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221 - Feindliche Übernahme

221 - Feindliche Übernahme

Titel: 221 - Feindliche Übernahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Grabkammer der Nefertari, Absimbal, Ende Februar 2524
    Ganz langsam stieg Aruulas Bewusstsein aus der tiefen Ohnmacht empor. Es bereitete ihr große Mühe, die Augen zu öffnen – als müsse sie dabei gegen zähes Harz ankämpfen.
    Wo. Bin. Ich? Das Harz schien auch in ihren Gedanken zu sein. Aruula nahm seltsam verschwommene Schatten wahr.
    Sie huschten umher und attackierten sie. Orguudoos Brut!
    Dämonen! Trotz der kreatürlichen Furcht, die sie schlagartig erfüllte, konnte sie nicht einmal wimmern; viel zu schwach war sie inzwischen. Doch ihr Geist funktionierte mit einem Mal seltsam scharf und klar. Und steigerte das Grauen ins Unermessliche. Denn Aruula wurde bewusst, dass sie sich ihren verdurstenden Körper mit einem fremden Geist teilte!
    Er war sehr mächtig, dieser Geist. Und so kraftvoll wie die zupackenden Krallen eines Avtars.
    (Avtar: gigantisches Flugmonster, Mischung aus Reptil und Vogel)
    Nachdem sie sich zur Ruhe gezwungen hatte, versuchte Aruula vorsichtig Kontakt aufzunehmen. Aber das fremde Bewusstsein antwortete nicht. So tastete sie es mit ihren telepathischen Sinnen ab.
    Als der Geist der im Sarkophag beigesetzten Königin ganz plötzlich erwacht war, hatte sie bereits kurz Kontakt gehabt.
    Wie lange war das her? Nur Minuten? Oder waren seither Stunden vergangen?
    Aruula stellte fest, dass der eingedrungene Geist noch in tiefer Bewusstlosigkeit lag. Der Wechsel in ihren Körper musste ihn alle mentale Kraft gekostet haben. Schnell zog sie sich wieder zurück, um ihn nicht zu wecken.
    Was wird sein, wenn er versucht, meinen Körper zu übernehmen und mein Bewusstsein auszulöschen? Kann ich ihn abwehren?
    Aruula traf Vorbereitungen. Sie kapselte sich mental ab, zog sich vollkommen in ihren Lauschsinn zurück, der nun wie ein Panzer um ihr Bewusstsein lag. So verharrte sie erst einmal und harrte der Dinge, die da kommen würden.
    Ihre Gedanken schweiften in die nahe Vergangenheit zurück. Sie versuchte das, was sie erlebt hatte, zu rekapitulieren. Vielleicht würde es ihr helfen, die bizarre Situation besser zu begreifen und zu verarbeiten.
    Ich höre plötzlich ein leises Geräusch aus dem steinernen Sarg. Sind das die ersten Visionen des nahen Todes?
    Vertrocknet mein Körper nun endgültig?
    Nein. Wieder höre ich es. Da ist tatsächlich etwas im Sarkophag! Ein Kratzen, ein Pochen auf Stein. Einer dieser verdammten Skaiks, die überall um mich sind und sich doch nicht fangen lassen? Aber das kann nicht sein. Der Sarg ist verschlossen. Ich… O Wudan. Es ist mehr als ein Insekt, viel mehr!
    Ich spüre, dass ich nicht mehr alleine bin. Mein Lauschsinn kann den fremden Geist ganz deutlich erfassen. Ich habe bereits die Feuer von Orguudoos Hölle in mir brennen sehen.
    Kommt der Dämon jetzt selbst, um mich zu holen?… Nein, das ist nicht Orguudoo. Der fremde Geist ist mächtig, aber nicht wirklich böse. Er ist kein Dämon. Ein Mensch vielleicht?
    Ja, ein Mensch. Oder… oder doch nicht? Da ist zwar die Aura eines Menschen, das kann ich ohne jeden Zweifel spüren.
    Aber etwas daran ist… anders. Ich vermag nicht zu sagen, was es ist, auch wenn es mir irgendwie bekannt vorkommt.
    Ich verstärke den Kontakt. Bilder erscheinen in meinem Kopf. Ich erlausche sie in selten gesehener Klarheit. Da ist ein riesiger weißer Thunfisch. Er lächelt gütig und schwimmt zwischen Menschen mit dunkler Haut und wunderschönen Kleidern. Sie leben in ungeheurem Reichtum, in riesigen Palästen, die golden schimmern. Sie wandeln in prächtigen Tempeln und opfern einer Vielzahl von Göttern.
    Ich spüre nun deutlich, dass es sich bei dem erwachenden Geist um eine Frau handelt. Die Königin, die hier im Zeichen der Ewigkeit begraben liegt?
    (Zeichen der Ewigkeit: damit ist der Sarkophag gemeint, der die Form eines Ankh aufweist, des ägyptischen Henkelkreuzes) Wudan, wie könnte das möglich sein? Und doch…
    Die Eindrücke wechseln. Da wirbeln plötzlich zweirädrige Wagen, mit Pferden bespannt und mit Kriegern besetzt, mächtige Staubwolken auf. Die Kämpfer verschießen Pfeile und liefern sich furchtbare Schlachten mit anderen Völkern in der Wüste. Mein Herz jubelt! Wie gerne wäre ich dabei, um zu zeigen, dass ich noch gewandter und beherzter als diese kleinen zähen Krieger zu kämpfen verstehe.
    Der riesige Mann auf einem der Streitwagen ist atemberaubend. Er trägt einen leuchtend blauen Helm.
    Wahrscheinlich ist er ein Feldherr. Sein Name ist plötzlich in mir: Ramses heißt er. Und er ist vollkommen

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