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Aschenwelt

Aschenwelt

Titel: Aschenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timon Schlichen Majer
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»Erzähl.«
    Â»Erst will ich meinen Tee.«
    Â»Ach so.« Kevin sprang wieder vom Tisch auf und schob ihn dabei mit seinem Bauch so ungeschickt von der Stelle, dass Jo zwischen Tisch und Wand eingequetscht wurde. Jo beschwerte sich nicht. Kevins Ungeschicktheit brachte sie so langsam wieder in die Realität zurück.
    Kevin machte in Rekordzeit den Tee fertig, stellte die dampfende Tasse vor Jo auf den Tisch und setzte sich betont vorsichtig auf seinen Platz. Auf seinem runden Gesicht stand ein breites Grinsen.
    Â»Leg los, ich bin ganz Ohr«, sagte er.
    Jo bließ durch ihre geschlossenen Lippen und nippte an ihrem Tee, wobei sie sich die Zunge verbrannte.
    Â»Ist sowieso fürn Arsch«, sagte sie. »Ich kann es nicht. Noch nicht. Ich kann das Anne nicht antun.«
    Kevin schaute sie jetzt mit ernster Miene an. »Anne ist weg«, sagte er. »Schon lange. Es ist an der Zeit, dass du dich endlich neu verliebst.«
    Jo schüttelte den Kopf und spürte schon wieder neue Tränen.
    Â»Wie heißt sie denn?«
    Â»Nadeschda.«
    Â»Russin?«
    Jo schüttelte den Kopf.
    Â»Hier aus der Stadt?«
    Â»Ich glaub nicht.«
    Kevin nickte. »Ist sie schön?«
    Â»Ja.«
    Â»Nett?«
    Â»Mehr als nett«, sagte Jo. Noch mehr Tränen drückten in ihre Augen.
    Â»Und wo ist dann das Problem?«
    Â»Ich kann es einfach nicht!«, rief Jo. »Ich bin noch nicht soweit.«
    Â»Du wirst nie soweit sein, wenn du es nicht einfach mal versuchst«, sagte Kevin. »Weißt du, ich kann nur auf dich aufpassen, dass dir nicht wieder was passiert. Aber aus dem tiefen Loch, in dem du steckst kann ich dich nicht holen. Das hab ich schon viel zu oft versucht. Das kann aber vielleicht eine neue Liebe.«
    Â»Studierst jetzt du Psychologie oder ich?«
    Â»Dafür brauch ich das nicht studieren. Das sagt mir der gesunde Menschenverstand.«
    Â»So so.«
    Â»Erzähl mir von ihr«, bat Kevin, ohne auf ihren Spott zu reagieren. »Wie sieht sie aus? Was habt ihr heute Abend gemacht? Was hat sie erzählt?«
    Widerwillig berichtete Jo. Und hinterher sagte Kevin: »Diese Frau hat dir der Himmel geschickt.«
    Â»Wie kommst denn auf so einen Stuss?«
    Â»Na, so wie du von ihr schwärmst. Merkst du das nicht?«
    Â»Blöder Arsch.«
    Â»Echt jetzt! Ich kann sie richtig vor mir sehen. Eine Traumfrau! Ruf sie am besten gleich an.«
    Â»Nein«, sagte Jo. »Sie hat gesagt, dass sie sich meldet.«
    Kevin kicherte.
    Â»Was ist daran so lustig?«
    Â»Du hättest dich gerade sehen sollen, wie du das gesagt hast: Sie hat gesagt, dass sie sich meldet. Du kannst es kaum erwarten!«
    Â»Ich will nicht, dass sie sich meldet.«
    Â»Doch, willst du.«
    Â»Nein, will ich nicht«, rief Jo.
    Â»Doch, willst du. Ich kenn dich gut genug.«
    Â»Meinst du?«, fragte Jo mit unsicherer Stimme.
    Kevin nickte. »Vielleicht ist es auch ganz gut, dass du dich nicht bei ihr meldest, sondern sie bei dir. Dann siehst du, ob sie es mit dir ernst meint.« Er verstummte und schob mit gedämpfter Stimme hinterher: »Ist sie denn überhaupt …«
    Â»Lesbisch?«
    Kevin lief rot an.
    Â»Hundertpro. Und brauchst nicht dabei rot zu werden.«
    Darauf wurde Kevins Gesichtsfarbe noch ungesunder.
    Â»Dir täte eine Freundin auch mal gut«, sagte Jo. »Dann bräuchte ich mich nicht ständig mit deinen versauten Gedanken herumzuschlagen.«
    Â»Ich hab noch nicht die richtige gefunden. Und außerdem, solange ich auf dich aufpassen muss …«
    Jo hätte ihm am liebsten den heißen Tee ins Gesicht geschüttet. »Dann bin also ich schuld daran, dass du immer noch Single bist?«
    Â»Nein nein!«, wehrte sich Kevin.
    Â»Aber irgendwie schon.«
    Â»Naja. Du bist eben meine große Liebe.«
    Jo verdrehte die Augen. »Mit dem Thema sind wir doch durch, dachte ich.«
    Â»Ja, sind wir.« Kevin schaute traurig auf den Tisch, hob seinen Blick jedoch gleich wieder und seine Miene hellte sich schlagartig auf. »Ich sag dir was. Wenn du mit dieser Nadeschda was anfängst, such ich mir auch eine Freundin.« Er grinste.
    Â»Ich will keine Freundin haben«, bekräftigte Jo. »Und jetzt geh ich ins Bett.« Sie ließ Kevin sitzen und schloss sich in ihr Zimmer ein.
    In dieser Nacht fand sie keinen Schlaf. Ihre Gedanken fuhren auf einem Dutzend Karussels gleichzeitig, und immer wieder tauchte

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