groß. Er ist grau. Er steht ganz allein. Ein Wagen parkt davor. Es regnet.«
Nikolas nickte, als sei damit alles zwischen ihnen beiden geklärt.
»Du bist tot«, wiederholte er noch einmal, wie ein Mantra, das er Peter einpflanzen wollte. »Ich bin der Schmerz. Falls du je auferstehen solltest, werde ich dich finden. Vergiss das nie.«
Damit wandte er sich endgültig ab und verschwand wie ein Spuk hinter dem Taxi, löste sich auf in der milden Frühlingsluft, die nach Salz und Regen roch.
Die Sirenen waren jetzt nur noch wenige Straßen entfernt. Peter rappelte sich auf. Neben ihm lag der tote Taxifahrer.
Du bist tot. Verschwinde aus der Welt. Verdunste.
Peter riss sich von dem Anblick des getöteten Fahrers los, stieg in das Taxi und startete den Motor.
LXV
EIN JAHR ZUVOR …
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Von:
[email protected] An:
[email protected] 5. Juli 2010 14:34:33 GMT+03:00
Betr.: Re: Warnung
Friede mit dir, Christ!
Ich danke dir für deine Warnung. Allerdings sehe ich keinen Anlass, in dieser Sache tätig zu werden. Diese sogenannten »Träger des Lichts« sind offensichtlich eine okkulte christliche Sekte und somit eine innere Angelegenheit deiner Kirche.
Wenn du das Vermögen des Vatikans retten willst, dann musst du das alleine tun, mein Freund. Was sind das überhaupt für Quellen , die du andeutest? Teile das Wasser deiner Quelle mit mir, dann denke ich vielleicht noch einmal über die Sache nach.
Im Übrigen werde ich mich nicht weiter von diesem jüdischen Bastard in Jerusalem beleidigen lassen und mich auf keinen Fall mehr an einen Tisch mit diesem Hund setzen.
Allah sei mit dir
Sheik Abdullah ibn Abd al Husseini
The Permanent Committee for Islamic Research and Fataawa
Makkah Al-Mukarramah
PO Box 8072
Saudi-Arabia
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Von:
[email protected] An:
[email protected] 5. Juli 2010 15:02:01 GMT+02:00
Betr.: RE: Warnung
Sehr geehrter Herr Laurenz,
Ihre gut gemeinte Sorge um unsere gemeinsamen Interessen in allen Ehren, aber ich kann nicht erkennen, dass diese sogenannten Träger des Lichts eine Bedrohung für das Judentum oder den Staat Israel darstellen. Vielmehr scheint es sich dabei doch um ein Problem zu handeln, um das Sie sich alleine werden kümmern müssen. Wir haben bereits mehr als genug Probleme mit orthodoxen Sektierern und fundamentalistischen Fanatikern.
Ich finde Ihre Aufforderung, dieser vermeintlichen Gefahr mit Zentrale in Nepal (!) entgegenzutreten, überdies befremdlich und bezeichnend. Der satanische Feind, den Sie im Mai an die Wand gemalt haben, schnurrt nun zu einem Häuflein okkulter Finanzhaie zusammen, die gegen den Vatikan spekulieren. Im Klartext: Wieder einmal versucht die katholische Kirche, das Judentum mit einem vorgeschobenen Bedrohungsszenario für seine eigene Expansionspolitik zu instrumentalisieren. Die Tatsache, dass Sie Ihre angeblichen Quellen nicht offenlegen, bestätigt diese Annahme nur.
Also: Solange Sie nicht mehr anzubieten haben und solange al Husseini, dieser Rassist und Hassprediger aus Mekka, weiter infame Hetzreden gegen das Judentum und den Staat Israel verbreitet, steige ich aus den Dreiergesprächen aus.
Shalom,
Ihr C.K.
Chaim Kaplan
Chief Rabbi of Jerusalem ABD
Hekhal Shelomo
85 King George St. POB 2479
Jerusalem 91087
Israel
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7. Juli 2010, Apostolischer Palast, Vatikanstadt
S tillstand. Lähmender Stillstand. Lähmende Hitze. Kaum etwas verabscheute Johannes Paul III. mehr. Die Hitze, der wahre Herrscher Roms, hatte die Ewige Stadt zurückerobert, hielt sie fest im Griff und quälte den Papst mit Stillstand, frustrierenden E-Mails und nagendem Kopfschmerz. Seit Wochen pumpte ein Tiefdruckgebiet über Nordafrika heiße Wüstenluft Richtung Italien, die sich über dem Tyrrhenischen Meer mit Feuchtigkeit auflud und in Rom wie eine feuchtheiße Faust einschlug. Eine sandfarbene Glocke aus Schwüle, Dunst und Abgasen lastete dräuend und schwer über der Stadt, trieb Römer und Touristen in die klimatisierten Büros und Bars und den Konsum von Gelato und Aspirin auf Rekordmarken. Die Krankenhäuser füllten sich mit Kreislaufzusammenbrüchen, wer konnte, floh ans Meer. Die anderen erwarteten sehnsüchtig Ferragosto , den 15. August, an dem ganz Italien traditionell geschlossen in die Ferien flüchtete, um schlagartig Autobahnen und Strände zu verstopfen.
Später im Jahr als sonst stand für den Papst der Aufbruch in die Sommerresidenz Castel Gandolfo bevor. Seit dem 17. Jahrhundert gehörte die Sommerresidenz in den