Anleitung zum Müßiggang
könnte, ist der hypnagogische Zustand, die Dämmerwelt zwischen Schlafen und Wachen, wenn dem Träumer bewusst ist, dass er träumt, und er sogar eine gewisse Kontrolle über die Richtung und den Inhalt der Visionen ausüben kann.
Coleridge war fasziniert von seinen »Reverien« und der erste Autor, der ihnen eine Identität zuschrieb, die sie von normalen Träumen unterschied. In diesen Reverien, schrieb er, ordnet der Geist die Phantasmagorien des Schlafes. »Die Imagination, die wahre seelische Schöpferin, setzt augenblicklich aus dem Chaos oder den zertrümmerten Fragmenten der Erinnerung eine passende Form zusammen.« Mit anderen Worten, eine Art Filmregisseur der Seele tritt hinzu und beginnt den Fortgang der Vision zu lenken. Coleridge schrieb, dass wir so etwas wie eine Theorie für diesen aktiveren Traumzustand benötigen, für die »Erklärung und Klassifizierung dieser seltsamen Wahrnehmungen, das organische Material (Ideen, Materialien wie die Kartesianer sagen) analog zu Furcht, Hoffnung, Wut, Scham & am stärksten von allen Reue … Die Lösung dieses Problems würde vielleicht großen Zweifel aufkommen lassen an dem gegenwärtigen Dogma, dass die Formen & Gefühle des Schlafes immer die Spiegelungen und Echos unserer wachen Gedanken & Erfahrungen sind.«
Der hypnagogische Zustand, den Coleridge schildert, wird üblicherweise als »lichter Traum« bezeichnet. Ein lichter Traum, schreibt Paul Martin in Counting Sheep, »ist eine besondere Art Traum, wobei dem Träumer in dem Moment vollkommen bewusst ist, dass er träumt … sie sind lebhafter und beeindruckender als gewöhnliche Träume … lichte Träume sind eher das Abreagieren von Fantasien und Wünschen.«
Der erste Schritt zur Unterstützung lichter Träume ist der Gleiche wie der erste Schritt auf dem langen Weg zum Nichtstun: Wirf den Wecker weg! Man braucht viel Schlaf und dann ein natürliches Aufwachen. »Bring dir bei, als Erstes, wenn du am Morgen aufwachst, über deine Träume nachzudenken, ehe deine Erinnerungen sich verflüchtigen und Wachgedanken sie ersetzen.« Lerne zu erkennen, wann du träumst. Das wird dir helfen, an deinen Träumen festzuhalten. Lichtes Träumen ist eine »frei verfügbare Möglichkeit, Spaß zu haben und die Lebensqualität zu verbessern. Wer im lichten Träumen Übung hat, kann auf dem Weg zum Wachzustand herrliche Erlebnisse haben, die seine Stimmung den Tag über zu stärken helfen.«
Es funktioniert.
Wachträume, lichte Träume und Tagträume können, außer dass sie an sich ein Vergnügen sind, zudem von praktischem Nutzen sein, indem sie uns helfen, Visionen eines idealen Lebens zu schaffen. Ist die Vision einmal da, wird das Leben schließlich folgen. Sei tapfer, müßiges Herz! Die Schwierigkeit ist, dass wir uns in einer Doppelschlinge fangen: Wir arbeiten so hart, dass uns keine Zeit zum Träumen bleibt, und darum arbeiten wir weiter hart, weil wir keine Zeit hatten, uns eine Alternative zu erträumen. Wenn du jemals an die Luft gesetzt oder freigestellt wirst, dann schlage ich vor, danke dem lieben Gott im Himmel. In der Zeit, als ich stempeln ging, kam mir die Idee mit der Zeitschrift The Idler. Damals hatte ich lange (wenn auch zugegebenermaßen mit schlechtem Gewissen angefüllte) Phasen, in denen ich im Bett und dann in der Badewanne lag. Doch es waren diese luxuriösen (wenn auch zugegebenermaßen von schlechtem Gewissen gequälten) Halbschlafzeiten, die es mir ermöglichten, für mich ein Arbeitsleben zu schaffen, an dem ich ausgesprochen großes Vergnügen habe. Zu einer späteren Zeit lag ich gewöhnlich im Bett und stellte mir mein ideales Leben vor. Das ging so: Leben auf der Insel Eigg (einem entlegenen schottischen Eiland, das der schönste Ort der Welt ist); lesen und schreiben am Morgen, Holz hacken am Nachmittag, nach einem Schläfchen; den Abend in den Pubs der Dean Street in Soho verbringen. Offenkundig ist das unmöglich. Doch die letzten sieben Monate, während ich dieses Buch schrieb, habe ich an einem schönen Ort gelebt, jeden Morgen gearbeitet, jeden Nachmittag im Garten oder auf den Kliffs oder im Stall und die Abende mit Essen, Trinken und Reden verbracht. Mein Traum ist im Grund wahr geworden, auch wenn sich die Details ein wenig verschoben haben.
Folge deinen Träumen: dieser Rat wurde schon so oft wiederholt, dass er zu einem Klischee geworden ist. Aber es lohnt sich, einen Moment darüber nachzudenken. Allzu oft setzt unsere Konsumgesellschaft das »Seinen Träumen
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