Anna, 13, (un)verliebt
muss sogar! Wie war das doch: »Kämpft um eure Freundschaft!«
»Schade«, meinte Lilly. »Aber wir können ja auch so mal was mit Melissa unternehmen. Die freut sich bestimmt.«
Ja, ganz bestimmt! Doch erst mal hatten Lilly und ich jetzt zu zweit was vor: einen Klaus-Entsorgungs-Plan erstellen.
»Die beiden müssen sich wieder entlieben, meine Mutter und er«, entschied Lilly.
Das war eine gute Idee. Frage: Wie entlieben sich zwei Verliebte? Mit der Zeit ganz von selbst, aber so lange wollte Lilly nicht warten.
»Wenn was Besseres auftaucht«, sagte ich.
»Was Besseres als meine Mutter gibt es nicht!«, behauptete Lilly.
»Ja, aber vielleicht was Besseres als Klaus.«
»Damit ist das Problem aber nicht vom Tisch. Dann haben wir den nächsten Kerl an der Backe.« Lilly dachte nach. »Wenn Klaus sie belügt, dann schmeißt Mama ihn raus. Hundertpro. Sie hasst Lügen!«
Auch keine schlechte Idee. Wie machen wir aus Klaus einen Lügner? Und welche Lüge reicht für eine Trennung?
Mmh, das Essen schmeckt aber lecker!
(Obwohl es reichlich angebrannt ist): NEIN .
Ich bin 45 Jahre alt, jung und knackig.
(Obwohl er in Wahrheit schon über 50 ist): NEIN .
Du bist die schönste Frau der Welt!
Das ist subjektiv, also keine echte Lüge, also: NEIN .
Weiter sind wir mit dem Thema heute nicht gekommen. Wir bleiben aber dran.
Dafür haben wir noch ein bisschen in der FANCY geblättert.
Da war genau das richtige Modethema drin:
»Die tollsten Kleider für Feste und Feiern: von stylish trendy bis klassisch schön.«
Früher hätten wir das einfach überblättert. Heute nicht.
Heute träumten wir uns so richtig da rein. Lilly träumte sich in ein Kleid mit tiefem Ausschnitt vorn und hinten. Und ich mich in ein langes schwarzes. Wow – ist das schön!
Ich gebe es offen und ehrlich zu: Ich will auch mal aussehen wie ein Star. Nicht immer und nicht jeden Tag, aber wenigstens einmal, um es auszuprobieren. Einmal im Mittelpunkt stehen, einmal die Allerschönste sein. Bald hab ich ja die Gelegenheit; ich sehe alles schon genau vor mir …
Freitag, 7. März
John, der Scherzkeks, hat wieder zugeschlagen.
Auf meinem Schreibtisch lag eine Anzeige vom Steakhaus: »Rettet die Fische – esst mehr Fleisch!«
John hat echt nichts Besseres zu tun, als solchen Quatsch zu machen; ziemlich kindisch. Wenn alle Jungs so sind wie der, werde ich mich niemals verlieben. Dann kriege ich auch nie solche Probleme wie Lillys Mutter. Oder wie Mam.
Und von denen, die immer in der FANCY stehen, bleibe ich auch verschont:
»Wieso habe ich ihn bloß betrogen?«
»Meine Gefühle spielen verrückt.«
»Ich will meinen Ex zurück!«
Deshalb schwöre ich hier:
Bevor ich fünfzehn bin, läuft g ar nichts.
Dann sehe ich weiter.
Samstag, 8. März
Gestern haben sie sich wieder gestritten; langsam habe ich die Nase voll. John und ich haben auch mal Krach, oft sogar. Meistens geht es um Pillepalle und wir vertragen uns schnell wieder. Bei Mam und Papa führt im Moment aber ALLES zum Streit, egal, worüber sie reden. Sie machen dann die Tür zu und denken, wir hören es nicht. Aber John und ich sind keine Babys mehr, wir kriegen alles mit.
Gestern hatte Mam total verheulte Augen und hat den Rest des Abends kein Wort mehr gesagt. Wenn ich unglücklich bin, nimmt Mam mich in den Arm und sagt: »Kleine Anna-Maus, alles wird gut!«
Ich kann so was nicht, ich weiß nicht, warum. Die Erwachsenen müssen ihre Probleme alleine lösen, ich habe genügend eigene.
Trotzdem muss ich ständig daran denken. Wenn ich mir vorstelle, dass Mam und Papa sich mal trennen, wird mir ganz schlecht. Man überlebt das, ich weiß. Lilly hat es ja auch überlebt. Aber Mam mit einem anderen Mann, so wie Lillys Mama mit Klaus? Nein danke!
In der FANCY sind manchmal Tests:
»Wie sieht dein Traumboy aus?«
Ich habe mir selber so einen Test ausgedacht, speziell für Mam. Die Kreuzchen habe ich auch gleich für sie gemacht. Eindeutiges Ergebnis: Mams idealer Partner ist zuverlässig, treu wie Gold, ein bisschen langweilig und nicht zu schön.
Also Papa.
Morgen tippe ich den Test in Johns Computer und drucke ihn aus. Mal sehen, was Mam dazu sagt.
Sonntag, 9. März
Der Test ist nicht mehr so wichtig. Als ich am Computer saß, kam der Neue aus Johns Klasse und wollte ihn zum Fußball abholen. Irgendwie fühle ich mich seitdem ganz komisch.
Seltsam.
»Hi, ich bin Hendrik«, hat er gesagt. »Und du?«
»Anna«, piepste es aus mir raus.
»Meine kleine Schwester«,
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