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Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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gleich eine Kugel durch den Kopf jagen.
    Ich hatte meine Augen müde geschlossen, spürte aber auf einmal einen Schatten auf mein Gesicht fallen. Ich blinzelte und sah Burkes Gestalt direkt vor mir stehen.
    »Wir haben eine Entscheidung getroffen«, teilte er mir mit.
    »Und?«, gab ich müde und nicht sonderlich interessiert zurück.
    »Wir brechen morgen früh von hier auf. Länger zu warten hat keinen Sinn, denn warum sollte Brahe zurückkehren, wenn er sich entschlossen hat, zurück zum Darling zu gehen?«
    Die Frage war ganz eindeutig auf mich abgezielt. Vielleicht ein letzter Versuch von ihm, mir Informationen zu entlocken, warum ich so sicher war, Brahe würde hierher zurückkehren.
    »Und was habt ihr vor?«
    »Wir folgen dem Cooper Creek Richtung Westen und versuchen dann nach Süden zum Mount Hopeless zu kommen. Das ist der nächste Punkt, den wir erreichen können. Dort gibt es einen Polizeiposten. Wir müssen dazu aber alle Vorräte mitnehmen. Du kannst dich uns anschließen, oder hierbleiben. Ganz wie du willst.«
    Es war eine Wahl, die eigentlich keine war. Wenn sie die Vorräte mitnahmen, musste auch ich mit. Die Chance, mich hier ernähren zu können, war gering. Jagdbares Wild gab es so gut wie keines, und ich traute mir nicht zu, einen Fisch aus dem Fluss zu kriegen, wenn dort wirklich welche vorhanden waren. Ich nickte.
    »Das sind über einhundertfünfzig Meilen«, gab ich zu bedenken. »Und ihr habt keine Packtiere.«
    »Wenn wir dreißig Meilen pro Tag schaffen, dann sind das fünf Tage. Dafür können wir unsere Vorräte selbst tragen. Und Wasser brauchen wir nur für vier Tage, denn den ersten Tag sind wir ja am Fluss. Außerdem gehe ich davon aus, dass wir zwischen dem Cooper Creek und Mount Hopeless Wasser finden werden.«
    »Und wenn nicht?«
    »Das schaffen wir schon. Wir haben Schlimmeres durchgestanden.«
    Die drei Tage Ruhe und ausreichend Verpflegung hatten Burke wieder mutig gemacht. Jetzt war er wieder ganz der Mann, der im Vorfeld und während seiner Expedition viele gute Ratschläge ausgeschlagen hatte, so zum Beispiel seine gesamte Expedition per Raddampfer von Melbourne nach Menindee bringen zu lassen, was Zeit und Kräfte gespart hätte. Der Abmarsch in Melbourne wäre dann allerdings weniger spektakulär ausgefallen.
    »Warum folgt ihr nicht Brahe nach Menindee?«
    »Zu weit. Wir gehen nach Mount Hopeless. Dort können wir in höchstens sechs Tagen sein. Solange reichen die Vorräte allemal.«
    Seine Überlegungen waren nicht so falsch. Er überschätzte nur völlig seine und die Kräfte seiner Kameraden und zog nicht in Betracht, dass noch niemand die Gegend zwischen Mount Hopeless und hier durchquert hatte. Er ging wahrscheinlich davon aus, zwischen dem Cooper Creek und dem Polizeiposten Wasser zu finden. Nun, ich hätte ihm sagen können, dass es keines gab. Natürlich konnte Burke auch nicht wissen, dass Wright inzwischen den Bulloo erreicht hatte und nur knapp einhundertzwanzig Meilen von hier entfernt war. Er musste davon ausgehen, dass es zwischen hier und Menindee keine Hilfe gab.
    »Dann lass uns wenigstens noch zwei Tage warten, wenn Brahe heute nicht kommt«, schlug ich vor.
    »Das ist sinnlos. Wir verbrauchen nur nutzlos Vorräte, die uns dann fehlen werden.« Er sagte das in einem Ton, der keinen Widerspruch erlaubte. Dennoch versuchte ich es.
    »Nun, darauf kommt es wirklich nicht an. So viel haben wir bestimmt. Außerdem können wir dann noch ein bisschen ausruhen und uns erholen.«
    Burke schien einen Moment nachzudenken, schüttelte dann aber den Kopf. »Nein. Wir brechen morgen früh bei Sonnenaufgang auf. Wenn du mitkommen willst, Doc, dann bist du besser bereit.«
    »Ich denke darüber nach.« Damit war unser Gespräch beendet.
    Als sich die Abenddämmerung über das Lager senkte, war dies alles hinfällig. Brahe war mit Wright und drei Packpferden gegen vier Uhr eingetroffen und hatte mich aus meinen Zweifeln erlöst. Burke, Wills und King ließen sich als die großen Entdecker feiern, die sie jetzt bestimmt auch waren, denn mit der Nachricht, dass der so dringend benötigte Nachschub nur gut hundert Meilen entfernt in Bulloo auf sie wartete, kam der Rückweg nach Melbourne einer Landpartie gleich. Natürlich fragte man mich, warum ich so sicher an die Rückkehr von Brahe geglaubt hatte. Ich tat es mit dem Hinweis auf ein untrügliches Gefühl und dem Wissen um Brahes Verantwortungsbewusstsein ab.
    Die Männer hatten sich viel zu erzählen, von dem ich das

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