Ansichten eines Klaus - Roman
Shakespeare’schen Eifersuchtsszene fast geleert hatte, nur ein kleiner, dicker Mann mit Glatzemuss noch überzeugt werden zu gehen. Er rettet für sich und die anderen Gäste eine Plastebox mit Minimuffins, dann fällt die Küchentür ins Schloss und es gibt nichts mehr zu essen und zu trinken, nur noch Bier vom Balkon. Und Wasser aus dem Hahn der Gästetoilette.
Da sei wohl nichts gewesen, erzählt mir Petra eine Woche später. Die Sache mit den Cocktail hatte sich ja an diesem Abend erst mal erledigt, also verließen wir, nachdem wir mit einigen anderen Partygästen noch eine halbe Stunde schweigend vor der Küchentür gewartet und auch das eine oder andere »Gar nicht!« – »Der Idiot!« – »Was sollte das?« und »Kannste jeden hier fragen!« gehört hatten, mit einem Drittel der Belegschaft die Wohnung, und versuchten zu Hause bei mir statt Sex on the Beach dasselbe gleich hinter the apartment door, on the kitchen floor und schließlich in the bed.
Jedenfalls – »Da war wohl nichts«, berichtet Petra, die sich inzwischen mit Ilka getroffen hat. Alexander habe sich eben nur angeregt mit Monika unterhalten, sie, Ilka, hatte noch ein bisschen bei ihren Freundinnen rumtelefoniert, was ihr ein wenig peinlich war, denn sie wolle ja nicht wie Steffen wirken, aber niemand hatte was Verdächtiges gesehen. Und irgendwie könne man Steffen ja verstehen, denn Monika habe durchaus den Ruf einer, na ja, »Schlampe klingt jetzt hart, aber da war inder Vergangenheit das ein oder andere, und zu Unizeiten sollen die beiden ja mal kurz was gehabt haben«.
»Wer?«, frage ich dummerweise, was sie als so etwas wie Interesse meinerseits an der Geschichte missversteht.
»Alexander und Monika. Aber seit sie mit Steffen zusammen ist ...« Der andererseits sei nun wiederum als sehr eifersüchtig verschrien, was natürlich eine sehr ungünstige Kombination ist – herumflirtende Schlampe und eifersüchtiger Minderwertigkeitskomplexler. Außerdem, so scheint es, denn es hätten schon andere im Ilka-Freundeskreis zu verschiedenen Anlässen bemerkt, habe er, Steffen, angefangen zu trinken und – so Monika in jenem klärenden Gespräch in der Küche – würde ihr, Monika, das Ganze mit Steffens Trinkerei allmählich leid und sie spiele mit dem Gedanken, sich von ihm zu trennen. Das und seine Eifersucht. Einzeln vielleicht gerade noch zu ertragen, aber zusammen – eine ganz ungünstige Kombination.
Sagt Petra. Sagt Ilka. Hat Monika gesagt.
»Ja«, sage ich, »sehr interessant. Aber was ist das denn?«, füge ich erstaunt hinzu und ziehe langsam die Bettdecke von ihren Brüsten. »Das muss ich mir mal näher ansehen.«
VOR GAR NICHT ALLZU LANGER ZEIT
»Ab heute heiße ich Sahara«, sagt Sarah mit ihrer kratzigen Stimme und streicht durch ihr strohiges, strohblondes Haar, als sie sich zu uns in die Ecke setzt. »Drei Jahre kein Sex. Knochentrocken da unten.«
»Ach, Sarah«, sagt Armin und legt seine Hand auf ihre Schulter, »du musst doch nur was sagen. Ich bin immer für dich da.«
»Armin«, sagt Sarah in einem Tonfall, der ihn lieber seine Hand sofort wegziehen lässt, als acht Wochen mit links wichsen zu müssen. »Du weißt schon, dass ich meinen letzten GehVau vor drei Jahren mit dir hatte?«
Armin nickt.
»Und du kannst dir schon vorstellen, dass ich noch ein zweites Mal mit dir geschlafen hätte, wäre das erste Mal auch nur halbwegs – wie soll ich sagen? – nett gewesen.«
Armin will fast noch mal nicken, dann schaut er betreten auf die Tischplatte, hebt den Kopf und öffnet den Mund, um etwas zu sagen.
»Nee, nee, nee«, meint Sarah, »tu uns einen Gefallen und sag jetzt lieber nichts dazu.« Dann blickt sie zu mir auf, der ich schon die ganze Zeit nebendem Tisch stehe, und fragt: »Bringst du mir einen Weißwein?«
»Kommt sofort.«
»Seit wann kellnerst du wieder?«, fragt Armin.
»Ist nur, bis die Neue da ist«, antworte ich und sehe auf die Uhr, »die hat nachher ihr Vorstellungsgespräch.« Ich gehe hinter den Tresen, gieße ein Glas Wein ein und bringe es zum Tisch. »Bitte, einmal frisch gezapft für die Dame.«
Sarah lächelt mich an. »Du bist ein Schatz.«
»Na ja, für umsonst ist er nicht«, sage ich und setze mich an den Tisch.
»Ich denke, du kellnerst hier«, sagt Armin.
»So voll ist es ja nicht. Und wenn ich hier sitze, hab ich die fünf Nasen da hinten gut genug im Blick, um sofort aufzuspringen und ihnen die Getränke zu kredenzen, nach denen es sie gelüstet. Außerdem ist Rolf ja
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