Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen
eine sehr zentrale Rolle. Auch die Geschichte von Menschen wie Dieter Halbach deutet darauf hin, dass unser Umfeld ganz entscheidenden Einfluss auf unser Leben, auf unsere Suche nach dem Glück, hat. Welche Rolle spielt also die Gemeinschaft, die Gesellschaft? Und sind wir uns dessen bewusst, dass wir selbst ein Teil dieser Gesellschaft und der Gemeinschaft sind, in der wir uns entschieden haben zu leben?
Ein gutes Leben kann nur der haben, der in einer guten Gemeinschaft lebt. Was eine gute Gemeinschaft ist, darüber gibt es sehr unterschiedliche Vorstellungen. Eines steht jedoch fest: Um in einer guten Gemeinschaft zu leben, müssen wir unseren Teil dazu beitragen. Als Teil des Ganzen hat jeder Mensch die Verantwortung, zum gemeinschaftlichen und damit gleichzeitig zum eigenen Glück beizutragen. Glück, Eudaimonía, wie es im Griechischen so schön heißt, ist demnach bedingt durch die Gemeinschaft, aber auch durch das eigene, aktive Handeln: Es hängt ab von der bewussten Entscheidung, etwas für sich selbst, für andere, für die Gemeinschaft und letztendlich für die Gesellschaft zu tun. Es wird bedingt durch die Erkenntnis, dass eine Gemeinschaft, ein damit verbundenes gutes Leben keine Selbstverständlichkeit ist, sondern etwas, wofür jeder Einzelne kämpfen und wonach jeder Einzelne streben muss.
Sigmund Freud vermutete zwar, dass das Glück der Menschen im Plan der Schöpfung nicht vorgesehen war. 2 Aristoteles jedoch war der Überzeugung, dass jeder Mensch dazu veranlagt ist, auch ein glücklicher Mensch zu sein.
Doch genau so, wie eine Raupe erst durch einen langen und schwierigen Prozess, durch Häuten und Verpuppen, zum Schmetterling wird, wird auch der Mensch erst dann zum glücklichen Menschen, wenn er etwas dafür tut. Der Raupe ist es offensichtlich nicht vergönnt, auf der faulen Haut zu liegen. Ich vermute, bei uns ist es noch viel anstrengender. In unseren Gedanken sieht der Traum vom Glück vielleicht so aus, dass wir am Strand einer Südseeinsel in der Sonne liegen, das Meeresrauschen uns bezirzt und wir in Gesellschaft schöner Menschen Cocktails schlürfen. Könnten wir dann aber in die Köpfe der Menschen hineinschauen, dann sähen wir vielleicht, wie die Gedanken kreisen und sich die Menschen auf ihren Liegestühlen nichts als Sorgen machen. Was also könnte die Alternative sein? Nicht das passive, sondern vielleicht doch das aktive Leben?
Ohne Fleiß kein Preis
Ohne Fleiß kein Preis
Warum aus einer Raupe nicht einfach ein Schmetterling wird
Werken und Wirken
Es ist also doch eher die Aktivität, die Praxis , die glücklich macht. Doch was hat es mit der Praxis auf sich?
Aristoteles unterschied in seiner Philosophie den Gesamtbereich menschlicher Tätigkeit in Poiesis und Praxis . Unter Poiesis versteht die Philosophie zweckgebundenes Handeln. Im Vordergrund der Poiesis steht das Werk: Wenn zum Beispiel ein Haus gebaut wird, ist nicht das Tätigsein das Wichtigste, sondern das Ergebnis des Tätigseins – das fertige Haus.
Leider wissen wir in der heutigen Zeit nur allzu gut, was Poiesis ist. Ein Werk ist etwas Materielles, etwas, das ich vorzeigen, das ich besitzen kann. Es sind Häuser, Autos, Kleider. Damit können wir zeigen, was wir geschafft haben, was wir leisten, worum andere uns beneiden können. Denn ist es nicht so, dass wir die Menschen nur zu oft nach dem bewerten, was sie besitzen? Wenn wir ehrlich sind, bewundern wir doch alle ein wenig diejenigen mit tollen Autos, Designerklamotten und Häusern in Südhanglage.
Aristoteles hätten diese Dinge wohl weniger beeindruckt. Er bevorzugte die Praxis . Unter Praxis versteht Aristoteles das reine Tätigsein: Es steht nicht das Werk im Vordergrund, sondern die Handlung selbst. Die Handlung ist Selbstzweck, sie erfüllt den Menschen im Hier und Jetzt. Denn im Handeln vollziehen die Menschen ihr Leben und werden sich ihrer Existenz aufs Neue bewusst.
Erfinderpersönlichkeiten wie Thomas Edison oder Werner von Siemens gelten als Persönlichkeiten mit ausgeprägtem Bedürfnis nach Leistung. Dieses Bedürfnis nach Leistung hat weniger etwas mit damit verbundenen äußeren Vorteilen zu tun, sondern viel mit persönlich empfundener innerer Erfüllung. Rudolf Diesel arbeitete beispielsweise bei der »Linde-Eismaschinen-Fabrik« und war frustriert darüber, seine eigene technische Erfindertätigkeit der Ausführung von Routinearbeiten unterordnen zu müssen. Er kündigte sein Angestelltenverhältnis, um sich ganz der Entwicklung
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