Apocalypsis 3.05 (DEU): Kleophas. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)
Kopf. »In dieser Grube auf Oak Island habe ich eine Warnung erhalten.«
Don Luigi reagierte alarmiert. »Was für eine Warnung?«
Und wieder Kopfschütteln, als wenn sie einen Albtraum vergessen wollte, der sie noch lange nach dem Erwachen plagte. Maria sah Don Luigi an. »Warum sind Sie hier?«
Don Luigi zuckte mit den Achseln. »Ihr Vater bat mich, Ihnen bei der Suche nach Shimon Kohn zu helfen. Gibt es irgendwelche Fortschritte?«
»Wir haben bisher gut die Hälfte von über achtzig Shimon Kohns in Jerusalem überprüft, allerdings ohne ein sicheres Ergebnis«, sagte Maria. »Die ›Träger des Lichts‹ sind ebenfalls aktiv. Seit dem siebzehnten Juli wurden bereits vier Männer mit dem Namen Shimon Kohn ermordet. Dank Rabbi Kaplan haben wir Zugang zu den Ermittlungsakten der Jerusalemer Polizei.«
»Irgendwas Auffälliges dabei?«
Maria hob die Augenbrauen. »Vielleicht. Die ersten drei Morde wurden innerhalb von zwei Tagen verübt. Der letzte ist allerdings nun schon drei Tage her. Das Opfer hieß auch gar nicht Kohn.«
»Sondern?«
»Panagiotis Kleopatros. Das steht jedenfalls in seinem Pass. Er litt offenbar unter dem Jesus-Syndrom und hat gelegentlich auch hier vor der Dormitio gepredigt.«
»Kleopatros, sagen Sie?«
»Er war Grieche. Vor neun Jahren nach Israel eingewandert. Kohn war der Name seiner Frau.«
Don Luigi dachte nach. »Kleopatros …« Er dehnte den Namen, als ob er damit einer fernen Erinnerung auf die Sprünge helfen konnte, die irgendwie mit dem Klang verbunden war. »Kleopatros … Haben Sie seinen Hintergrund gecheckt?«
»Natürlich. 1981 in Athen geboren. Seine Mutter war jüdisch, sein Vater christlich-orthodox. Schule, Militärdienst, Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann, dann eine Pilgerreise nach Israel, bei der seine Psychose offenbar ausgebrochen ist. Jedenfalls ist er danach nicht mehr nach Griechenland zurückgekehrt.«
Don Luigi nickte nachdenklich. »Haben Sie seine Adresse?«
Maria sah Don Luigi fragend an.
»Oder haben Sie heute Abend noch was vor, Schwester Maria?«
»Die Wohnung ist versiegelt«, sagte Maria nachdenklich. »Und selbst mit Rabbi Kaplans Hilfe kriegen wir vor morgen früh keine Genehmigung.«
Don Luigi sagte nichts.
»Außerdem«, fuhr Maria fort, »eine Nonne und ein Mönch mit Kapuze – nicht gerade die ideale Tarnung in einer jüdischen Siedlung.«
»Lassen Sie sich was einfallen, Schwester Maria.«
»Ist das Ihr Ernst?« Don Luigi sah sie nur an.
»Okay.« Maria atmete durch, zog ihr Handy aus der Tasche und tippte auf eine der eingespeicherten Nummern.
»Yoko, ich bin’s. Ich habe eine etwas sonderbare Bitte …«
Trotz der späten Stunde herrschte in der kleinen Straße in Har Choma zu viel Leben, um unbemerkt in das dreistöckige Wohnhaus einzudringen. Immer noch spielten Kinder auf der Straße, in den Gärten wurde gegrillt, Gelächter und Ermahnungen flogen hin und her, das Aufjaulen eines Mopeds erfüllte die Nacht.
Maria und Don Luigi parkten den Wagen, den Maria sich von der Abtei geliehen hatte, in Sichtweite des Hauses, zögerten jedoch auszusteigen.
»Vielleicht war es eine Schnapsidee«, meinte Don Luigi, der sich sichtlich unwohl in seinem schwarzen Kaftan, den Seidenstrümpfen und dem flachen Hut mit den angeklebten Schläfenlocken fühlte. »Eine verdammte Schnapsidee. Ich sehe aus wie eine Karikatur.«
Maria schwieg und beobachtete weiter das Haus, in dem Panagiotis Kleopatros mit seiner Familie gewohnt hatte. Maria trug ein knöchellanges graues Kleid mit langen Ärmeln, eine Perücke und darüber ein Kopftuch. Sie sah aus wie eine der vielen orthodoxen jungen Frauen, die auf der Straße noch in kleinen Grüppchen zusammensaßen, während ihre Männer längst wieder in der Wohnung über Tora-Kommentaren und Talmud-Auslegungen brüteten.
Rabbi Kaplan hatte versucht, es ihr zu erklären. Da die Frau nach jüdisch-orthodoxer Lehre Gott näher stehe als der Mann, sei sie von vielen Geboten befreit. Ihre Verpflichtungen im Haushalt und beim Stillen der Kinder hätten Vorrang. Der Mann dagegen müsse sich zeitlebens abmühen, Gott nahe zu sein, müsse studieren und beten. Daher widmeten sich orthodoxe Männer mitunter ein Leben lang dem Tora-Studium, während ihre Frauen Jobs hatten, für den Lebensunterhalt der Familie sorgten und auch noch den Haushalt führten.
Maria konnte sich vorstellen, dass manche dieser Frauen sich in ihrer Rolle wohl fühlten und glücklich waren. Vielleicht glücklicher als
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