Asche und Phönix
Du bist das Geheimnis.«
Er lächelte. »Ich?«
Rosa nickte und strich sich das wehende Haar aus dem Gesicht. Aber sie sagte nichts mehr und lenkte den Wagen an der nächsten Abzweigung nach rechts.
Bald darauf kamen sie an eine eingestaubte Straßensperre aus zusammengenagelten Holzkreuzen. Alessandro bedeutete ihr, die Blockade zu umfahren. Ebenso die beiden nächsten.
Sie waren weit und breit die beiden einzigen Menschen in einem Ödland aus abgebrannten Äckern und wilden Olivenbäumen. Eine lang gestreckte Staubwolke folgte ihnen und teilte hinter ihnen als braune Wand die Landschaft. Auf den Hügeln reckten Kakteen ihre Arme in den Himmel.
Vor ihnen tauchte eine Autobahnauffahrt auf. Nur dass es weder Leitplanken noch Markierungen gab. Keine Schilder. Erst recht keine anderen Fahrzeuge. Dennoch führte die Straße in einer engen Schleife auf ein breites Asphaltband, das sich schnurgerade bis zum Horizont erstreckte. Auch hier fehlten Linien oder Zeichen. Rosa schätzte, dass der Platz für vier Fahrstreifen nebeneinander reichte, aber alles war mit Staub und verwehtem Erdreich bedeckt.
Keine andere Spur von Leben. Nur sie beide, ihr Wagen und eine vergessene Straße ins Nirgendwo.
»Wohin führt die?«
»Ans Ende der Welt«, sagte er.
Und damit behielt er Recht.
Kai Meyer, geboren 1969, studierte Film- und Theaterwissenschaften und arbeitete als Journalist, bevor er sich ganz auf das Schreiben von Büchern verlegte. Er hat inzwischen über fünfzig Titel veröffentlicht, darunter zahlreiche Bestseller, und gilt als einer der wichtigsten Phantastik-Autoren Deutschlands. Seine Werke erscheinen auch als Film-, Comic- und Hörspieladaptionen und wurden in siebenundzwanzig Sprachen übersetzt.
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