliegen lassen, wird es noch auf dem Klo landen, denn die Jungs reißen alles an sich, was ihnen unter die Augen kommt, um sich damit den Arsch abzuwischen.«
    »Julita! Also bitte!«
    »Ist doch wahr, Evelio, tu jetzt nicht so etepetete, Pedro Juan gehört schließlich zur Familie. Nimm die Gedichte mit, Pedro Juan. Sie sind unheimlich schön. Wenn ich bloß so schreiben könnte! Sie sind wirklich eine Kostbarkeit.«
    Ich nutzte den Vorwand, schnappte mir das Bändchen, verabschiedete mich und ging den Hügel hinab davon.

8
    Das Telefon klingelte; Kurt aus Salzburg. Vor einem Jahr hatte er ein paar meiner Texte ins Deutsche übersetzt. Er war Invalide und saß im Rollstuhl. An einem Strand in Südfrankreich war er mit dem Rücken auf einem Felsen aufgeschlagen und hatte sich die Wirbelsäule gebrochen. Jetzt war er dreißig und saß seit acht Jahren in diesem Rollstuhl. Er war bemüht, das Beste daraus zu machen. Zumindest machte er anderen nicht das Leben sauer. Ob wir uns heute Abend sehen könnten? Ja, klar. Um fünf.
    Zur angegebenen Zeit stieg ich in Venado an der Straßenecke 21. und 2. aus. Kurt hatte ein paar Schritte von hier eine kleine Wohnung gemietet. Er war gerne unabhängig, wollte sich allein bewegen, nur ein Minimum an Hilfe. Ich setzte mich auf ein sehr niedriges Mäuerchen, das einen Garten umgab. Lehnte mich an die Wand und wartete. Es war ein baumbestandenes Plätzchen, still und ruhig. Ziemlich sauber. Dicke Frauen gingen vorbei, die wie leitende Angestellte aussahen: Jacketts, pastellfarbene Halstücher und schwarze Aktenmappen. Viele in der Nachbarschaft fahren Autos, rein und raus aus den Garagen. Etwas angedellte Autos, aber schlimmer war auf jeden Fall, nur ein Fahrrad zu besitzen. Gut gekleidete Jugendliche, die aussahen wie Papasöhnchen, will sagen, gut genährt, fröhlich, unbesorgt. Einige joggten, angezogen, um zu schwitzen und das Übergewicht ihres Bauches zu reduzieren. Leute spazierten friedlich unter den Bäumen, ohne jede Eile. Einige führten etwas gelangweilt ihre niedlichen Hunde aus. Die Hündchen schnüffelten am Fuße der Bäume, hoben das Bein und pinkelten ein bisschen. Hier und da beschlossen sie, ein hartes Häufchen hinzukacken.
    Eine kleine Negerin, blutjung, sehr kokett, sehr sexy, kam des Weges. Sie trug einen Rock aus blauem Mischgewebe, schön kurz, sodass ihre Schenkel zu sehen waren, und eine ebenfalls kurze Bluse, die ihren Bauch, ihren Bauchnabel und ihre Schultern zur Schau stellte. Alles wunderschön schwarz, glatt, jugendlich, vollkommen. Sie strotzte vor Energie

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