Animal Tropical
Minuten miteinander.«
»Ja, aber wie schön, wenn du hier wärst, Agneta! Bist du am Geschlecht und den Oberschenkeln stark behaart?«
»Ja. Das habe ich dir doch schon gesagt. Viel Haar, ich bin sehr dunkel und …«
»Ah, du geiles Luder, nimm das hier, ich kann’s nicht mehr zurückhalten, sieh mal, wie es rausschießt, du geiles Stück, du Nutte, du schwedische Schlampe, ich halt’s nicht mehr aus, nimm es mit deiner großen Möse, sieh nur, wie’s auf den Boden pladdert …«
»Oh, und ich bin doch so weit weg … Wie kann das sein?«
»Ahhh, der letzte Tropfen, ohhh. Wie kann was sein?«
»Wie kann das sein? Ich bin doch so weit weg. Bist du fertig?«
»Ich will nicht allein, verdammt. Dieses Wichsen macht mich noch völlig fertig. Ich will’s nicht auf den Boden spritzen.«
Schließlich wurde es ein Fünfunddreißig-Minuten-Gespräch. Ich beendete es total erschöpft. Das Wichsen bringt mich noch um. In meiner Jugend machte ich es mir bis zu fünf-, sechsmal am Tag, die Haut vom Schwanz entzündete sich und war manchmal richtig eitrig von der heftigen Beanspruchung. Ich hatte ein paar Fotos von Brigitte Bardot. Und manchmal spionierte ich der Nachbarin nach. Estela. Wunderschöner Name. Nie werde ich sie vergessen. Ich schrieb ihr kleine Liebesgedichte. Gerne würde ich sie noch einmal lesen, aber ich weiß nicht, wo sie sind.
Auf der Suche nach diesen Gedichten fand ich ein Notizbuch, das mit den Worten Das karge Leben beginnt. Es ist ein abgebrochener Roman. Ich traue mich nicht, ihn weiterzuschreiben. Verfasst in der ersten Person Singular. In der ersten Person Singular zu schreiben bedeutet, sich in aller Öffentlichkeit auszuziehen. Es beginnt damit, dass der Typ, will sagen, der Protagonist, seine Frau bei einem Fehltritt überrascht. Der Typ hatte das vermutet, aber den Trottel gespielt. Der Roman beginnt so:
»Gewöhnlich errichten wir selbst uns unsere Höllen und Paradiese. Insofern kann jeder Ort wunderbar sein. Oder schrecklich. Viele Jahre lang habe ich mir meine Hölle geschaffen. Nur habe ich das nicht erkannt. Ich tat alles sehr gewissenhaft, aber gleichzeitig ohne Bewusstsein. Ich will sagen, viele Jahre lang agierte ich wie ein Automat. Ich hielt eine Zeitbombe in meinen Händen. Und sie explodierte vor meiner Nase im Januar 1990. Selbstverständlich war ich danach völlig zerschmettert und ohne eine Ahnung, wie es weitergehen sollte. An einem Septemberabend bemerkte ich einen glücklichen Ausdruck in den Augen meiner Frau. Sie bewegte sich wie eine Katze. Es war völlig klar, dass sie einen anderen Mann hatte und sich heimlich mit ihm traf. Glücklich kam sie zurück und wurde bitter, sobald sie mich sah. Das schreibe ich jetzt ohne Schmerz und ohne Hass, doch in dem Moment bekam ich eine Gänsehaut.«
Es war schrecklich. Jener Mann, will sagen, der Protagonist, schlug alles kurz und klein, was ihm in die Quere kam. Er brach alle Brücken hinter sich ab und saß völlig zerstört und isoliert auf seiner einsamen Insel. Ein Wrack. Der Zorn hielt Jahre an. Entweder würde er wie ein Hund krepieren oder aus seiner Asche auferstehen.
Im Moment habe ich kein Interesse, einen Roman zu schreiben, der so anfängt und den ich auswendig kenne. Von Anfang bis Ende. Ich muss mich bloß hinsetzen und schreiben, mit Innereien und Gedärmen. Alles aufs Papier zerren.
Das Papier mit Blut und Spucke und Scheiße und Urin und Schleim und Tränen beschmieren. Wenn ein Verleger solche versauten Manuskripte bekommt, versteht er im Allgemeinen nicht, wie man so ein Dreckschwein sein kann. Doch einen Roman wie Das karge Leben schreibt man weder mit dem Gehirn noch mit den Händen. Man muss bereit sein, alle Scham beiseite zu lassen. Du schindest dich, reibst dir die Haut wund, bestehst nur noch aus rohem Fleisch, und dann stürzt du dich in den Abgrund des Romans, zerschmetterst auf seinem Grund. Schlägst auf, reißt dir die Haut in Fetzen und brichst dir die Knochen auf dem felsigen Gestein. Das ist die einzige Art und Weise. Wer sich das nicht traut, sollte lieber Papier und Stift auf dem Tisch liegen lassen und sich dem Verkauf von Tomaten oder Immobilien widmen.
Jedenfalls konnte ich jetzt nicht schreiben. Ich hatte keine Lust. Nichts schreiben, nichts malen. Ich las etwas von einem schamlosen Alten: »Intuitiv weiß die Frau, dass in unserer Gesellschaft der Heuchler überlebt, und deshalb zieht sie ihn vor. Sie interessiert einzig, Kinder zu bekommen und in Sicherheit aufzuziehen.« Meine
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