Apple - Die Geburt eines Kults

auf heiße Luft gegründet waren und in der Betrügereien enthüllt wurden, steht Apple als Sinnbild für Wagemut, Erfindungsreichtum und Unternehmungsgeist da. Wenn derart viele Schuldenberge angehäuft werden, ist es beruhigend, zu wissen, dass man reale Gewinne und handfeste Profite für Investitionen in die Zukunft verwenden kann. Wenn schwache Unternehmen nach Washington eilen und um Rettungsgelder betteln, ist die Erkenntnis wohltuend, dass es nichts Effektiveres gibt als den Geist eines ruhelosen Unternehmens, dem die Vernichtung droht. Als dermaßen viele Mathematiker und Naturwissenschaftler die Witterung der Wall Street aufnahmen und ihre Fähigkeiten für die Konstruktion sinnloser Risikomodelle einsetzten, war es erfreulich zu wissen, dass einige von ihnen den Verlockungen Manhattans widerstanden und sich stattdessen dafür entschieden, Software zu schreiben oder Chips zu programmieren, ohne die die Geräte von Apple nie zustande gekommen wären. Als den glänzendsten Köpfen aus dem Ausland Einreisevisa und Arbeitsgenehmigungen verweigert wurden, war es umso bedeutungsvoller zu sehen, dass es in den Reihen der Apple-Ingenieure nur so vor Einwanderern und Amerikanern in der ersten Generation wimmelte. Als andere Unternehmen eilig neue Produkte auf den Markt warfen, ohne auf Design und Verarbeitung Wert zu legen, war es eine Wohltat, vorgeführt zu bekommen, dass Ästhetik und ein Auge für Details wirklich etwas ausmachen. Wenn es je ein Unternehmen gegeben hat, das die Umsetzung der Aufmunterung „Yes we can“ demonstriert hat, dann Apple in den letzten zehn Jahren.
    Wie alle Bücher über Unternehmen ist auch dieses eine Erzählung über gestern und heute. Und wie alle Erfolgsstorys war auch diese ein Triumph des menschlichen Willens. Jetzt kommt das Morgen. Bisher ist es noch keinem Technologieunternehmen gelungen, ein halbes Jahrhundert lang großartige Konsumartikel zu produzieren. Darum stellt sich in Bezug auf Apple die unvermeidliche Frage: Was kommt als Nächstes? Kann es weiterhin Spitzen-Performances abliefern? Wird der Kern immer anders denken und handeln? In einer Zeit, in der man sich um die Gesundheit von Steve Jobs Sorgen macht, nachdem seine Lebertransplantation bekannt wurde, ist es ganz natürlich, dass man sich fragt, wer eines Tages Nachfolger des Mannes werden könnte, dessen Persönlichkeit und Schicksal so eng mit dem Unternehmen verknüpft sind. Wie kann Apple das Schicksal von Sony nach Akio Moritas Ausscheiden vermeiden? Wird Apples nächster Chef so viel Besitzerinstinkt besitzen, dass er nicht ständig innehält und sich fragt: „Was würde Steve jetzt tun?“ Und dann gibt es noch das ultimative Barometer für alle Technologieunternehmen – ob es im Geiste jung bleiben kann. Dies beinhaltet die Beantwortung der schwierigsten Frage von allen: Was wird dafür sorgen, dass sich die brillanten 23-jährigen Ingenieure an den besten Colleges und Universitäten der Welt weiterhin nach der Nachricht sehnen, das Unternehmen, das früher Apple Computer, Inc. hieß, biete ihnen eine Stelle an?

Michael Moritz wurde im walisischen Cardiff geboren und besuchte das Christ Church College in Oxford. Nach seiner Arbeit als Korrespondent von Time ging Moritz zu Sequoia Capital, der privaten Investmentgesellschaft, die bei der Gründung und Organisation von Unternehmen wie Yahoo, Google, PayPal, Cisco Systems, Electronic Arts, Oracle, Network Appliance und YouTube geholfen hat. Er wohnt mit seiner Frau und zwei Kindern in San Francisco.