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1674 - Attacke der Grausamen

1674 - Attacke der Grausamen

Titel: 1674 - Attacke der Grausamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Nur sah er keinen auf der Fahrbahn liegen. Auch als er seinen Blick zur Seite hindrehte, war kein Tier zu entdecken, das auf die Straße geklatscht wäre. Miller schüttelte den Kopf. Er lachte über sich selbst. Nur war das Lachen nicht echt. Ein leicht bedrückendes Gefühl blieb bei ihm schon zurück und er dachte auch nicht mehr daran, seinen Toyota zu beschleunigen. Er fuhr zwar weiter, dies aber in einem recht langsamen Tempo, wobei er immer auf der Hut war.
    Es gab Tage, da verfluchte er seinen Job, der ihn quer durch das ganze Land führte. Er arbeitete als Detektiv für eine Versicherung. Offiziell hieß das Gutachter, aber Millers Aufgabe war es, Versicherungsbetrugsfälle auf zu klären. Allerdings nur, wenn es um hohe Summen ging. Dann wurde er eingeschaltet. Da spielte es keine Rolle, ob er einen Vorfall im Süden des Landes untersuchen musste oder im hohen Norden. Jetzt trieb er sich in der Provinz Derby herum, wo wirklich nicht viel los war. Aber er konnte sich seine Fälle nicht aussuchen. Außerdem wurde er gut bezahlt und einen Toyota der Marke Lexus fuhr auch nicht jeder.
    Miller blieb bei seiner langsamen Fahrweise. Den Schlag oder Aufprall hatte er nicht vergessen. Da musste etwas aus größerer Höhe auf das Dach seines Autos gefallen sein. All seine Gedanken hatten sich um die Rückfahrt gedreht, auf der er sich befand. Seine Wohnung - wie auch die Zentrale der Versicherung - lag in London. Urplötzlich und ohne Vorwarnung bekam er den zweiten Schlag mit. Wieder knallte es über ihm. Diesmal so laut, dass er den Eindruck hatte, sein Dach würde einbrechen. Wieder glitt ein Fluch über seine Lippen und er reagierte jetzt anders. Miller lenkte seinen Wagen an den linken Rand der Straße und hielt an. Das Motorengeräusch verstummte, das sowieso kaum zu hören gewesen war, aber in dieser Lage kam ihm die Stille schon leicht bedrohlich vor.
    Ray Miller war kein ängstlicher Mensch. Nun aber rann eine leichte Gänsehaut über seinen Rücken. Es war eine Lage, die ihm ganz und gar nicht gefiel. Er hatte natürlich vor, seinen Wagen zu verlassen, doch diese Idee fand er nicht mehr so gut. Es war besser, wenn er in diesem Schutz blieb und sich erst mal umschaute. Miller befand sich in einer einsamen Gegend. Man konnte sie als waldreich bezeichnen, denn immer wieder tauchten die dunklen Flächen auf und lösten die Felder ab. Die Natur hatte die Trostlosigkeit des Winters hinter sich gelassen und stand jetzt in voller Blüte, was Miller im Moment nicht interessierte. Er suchte nach dem Grund der beiden Schläge, war aber nicht in der Lage, sie zu finden. Das ärgerte ihn. Rechts und links lag nichts auf der Fahrbahn. Und auch daneben im Gras zeichnete sich kein toter Vogel ab oder was immer da auf seinen Lexus gefallen war.
    Weiterfahren oder aussteigen?
    Er musste nachdenken. Die meisten Menschen wären wohl weitergefahren, aber Miller war es gewohnt, ungewöhnlichen Vorfällen auf den Grund zu gehen, das gehörte schließlich zu seinem Beruf.
    Er schnallte sich los. Dann schluckte er, weil er das Gefühl hatte, einen Kloß in seiner Kehle zu haben. Er spürte auch den leichten Druck im Kopf, blickte sich noch mal um, sah nichts und drückte die Fahrertür langsam nach außen. Er ließ sie noch einen Moment offen stehen, erst dann schwang er seine Beine ins Freie, stellte die Füße auf den Boden der Fahrbahn und schraubte sich in die Höhe. Nichts passierte.
    Das freute ihn schon mal. Er hatte damit gerechnet, dass man ihn angreifen würde. Miller trat auf die Straßenmitte zu und wünschte sich, dass jemand vorbei kam, den er hätte anhalten können, um mit ihm über die vorgefallenen Dinge zu sprechen. Das traf nicht zu. Die Gegend war wirklich einsam. Hier verschlug es keinen hin. Auf der einen Seite freute er sich, dass er allein war, auf der anderen spürte er ein bedrückendes Gefühl.
    Links von ihm lag so etwas wie ein, wildes Feld. Da wuchs das Gras schon sehr hoch und zwischendurch reckte Buschwerk seine Zweige in alle Richtungen. Weiter hinten fiel das Gelände leicht ab, bis zu einem schmalen Bach hin. Das wusste Miller, weil er noch vor Kurzem eine schmale Steinbrücke überquert hatte. Rechts wuchs der Wald ziemlich nahe an die Straße heran. Ob sich dort noch ein Graben befand, sah er nicht. Es war ihm auch nicht wichtig. Ohne dass es ihm richtig bewusst wurde, konzentrierte er sich auf den Wald und dachte dabei wieder an die Schläge auf das Autodach.
    Das war keine Einbildung gewesen.

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