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antares

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Titel: antares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Schocksyndrom von seinen drei Dienstzeitverträgen als Kompanieführer bei den Green Bereis in Vietnam. Als er nach einigen Jahren wieder entlassen wurde, verließ er seine Familie und verschwand irgendwohin auf Nimmerwiedersehen. In irgendein Gefängnis vielleicht oder in eine andere Nervenheilanstalt. Er hieß ebenfalls Kenneth, aber ich weigere mich, zu meinem Vornamen das >junior< hinzuzusetzen. Ich habe sogar bereits daran gedacht, meinen ganzen Namen ändern zu lassen.«
    Roberts sah überrascht aus, und das amüsierte James. »Keine Sorge, Sir. Ich werde es natürlich nicht tun. Es ist zwar keine so schillernde Familiengeschichte wie die von Scorcelli mit seinen reichen Jet-Set-Eltern, und nicht so bieder wie die von Bell mit seinen Tantchen im Mittelwesten. Aber es ist nun mal meine. Ich habe gelernt, Sir, sie zu verbergen, ja überhaupt aus meinem Bewußtsein zu verdrängen. Ich behalte sie lediglich im Gedächtnis, um mich immer daran zu erinnern, was aus mir werden könnte, wenn ich nicht hart arbeite und lerne.«
    »Wissen Sie«, antwortete Roberts, »Ihre Meinung über Ihren Vater interessiert mich eigentlich wenig. Und Sie wären überhaupt gut beraten, dergleichen Ansichten für sich zu behalten.«
    James' Antwort bestand darin, ihn mit seinem verdammten angedeuteten Grinsen anzulächeln. Es schien ziemlich klar zu sein, daß er keine Absicht hatte, diesen Rat zu beherzigen.
    Er war ein Problemfall. Die Connecticut Academy hatte sich in den nur dreißig Jahren ihrer Existenz einen soliden Ruf für die hervorragenden Eigenschaften ihrer Absolventen erworben.
    Nur die besten schafften den Abschluß, und sie kamen an die besten Colleges und Universitäten. Alle übrigen wurden dahin zurückgeschickt, woher sie gekommen waren, ohne jede weitere Bindung an die Academy, und sie durften in ihren Lebensläufen und Personalakten auch nicht erwähnen, daß sie einmal dort gewesen waren. Die Academy hatte ihren Ruf zu wahren.
    Wie aber paßte dieser Kenneth Francis James in diese Eliteschule?
    Seine Noten waren nicht das Problem. Er hatte die Tests auf wissenschaftliche Fähigkeiten in der absoluten Spitzengruppe absolviert und seine Examina in Mathematik und Biologie ebenso, das würde ihm erlauben, Kurse des College-Grads zu belegen, ohne ein College-Campus bis dahin auch nur gesehen zu haben. Er hatte sogar bereits mehrere juristische Universitäts-Zulassungsprüfungen bestanden, und zwar als der mit Abstand Beste. Und dabei hatte er von sich aus schon die besten Fakultäten dafür ausgewählt - Columbia, Harvard, Georgetown, Oxford. Sein Ziel war, bei Leuten mit Namen wie Kissinger, Kirkpatrick, Brzezinski zu studieren und dann eine Karriere im Auswärtigen Dienst oder direkt in der Politik einzuschlagen.
    Es ging ihm in erster Linie um Unabhängigkeit. Unabhängigkeit und Selbstbestimmung. Bedenklich war nur sein Hang zum Extremen. Er konnte ihn zu Fall bringen, und damit konnte er dem Ruf der Academy schaden. Im Auswärtigen Dienst und in der Regierung mußte man ein Teamspieler sein. Und das war Kenneth James nun einmal nicht.
    Andererseits versuchte die Academy niemals, Studenten einfach abzuschieben, nur weil sie nicht ins Muster paßten. Besonders nicht, wenn sie ihre hohe Intelligenz bewiesen hatten. Das Problem bestand also darin, für James eine Nische zu finden, die seiner Persönlichkeit und seinen speziellen Talenten entsprach und in der sich seine Energie und Begabung sinnvoll nutzen ließen.
    Roberts begann die Akten auf seinem Schreibtisch aufeinanderzustapeln und drückte den Summer für seine Sekretärin.
    »Sie können sich entfernen, Mr. James.«
    James war von dieser abrupten Mitteilung überrascht, versuchte es aber nicht zu zeigen. Er stand schweigend auf und ging zur Tür.
    »Doswidanja, Towarischnij Maraklow«, rief ihm Roberts nach und blickte auf, während er auf seine Reaktion wartete.
    Doch es kam keine. James drehte sich vielmehr ganz ruhig um, die Hand am Türknopf. »Verzeihung, Sir?«
    Roberts verzog keine Miene, war aber im stillen sehr zufrieden. Sehr gut, Mr. James, lobte er stumm. Nicht das geringste Zeichen. Und noch wichtiger: Man merkte nicht einmal, daß er eine Reaktion verbarg. Sie haben Ihre Lektion gut gelernt. Ich glaube auch, daß Sie reif sind für die Abschlußprüfung...
    »Schon gut, Mr. James.«
    »Mein Name ist Janet.«
    Ken James näherte sich der Frau und starrte in ihre hellgrünen Augen.
    Janet Larson war dreißig, einszweiundfünfzig groß und hatte

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