Anita Blake 10 - Ruf des Bluts
Diener, Anita Blake, wünscht mit dir zu sprechen.« Er hörte einen Moment lang zu. »Nein, ich weiß nicht, was sie dir sagen möchte.« Er gab mir das Telefon und lehnte sich ans Kopfende des Bettes, wie um einem spannenden Auftritt zuzusehen.
»Hallo? Colin?« »Am Apparat. « Er sprach mit dem Akzent des Mittleren Westens, klang also nicht so exotisch wie viele andere seiner Art.
»Ich heiße Anita Blake.« »Ich weiß, wer Sie sind«, sagte er. »Sie sind der Scharfrichter.«
»Ja, aber ich komme nicht wegen einer Hinrichtung nach Tennessee. Mein Freund ist in Schwierigkeiten. Ich möchte ihm bloß heraushelfen.«
»Er ist der dritte Mann des Triumvirats. Wenn Sie mein Territorium betreten, dann habe ich schon zwei davon auf meinem Land. Sie sind zu mächtig, als dass ich das erlauben könnte.«
»Asher sagt, Sie verweigern auch anderen von uns den Zutritt, ist das wahr?« »Ja.« »Aber warum denn?« »Sogar der Rat fürchtet Jean-Claude. Ich will Sie auf meinem Land nicht haben.«
»Colin, hören Sie, ich will Ihnen gar nichts streitig machen. Ich will Ihr Gebiet überhaupt nicht. Ich habe keinerlei Absichten, die Sie betreffen. Sie sind ein Meistervampir. Sie können spüren, dass ich die Wahrheit sage.«
»Sie meinen, was Sie sagen, aber Sie sind der Diener, Claude ist der Meister.«
»Verstehen Sie mich nicht falsch, Colin, aber warum sollte, Jean-Claude es auf Ihr Land abgesehen haben ? Zwischen Ihnen und uns liegen noch drei andere Gebiete. Wenn Jean-Claude Eroberungspläne hätte, würde er ein benachbartes Territorium, überfallen.«
»Vielleicht gibt es gerade hier etwas, das er haben möchte«, erwiderte Colin, und ich hörte die Angst in seiner Stimme. Bei einem Meistervampir eine Seltenheit. Gewöhnlich können sie ihre Gefühle besser verbergen.
»Colin, ich schwöre jeden Eid, dass wir nichts von Ihnen wollen. Wir müssen nur Richard aus dem Gefängnis holen. In Ordnung?«
»Nein«, sagte er. »Wenn Sie ohne Erlaubnis hierherkommen, gibt es Krieg zwischen uns, und ich werde Sie töten.« »Hören Sie, Colin, ich weiß, dass Sie Angst haben.« Mir war sofort klar, dass ich das nicht hätte sagen sollen.
»Woher wissen Sie, was ich fühle?« Seine Angst steigerte sich ein bisschen, doch sein Zorn wuchs schneller. »Ein menschlicher Diener, der die Angst eines Meistervampirs spüren kann und da wundern Sie sich, warum ich Sie nicht auf mein Gebiet lassen will.«
» Ich kann Ihre Angst nicht spüren, Colin. Sie war Ihnen anzuhören.« »Lügnerin!«
Meine Anspannung wuchs. Es gehört meist nicht viel dazu, mich sauer zu machen, und er näherte sich meiner Schmerzgrenze. »Wie sollen wir Richard helfen, wenn Sie uns nicht erlauben, jemanden hinzuschicken?« Mein Ton war ganz ruhig, aber in meinem Hals saß ein Kloß, und meine Stimme rutschte ein bisschen tiefer, weil ich mich zwang, nicht zu schreien.
»Was mit Ihrem Dritten geschieht, ist nicht mein Problem. Mein Land und meine Leute zu schützen, das ist mein Problem. «
»Wenn Richard wegen dieser Behinderung etwas zustößt, dann mache ich es zu Ihrem Problem«, erwiderte ich noch immer ganz ruhig. »Sehen Sie, schon beginnen die Drohungen.«
Die Anspannung in meinen Schultern schoss in meinen Hals und brach sich Bahn. »Jetzt passen Sie mal auf, Sie kleiner Scheißer, ich werde kommen. Ich werde nicht zulassen, dass Richard wegen Ihrer Paranoia was passiert.«
»Dann töten wir Sie«, sagte er.
»Kommen Sie mir nicht in die Quere, Colin, dann lasse ich Sie ebenfalls in Ruhe. Wenn Sie sich mit mir anlegen, werde ich Sie vernichten, ist das klar? Krieg gibt es nur, wenn Sie ihn anfangen, aber wenn Sie das tun, werde ich ihn bei Gott zu Ende bringen.«
Jean-Claude verlangte verzweifelt nach dem Apparat. Es gab ein kurzes Gerangel, während ich Colin als antiquierten Intriganten und Schlimmeres bezeichnete.
Jean-Claude sprach seine Entschuldigung in die tote Leitung. Er legte auf und sah mich an. Sein Blick war beredt. »Ich würde sagen, ich bin sprachlos, ma petite, oder dass ich nicht glauben kann, was du soeben getan hast, aber ich glaube es. Die Frage ist: Begreifst du, was du da getan hast?«
»Ich werde Richard rausholen. Ich kann Colin aus dem Weg gehen oder über ihn hinwegsteigen. Es liegt ganz bei ihm.«
Jean-Claude seufzte. »Er hat Recht, wenn er das als Kriegserklärung ansieht. Aber Colin ist sehr vorsichtig. Es gibt zwei
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