Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen
honoriert werden, lassen die Sorgen und Nöte des Alltags vergessen.
Aufmerksamkeit, Konzentration und Flow
Das Versinken in einer Tätigkeit ist neurologisch eine Konzentration im Gehirn. Neurologen konnten beobachten, dass das Gehirn bei konzentrierter Arbeit sich selbst vergisst. Mit anderen Worten: In Momenten höchster Konzentration wird die Selbstwahrnehmung ausgeschaltet.
In einem Experiment analysierten Wissenschaftler des Weizmann Institute of Science in Rehovot, in Israel, die Aktivität im Gehirn ihrer Versuchsteilnehmer. Ilan Goldberg, Neurologe, hatte seine Versuchsteilnehmer gebeten, sich Karten anzuschauen, um dann per Knopfdruck zu signalisieren, ob auf der Karte ein Tier oder etwas anderes zu sehen war. Dabei handelte es sich um eine simple kognitive Aufgabe. Wurden die Bilder im Drei-Sekunden-Takt gezeigt, forderte der Versuch nicht die volle Konzentration und Aufmerksamkeit der Teilnehmer. Erst als die Bilder im Sekundentakt gezeigt wurden, war volle Konzentration gefragt.
Im Drei-Sekunden-Takt, also im langsameren Takt, zeigte Goldberg den Teilnehmern nochmals Bilder, die sie zum einen per Knopfdruck zuordnen, gleichzeitig aber noch emotional bewerten sollten. Goldberg wollte damit bei den Teilnehmern Selbstbeobachtung, auch Introspektion genannt, auslösen. Ein Hirnbereich im oberen Frontallappen zeigte während dieses Durchgangs starke Aktivität.
Das Erstaunliche an diesem Experiment: Sobald Goldberg die Geschwindigkeit auch dieser Abfolge von Bildern erhöhte, blieb der Selbstwahrnehmungs-Mechanismus im Gehirn vollständig inaktiv. Im oberen Bereich des Frontallappens zeigte sich keinerlei Aktivität.
Daraus zog Goldberg folgende Schlussfolgerung: Zum einen sind die Regionen des Gehirns, die für die Selbstwahrnehmung notwendig sind, völlig andere als die, die für die sensorische Wahrnehmung benötigt werden. Zum anderen, und dies ist die für uns bedeutendere Beobachtung, werden bei anspruchsvollen Tätigkeiten alle Ressourcen des Gehirns beansprucht, sodass die Selbstwahrnehmung gehemmt wird. Goldbergs Studie zeigt, dass Menschen sich bei höheren geistigen Leistungen – die in diesem Fall darin bestanden, dass sie sich den Objekten zuwandten, sie wahrnahmen und kategorisierten – selbst nicht mehr wahrnehmen. Sich voller Konzentration einer Tätigkeit zu widmen, heißt damit, nicht bei sich selbst zu sein und sich doch in der Aktivität selbst zu bestätigen. Das Glück der Aktivität: Flow .
Flow erleben wir nicht nur bei geistigen Tätigkeiten, sondern auch im Sport. Laufen ist wohl eine der sportlichen Betätigungen, die jeden zum »Fließen« bringt.
Lauf ins Glück
»Mit jedem weiteren Kilometer verschwand der Gedanke an die unwirtlichen Bedingungen (Schneetreiben, eisiger Winterwind) dieses ersten langen Dauerlaufes, ja, ich freute mich immer mehr, diese winterliche Natur zu erleben. Mit jedem Kilometer wuchs der Stolz, diese Runde gelaufen zu sein, es geschafft zu haben. Mit jedem Kilometer war ich zufriedener mit mir, und am Ende, als ich mit müden Beinen nach Hause kam, fühlte ich mich einfach nur glücklich.« 4 So beschreibt der Olympiasieger Dieter Baumann in seinem Buch Laufen Sie mit! , wie er sich nach seinem ersten Dauerlauf gefühlt hat. Dabei könnte es sich um Runner’s high handeln. Stefan Klein erklärt das Phänomen in seinem Buch Die Glücksformel oder wie die guten Gefühle entstehen: Danach schicken Schmerzsensoren, die Schmerz wahrnehmen, elektrische Signale über das Rückenmark ins Gehirn. Dieser Schmerz wird, im Beispiel von Dieter Baumann, zum einen durch das Laufen selbst verursacht, zum anderen noch verstärkt durch die erschwerten Bedingungen: Schnee, Wind, Kälte. Die Signale der Schmerzsensoren werden im Gehirn, im Thalamus, verarbeitet. Diese Verarbeitung bewirkt das Empfinden von Schmerz. Der Nachbar des Thalamus, der Hypothalamus, kann jedoch dann, wenn es darauf ankommt, anordnen, dass sogenannte Opioide ausgeschüttet werden. Zu den Opioiden gehören zum Beispiel die Endorphine, die Schmerz entgegenwirken können. Gefühle der Schwäche werden also durch Euphorie verdrängt und spornen den Läufer an, sich noch mehr anzustrengen.
Der Sportpsychologe Oliver Stoll bezeichnet in einem Interview im Jahr 2008 das Runner’s high als einen Rausch, in dem die Läufer weder Schmerzen, noch Zweifel, noch Müdigkeit spüren und mit einer erfüllenden Leere im Kopf einfach nur laufen. Stoll unterscheidet zwischen physiologischen und
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