Asche zu Asche
Fall.“
Ich nickte vehement. „Als ich ihn heute Abend anrief, ist sie ans Telefon gegangen.“
„Na, das heißt gar nichts.“ Das galt wohl eher ihm als mir. „Vielleicht ist ihr etwas dazwischengekommen, und sie hat einen neuen Auftrag bekommen. Das passiert ständig.“
„Sie hat nicht in meinem Zimmer geschlafen.“ Ich war halbwegs beruhigt. Ich konnte mir nicht vorstellen, dorthin zurückzugehen, wenn sie nicht nur meinen Freund – nicht meinen Freund, meinen Schöpfer, ich sollte mich endlich an diesen Unterschied gewöhnen –, sondern auch noch mein altes Bett in Beschlag genommen hätte.
Max nickte. „Oh, es tut mir leid, dass er dich verletzt hat.“
Als ich den Unterton in seiner Stimme hörte, kamen mir wieder die Tränen. „Es tut mir leid, dass sie dich verletzt hat.“
„Zum letzten Mal, sie hat mir nichts getan! Sie ist mir vollkommen gleichgültig!“ Er stand auf und lief ärgerlich aus der Küche.
Wie betäubt und frierend hockte ich auf dem Fußboden und starrte auf die Packung Eiscreme, die Max auf dem Küchentresen stehen gelassen hatte.
Ich weiß nicht mehr, wie lange ich dort saß, jedenfalls befand sich schon bald Kondenswasser auf der Pappschachtel. Als ich endlich aufstand, war es an der Packung hinabgelaufen und hatte sich um den aufgeweichten Boden gesammelt.
Ich musste mich zusammenreißen. Es war schlimm genug, dass ich Nathan begegnen musste, obwohl ich wusste, dass er Bella mir vorgezogen hatte. Aber ich durfte ihm gegenüber nicht zugeben, wie unglücklich ich war.
Ich ging hinunter in mein Zimmer. Im Badezimmer machte ich die Dusche an, bis das Wasser kochend heiß war, und stellte mich unter den Strahl. Ich wartete, bis es kein heißes Wasser mehr gab und das eiskalte die Dampfschwaden vertrieben hatte. Draußen würde bestimmt bald die Sonne aufgehen. Gleich würden sie hier sein.
Kaum hatte ich den Gedanken zu Ende gedacht, klopfte es leise an der Tür. „Carrie?“
Max öffnete die Tür einen Spalt und lugte herein, die Augen schamvoll gesenkt, und warf mir ein Handtuch zu. „Sie sind hier.“
„Danke. Ich bin gleich oben.“
„Okay.“ Er wollte die Tür schließen, kehrte aber doch wieder zurück. „Er sieht fürchterlich aus, Carrie.“
„Gut.“
Ich meinte es genau so. Die ganze Zeit über, seit ich Nathan kannte, hatte er mit mir gespielt. Zwar wollte er keine feste Beziehung führen, aber Sex konnte er mit mir haben. Das war für ihn in Ordnung. Ich durfte auch mit ihm zusammenwohnen. Er konnte mir auch die ganze Zeit erzählen, dass es ihn zerreißen würde, wenn ich ihn verließe. Immer wieder bat er mich inständig, bei ihm zu bleiben. Aber die Erinnerung an seine verstorbene Frau wollte er meinetwegen nicht aufgeben.
Aber für Bella konnte er das. Sie besaß irgendeinen magischen Schlüssel, irgendetwas, das ich nicht hatte. Und so hatte er seine Meinung geändert und wollte plötzlich eine Beziehung führen.
Mit ihr.
Ich zog mich an, und es war mir egal, wie und ob ich gut aussah. Wenn ich jetzt noch eine halbe Stunde damit zubrachte, mir die Haare zu föhnen und mich zu schminken, wäre das sowieso zu offensichtlich.
Im oberen Stockwerk saßen Nathan und Bella jeweils am anderen Ende der Couch. Obwohl ich die Distanz, die sie zueinander wahrten, bemerkte, wurden meine Knie weich.
Sobald wir verwandelt worden sind, werden wir Vampire nicht älter. Nathan war die ganze Zeit über zweiunddreißig geblieben. Ein ziemlich schlanker und attraktiver Zweiunddreißigjähriger. Einmal hatte ich den Scherz gemacht, dass er sein Leben lang ziemlich hart trainiert haben musste, um solche guten Oberarme zu bekommen. Er hatte leise in sich hineingelacht und erwidert: „Nein, dass liegt daran, dass ich Marianne immer getragen habe. Als es zu Ende ging, konnte sie nicht mehr gehen.“ In seinen grauen Augen konnte ich seine Traurigkeit erkennen, als er das sagte. Aber danach war er wieder wie immer.
Jetzt wandte er sich mir zu und hob seinen Kopf mit den dunklen Haaren, während ich die letzten Stufen heraufkam.
Auch Max drehte sich nach mir um und zwinkerte mir aufmunternd zu, als ich endlich im Zimmer stand.
Nathan stand auf, als erwarte er … keine Ahnung … dass ich ihn umarmte? Oder sollte ich mich ihm an den Hals werfen?
Was er auch immer erwartete, ich wollte es ihm nicht geben. Ich winkte ihm desinteressiert zu und ließ mich auf einen Lehnsessel neben der Küchentür fallen. „Du brauchst meinetwegen nicht aufzustehen.“
Bevor
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