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Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Titel: Anita Blake 10 - Ruf des Bluts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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    Ich träumte von kühler Haut und blutroten Laken. Das Telefon sprengte den Traum, es blieben nur Splitter: ein Blick mitternachtsblauer Augen, Hände, die sanft an mir hinab glitten, seine Haare, die in einer feinen Duftwolke über meinem Gesicht strichen. Ich erwachte in meinem Haus, Meilen von Jean-Claude entfernt, mit dem Gefühl seines Körpers auf meiner Haut. Ich fummelte den Apparat vom Nachttisch und nuschelte: »Hallo.«
     
    »Anita, bist du's?« Es war Daniel Zeeman, Richards kleine Bruder. Daniel war vierundzwanzig und süß wie ein Babypopo. »Baby« reichte irgendwie nicht mal. Richard war mein Verlobter gewesen - bis ich bei Jean-Claude schwach geworden bin. Dass ich mit Jean-Claude geschlafen habe, hat unseren Beziehungsplänen einen echten Dämpfer verpasst. Nicht dass ich Richard die Schuld dafür gab. Nein, ich gab mir selbst die Schuld. Das gehört zu den wenigen Dingen, die er und ich immer noch gemeinsam haben.
     
    Ich blinzelte zur Leuchtanzeige meiner Nachttischuhr. Drei Uhr früh. »Daniel, was ist los?« Um die Zeit rief niemand an, der eine gute Nachricht loswerden wollte.
     
    Er holte tief Luft, um sich auf seinen Text vorzubereiten. »Richard ist verhaftet worden.« Ich setzte mich auf, die Decke rutschte mir in den Schoß. »Was hast du gesagt? « Ich war hellwach, mein Herz wummerte. »Richard ist verhaftet worden«, sagte er.
     
    Ich ließ es ihn nicht noch einmal wiederholen, obwohl mir die Frage auf der Zunge lag. »Weshalb?«, fragte ich. »Versuchte Vergewaltigung.« »Was?«
     
    Daniel wiederholte es. Ich begriff so wenig wie beim ersten Mal. »Richard mit seinem Pfadfinderherzen«, sagte ich. »Einen Mord würde ich ihm vielleicht noch zutrauen, aber doch keine Vergewaltigung.«
     
    »Das soll wahrscheinlich ein Kompliment sein«, antwortete er. »Du weißt, was ich meine, Daniel. Richard würde so etwas nicht tun.« »Das stimmt.« »Ist er in St. Louis ?«, fragte ich.
     
    »Nein, er ist noch in Tennessee. Er hat seine Prüfungen zum Masters abgelegt und wurde gestern Abend verhaftet.« »Erzähl mir, was passiert ist.« »Ich weiß es nicht genau«, sagte Daniel. »Was soll das heißen?« »Sie lassen mich nicht zu ihm«, erklärte er. »Warum nicht?« »Mom ist zu ihm rein, aber wir durften nicht alle mit.« »Hat er einen Anwalt?«, fragte ich.
     
    »Er sagt, er braucht keinen. Er sagt, er hat's nicht getan.«
     
    »Die Gefängnisse sind voll von Leuten, die es nicht getan haben, Daniel. Er braucht einen Anwalt. Sein Wort steht gegen das der Frau. Wenn sie eine Einheimische ist, steckt er in Schwierigkeiten.«
     
    »So ist es«, sagte Daniel. »Scheiße.« »Es gibt noch mehr schlechte Nachrichten.« Ich warf die Bettdecke zurück, klemmte mir das Telefon ans Ohr und stand auf. »Lass hören.«
     
    »Wir haben bald Vollmond«, sagte er sehr leise. Das hörte sich seltsam an, aber ich verstand ihn trotzdem.
     
    Richard war ein Alphawerwolf. Er war der Anführer des Rudels von St. Louis. Das war sein einziger ernsthafter Fehler. Wir i hatten uns getrennt, nachdem ich einmal mit ansehen musste, wie er jemanden auffraß. Danach flüchtete ich in Jean-Claudes Arme. Ich war vom Werwolf auf den Vampir gekommen. Jean-Claude war der Meistervampir der Stadt. Er war ganz bestimmt I nicht der Menschlichere von den beiden. Ich weiß, der Unterschied zwischen einem Blutsauger und einem Fleischfresser ist verschwindend gering, aber Jean-Claude hatte wenigstens keine Fleischfasern zwischen den Zähnen, wenn er satt war. Für mich reichte das als Kriterium.
     
    Wir hatten August, und der nächste Vollmond war in fünf Tagen. Richards Selbstbeherrschung war hervorragend, aber ich hatte noch von keinem Werwolf gehört, auch von keinem Ulfric, einem Anführer, der seine Verwandlung in einer Vollmondnacht verhindern konnte. Egal, in welches Tier sich ein Lykanthrop verwandelt, dagegen ist er machtlos. Der Mond regiert ihn.
     
    »Wir müssen ihn vorher da rausholen«, sagte Daniel.
     
    »Ja«, stimmte ich ihm zu. Richard hielt sein Lykanthropenleben geheim. Er unterrichtete an der Junior High Biologie. Wenn dort herauskam, dass er ein Werwolf war, dann war er seine Stelle los. Jemanden wegen einer Krankheit zu benachteiligen, verstieß zwar gegen die gesetzlichen Bestimmungen, erst recht, wenn es sich um eine Krankheit handelte, die nicht leicht übertragbar war. Das heißt aber nicht, dass sie es nicht trotzdem taten. Niemand wollte seine Kinder von einem Monster

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