antares
Kandidaten für hohe politische Ämter. Aus dem bedeutungslosen Jungen wurde so mit einem Mal ein Vorzugskandidat. Er war zwar nach wie vor ein Einzelgänger, der sich selbst überlassen war.
Aber immerhin sorgten seine reichen Eltern dafür, daß er eine exklusive Ausbildung erhielt, die ihn auf eine spätere Karriere bei der Regierung vorbereitete. Eine perfekte Zielperson.
Und dann fand sich auch noch ein russischer junger Mann, der als Auswechselperson genau auf ihn paßte... Andrej Iwanschischin Maraklow besaß eine einzigartige Begabung - eine Mischung aus schriftstellerischem Einfallsreichtum und wissenschaftlicher Sachintelligenz; das war genau die richtige Voraussetzung, um der intellektuelle und charakterliche Zwilling von Ken James zu werden...
Janet Larson lächelte, als sie seinen abwesenden Blick bemerkte. Sie stützte sich auf die Ellbogen, um ihn noch genauer betrachten zu können. »Wo hast du denn deinen Kopf, Kenneth?«
Er lächelte über die Frage. Das war das übliche Spiel zwischen ihnen, wenn sie zusammen waren. Als Chefsekretärin beim Direktor der Academy wußte Janet Larson natürlich alles über Ken James: warum er hier war und wofür er nach seinem Abschlußexamen vorgesehen war. Aber manche Studenten, ganz speziell eben solche von der Art Maraklow/James, fügten den Eigenarten ihrer Alter egos selbst noch eine ganze Menge eigener Würze hinzu. Es war den Studenten allgemein untersagt, untereinander über ihre »Leben« zu sprechen, aber das galt natürlich nicht für Janet und ganz besonders nicht für sie und den Studenten Kenneth James...
»Ich bin unterwegs nach Hawaii«, sagte er. »Noch ein letzter kleiner Ausflug vor dem College. Meine Mam und mein Stiefvater sind geschäftlich in Europa. Sie haben mir die Reise nach Hawaii für den bestandenen Schulabschluß geschenkt. Das war letzte Woche, erinnerst du dich?«
»Wie waren denn deine Noten?«
»Lauter glatte Einsen. Es war allerdings auch ein leichtes Semester. Ich hatte alles so geplant. Ich hätte ja schon nach meinem Juniorjahr das Examen machen und aufs College wechseln können, nachdem ich im Sommer ein paar Kurse vorzeitig absolviert hatte. Aber mein Stiefdaddy riet mir ab. Versäume auf keinen Fall das Seniorenjahr der High School, sagte er. Weil man daran später die meisten und schönsten Erinnerungen behält. Das ist zwar Quatsch, aber ich habe es gemacht und mich gemütlich durch dieses Jahr geschaukelt.«
»Und hat es sich nun gelohnt oder nicht?«
»Na ja«, sagte er und fuhr mit der Hand ihren Rücken hinauf und hinunter, während sich langsam ein Lächeln über sein Gesicht ausbreitete, als sehe er seine Erlebnisse wieder sehr plastisch vor sich...
»Ich bin eine ziemliche Sportskanone«, fuhr er fort. »Fußball im Herbst, Basketball und Baseball im Frühling. Ich hatte ja sämtliche Prüfungen schon hinter mir, und so konnte ich mich dem Sport widmen. Es war toll.«
»Und sonst hast du nichts gemacht? Nur Sport?«
»Nein, nein, ich hatte auch jede Menge Verabredungen. Jeden Freitag und Samstag war ich aus. Weil meine Eltern von fünf Wochen höchstens eine zu Hause sind, hatte ich sturmfreie Bude. Vom Hausmädchen mal abgesehen, natürlich.«
»Erzähl doch mal was von deinen Verabredungen.«
Er lächelte wieder auf seine besondere Weise. »Meistens war ich mit Cathy Sawyer aus. Nichts Besonderes... Kino, oder mal in einem Restaurant. Sonst habe ich ihr bei ihren Hausaufgaben geholfen. Sie kommt mit Mathe nicht zurecht, obwohl ich mir Mühe gegeben habe, es ihr zu erklären.«
Ihm so zuzuhören und ihn dabei zu beobachten, war, als würde sich tatsächlich ein ganz anderes Leben direkt vor einem abspielen. Sie hatten sichtlich ganze Arbeit geleistet mit Andrej Maraklow. Er war jetzt wirklich Ken James. »Und - war sonst nichts mit ihr, Kenneth?«
Sein Blick verdüsterte sich sofort.
»Ken?«
»Sie will das nicht.« Seine Stimme war ganz tief und rauh geworden.
Janet faßte ihn an der Schulter an. Er schien wie vereist zu sein.
»Sie will mich nicht«, wiederholte er mit tonloser Stimme.
»Niemand will mich. Mein Dad ist ein verrückter Alkoholiker.
Und alle glauben, daß ich in meinen Genen davon etwas abbekommen habe und andere infizieren könnte, wenn ich ihnen zu nahe komme. Alle fürchten, ich könnte anfangen gewalttätig zu werden, so wie mein Dad gegen seine Familie.«
»Ken...«
»Alles, was sie von mir wollen, ist mein Hirn und mein Geld.« Er war jetzt richtig ärgerlich, seine
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