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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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der Klasse.
    Ich konnte es kaum erwarten, daß die Glocke um vier Uhr zum Schulende läutete. Dann schmetterte ich den Deckel meines Pults zum letzten Mal am Tag zu und raste zur Whitechapel Road, um meinem Großvater am Gemüsekarren mitzuhelfen.
    Am schönsten aber fand ich es, wenn Großpapa mich am Samstag schon ganz früh mit auf den Morgenmarkt in Covent Garden mitnahm, wo er das Obst und Gemüse aussuchte, das er dann an seinem Stand, unmittelbar gegenüber von Mr. Salmons Bäckerei und Dunkleys Fischimbiß, verkaufen würde.
    Wenn es nach mir gegangen wäre, wäre ich gar nicht mehr in die Schule gegangen, aber Schwänzen war nicht drin, nicht einmal für eine Stunde, denn Großvater hätte es herausgefunden und mich dann am Samstagnachmittag nicht zum Fußballplatz mitgenommen, um West Ham anzufeuern – oder, noch schlimmer, er wäre am Morgen ohne mich zum Markt gefahren.
    »Ich ‘ab ge’offt, daß du mehr wie Rebecca Salmon wirst«, sagte er oft. »Das Mädchen wird’s weit bringen …«
»Je weiter weg von der, desto besser«, entgegnete ich dann immer, aber er lachte darüber nie, sondern erinnerte mich nur daran, daß sie in jedem Fach die Beste war.
»Außer im Rechnen!« erwiderte ich stolz. »Da kommt sie mit mir nicht mit.« In der Tat hatte ich eine Aufgabe bereits im Kopf ausgerechnet, wenn Rebecca Salmon erst die Zahlen in ihr Heft kritzelte; das wurmte sie entsetzlich.
Mein Vater erkundigte sich in all den Jahren nie in der Schule nach meinen Fortschritten. Großvater dagegen suchte Mr. Cartwright, meinen Lehrer, wenigstens alle drei Monate einmal auf, um zu erfahren, wie ich mich im Unterricht machte. Mr. Cartwright versicherte Großvater, daß ich mit meiner Begabung für Zahlen einmal Buchhalter oder Ähnliches werden könnte. Einmal sagte er, daß er mir vielleicht sogar eine »Stelle in der City«, im Finanzdistrikt, besorgen könnte. Das war natürlich reine Zeitvergeudung, weil ich nichts anderes wollte, als mit Großvater Obst und Gemüse zu verkaufen.
Ich war sieben, als mir klar wurde, daß der Name, der auf Großpapas Karren stand – ›CHARLIE TRUMPER, DER EHRLICHE HÄNDLER. Gegründet 1823.‹ –, derselbe wie meiner war und daß mein Vater, dessen Vorname George war, gar nicht daran dachte, den Karren zu übernehmen, wenn Großvater in den Ruhestand ging; er betonte oft genug, daß er nicht vorhatte, seine Kameraden am Hafen im Stich zu lassen.
Nichts hätte mich mehr freuen können als diese Haltung, und ich sagte zu Großpapa, daß wir nicht einmal den Namen ändern mußten, wenn ich den Karren mal ganz übernahm.
Doch er seufzte nur und entgegnete: »Ich möcht’ nicht, daß du im East End kleben bleibst, Junge. Du bist viel zu gut, um den Rest deines Lebens ‘interm Gemüsekarren zu stehn.« Es betrübte mich, daß er so dachte; er begriff offenbar nicht, daß ich gar nichts anderes wollte, als von seinem Karren zu verkaufen. Die Schule zog sich endlos Monat um Monat, Jahr um Jahr dahin, und jedes Jahr, wenn es Zeugnisse gab und die Preise für die besten Schüler in den einzelnen Fächern verteilt und Reden gehalten wurden, stieg Rebecca Salmon hinauf auf die Bühne und nahm einen Preis nach dem anderen entgegen. Und am schlimmsten an diesem alljährlichen Festtag war, daß wir immer zuhören mußten, wie sie den dreiundzwanzigsten Psalm vortrug und da oben stand in ihrem weißen Kleid, den weißen Söckchen und weißen Schuhen. Sogar die Schleife in ihrem langen schwarzen Haar war weiß.
»Und ich weit’, daß sie jeden Tag ‘ne frische Unter’ose anzieht«, flüsterte mir Klein Kitty ins Ohr.
»Und ich wett’, daß sie noch ‘ne Jungfrau is’«, meinte Sal.
Ich lachte laut, denn das taten alle Händler in der Whitechapel Road, wenn immer sie dieses Wort hörten. Ich muß allerdings gestehen, daß ich damals keine Ahnung hatte, was eine Jungfrau eigentlich war.
Großpapa machte ärgerlich: »Psst!« und lächelte erst wieder, als ich auf die Bühne stieg, um mir den Preis im Rechnen abzuholen – eine Schachtel mit bunten Kreidestiften, mit denen ich nicht viel anzufangen wußte, trotzdem immer noch besser als ein Buch.
Als ich den Preis entgegennahm, klatschte Großvater so laut, daß sich einige Mütter lächelnd umdrehten. Das bekräftigte ihn noch in seinem Entschluß, dafür zu sorgen, daß ich bis vierzehn auf der Schule blieb.
Als ich zehn war, erlaubte mir Großpapa, die Ware für den Vormittag auf dem Karren herzurichten, bevor ich mich auf den Weg zur

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