Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ansichten eines Klaus - Roman

Ansichten eines Klaus - Roman

Titel: Ansichten eines Klaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael-André Werner
Vom Netzwerk:
ihr jetzt frisches Bier ein, während Alexander weiterredet.
    »Kennst du den?«, frage ich Petra, als wir angestoßen haben.
    »Nö, wieso?«
    »Und wer ist sie?«
    »Das weiß ich nicht. Was interessiert dich das überhaupt? Sie hat offenbar nen Freund und baggert schon den ganzen Abend andere Männer an. Falls du’s vergessen hast – du bist mit mir zusammen.«
    »Ich will von der Frau ja gar nichts. Ich hatte mit dem Typen nur eben auf dem Balkon ein Gespräch, und er behauptet, Alexander flirtet mit allem, was Brüste hat.«
    Petra nimmt einen Schluck. »Echt?«
    Ich nicke.
    »Und wie kommt der Typ darauf?«
    »Na, ich denke mal, er hat Alexander beobachtet, wie der mit seiner Freundin da am Schrank rumstand. Aber da sprechen bestimmt seine eigene Unsicherheit, diverse Minderwertigkeitskomplexe und die Eifersucht aus ihm – das kleine, grünäugige Monster.«
    Petra starrt mich an.
    »Nicht du, mein kleines grünäugiges Monster«, sage ich und küsse sie auf die heute extra rot geschminkten Lippen ein paar Zentimeter unter ihren grünen Augen.
    »Das meine ich nicht«, sagt Petra, als sie wieder Luft bekommt. Also nicht sofort, sondern zuerst trennen sich unsere Lippen, dann strahlen wir uns an, dann holen wir Luft, dann strahlen wir uns noch mal ein bisschen an, und dann sagt Petra: »Das meine ich nicht.«
    »Was meinst du nicht?«, frage ich zurück, denn ich habe unterdessen doch etwas den Faden verloren. Der Kuss hat gefühlte zwei Stunden gedauert (unterdessen mussten zwei Gäste mit Alkoholvergiftung abgeholt werden), da kann ich mich beim besten Willen nicht mehr erinnern, was Petra vor so langer Zeit gesagt hat, zumal, wie jeder weiß, ganz viele Hirnzellen absterben, wenn man lange die Luft anhält.
    »Spul noch mal zurück«, sage ich also langsam, immer langsamer, denn ich blicke ja immer noch in diese grünen Augen und hör mir selbst nicht beim Reden zu.
    »Was meinst du?«, fragt sie.
    »Wie, was meine ich?«, frage ich zurück.
    »Ich weiß es ja nicht«, sagt sie, und als unser Gespräch noch mehr ins Unverständliche abzugleiten droht, küsse ich sie einfach noch mal, bis mein Schwanz hart wird. Das bleibt von ihr natürlich nicht unbemerkt, doof ist sie ja nun auch wieder nicht, zumal ich meine freie linke Hand auf ihrem kleinen Po habe und sie an mich drücke, aber wie es immer so ist auf Partys, die von erfolgreichen, beliebten Menschen gegeben werden: Nie findet man ein leeres Bett oder ein freies Eckchen, wenn man mal eins braucht, alles ist proppenvoll, vor dem Klo steht immer noch diese Schlange, und bis wir endlich am Ziel wären, müsste selbst ich eine dieser kleinen blauen Pillen nehmen. Das stelleman sich mal vor, in meinem jungen Alter. Nein, das stelle ich mir jetzt mal nicht vor, lieber stelle ich mir was anderes vor, etwas gegen meine Erektion. Vielleicht die nächste Inspektion von der Lebensmittelaufsicht – nicht, dass ich was zu befürchten hätte, aber dieser Vorgang ist so öde, dass allein der Gedanke daran bemerkenswert abtörnend ist.
    »So, dann zeigen Sie mir mal die sanitären Einrichtungen, zuerst die für ihre weiblichen Gäste.« Allein schon, dass der Mensch mich jedesmal begrüßt, als würden wir uns nicht kennen, als hätten wir uns im Leben noch nie gesehen. »Guten Tag, Meienheinrich, ich komme vom Lebensmittelaufsichtsamt, Ihre jährliche Inspektion steht wieder mal an.« Da komme ich nicht umhin, mir vorzustellen, wie er mit seiner angetrauten Ehefrau schläft: »Guten Abend, Frau Meienheinrich. Meienheinrich mein Name, ich bin Ihr Ehemann und komme wegen des turnusmäßigen ehelichen Beischlafs. So, jetzt zeigen Sie mir erst mal Ihre sekundären Geschlechtsmerkmale.« Und da klingt sie auch schon wieder ab, meine Partyerektion. Und Petra, die das wohl auch merkt – sie ist ja nicht dumm – flüstert mir ins Ohr: »Sex on the beach.«
    Das wollte ich jetzt nicht hören.
    »Wir haben Februar«, sage ich. »Und die Ostsee ...«
    Sie schüttelt den Kopf. »Ich will was trinken«, sagt sie. »Komm.« Sie zieht mich mit sich.
    »Wohin?«
    »Küche. Zum Mixen.«
    »Dann schlag uns eine Schneise und bahne uns den Weg«, rufe ich, trinke aus und stelle die leere Flasche auf den Boden. Ich höre sie umfallen, als wir an der Tür sind und das Zimmer verlassen. Ist wohl jemand unachtsam dagegengetreten. Erstaunlicherweise scheint es noch voller geworden zu sein, denn bis wir an der Zimmertür sind und in den Korridor einbiegen, vergeht einiges an Zeit, und als

Weitere Kostenlose Bücher