Tod Eines Senators
DRAMATIS PERSONAE
M. Didius Falco
ein prinzipientreuer Ermittler (der Geld braucht)
Helena Justina
seine Moralwächterin
Julia Junilla und Sosia Favonia
ihre Kinder (nie krank, nie ungezogen, nie laut)
Albia
ein britannischer Gast, der noch nichts gesehen hat
Nux
eine Hündin, Besitzerin von Falco
Die Heiligen Gänse der Juno und die Heiligen Hühner der Auguren
frei laufendes, Omeletts produzierendes religiöses Geflügel
Mama
eine durch Gottlosigkeit beschämte Mutter
Verontius
Falcos Schwager, geradlinig wie eine römische Straße
D. Camillus Verus
Helenas Vater, ein Senator mit Erinnerungen
Julia Justa
ihre Mutter, eine Matrone mit Verbindungen
A. Camillus Aelianus und Q. Camillus Justinus
Falcos Partner, noch im Lernstadium
Ursulina Prisca
eine geschätzte Klientin, sehr prozessfreudig
L. Petronius Longus
Falcos Freund bei den Vigiles, ein nützlicher Kontakt
Anacrites
Falcos Feind, ein nutzloses Gespenst
Glaucus
Falcos Trainer, der schon alles gesehen hat
Ti Catius Silius Italicus
ein hochrangiger Anwalt (mit zweifelhafter Vergangenheit)
C. Paccius Africanus
ein vertrauenswürdiger Experte (mit fragwürdigem Ruf)
Honorius
ein idealistischer Jurist (auf dem Weg zur Desillusion?)
Marponius
ein Richter mit enzyklopädischem Wissen
Bratta
Ermittler eines Ermittlers
Procreus
Ankläger eines Anklägers
Euphanes
ein kränklicher Herbalist
Rhoemetalces
ein Apotheker, der seine eigene Medizin schluckt
Claudius Tiasus
ein Beerdigungsunternehmer mit einer angestoßenen Nymphe
Biltis
ein geschwätziges professionelles Klageweib
Spindex
ein Beerdigungsspaßmacher, der nicht viel zu lachen hat
Olympia
eine Wahrsagerin, Therapeutin edler Damen
Scorpus
alias »der alte Fungibel«, ein Testamentsexperte
Scythax
Arzt der Vigiles, der Vorsicht verschreibt
Aufustius
ein Bankier mit verschwenderischen Klienten
Euboule
eine Amme, die Zweifel nährt
Zeuko
ihre Tochter, die diese in der Familie hält
Perseus
ein Pförtner, der zu viel weiß
Celadus
ein Verwalter, der weiß, was es bei der letzten Mahlzeit gab
Julius Alexander
ein loyaler Liegenschaftsverwalter, der weiß, wo das Diebesgut ist
ROM:
HERBST 75 N. CHR. BIS
FRÜHJAHR 76 N. CHR.
I
Ich war seit über einem Jahrzehnt Privatermittler (böse Zungen nannten uns auch Denunzianten), bevor ich endlich lernte, was diese Arbeit mit sich brachte.
Es hätte mich nicht überraschen sollen. Ich wusste, wie die Gesellschaft uns betrachtete – Rumlungerer von niederer Geburt, Emporkömmlinge mit zu wenig Geduld für einen ehrlichen Beruf oder korrupte Adlige. Ich selbst, Marcus Didius Falco, Sohn des äußerst plebejischen Gauners Didius Favonius, Erbe von nichts und mit lauter Nullen als Vorfahren, nahm stolz die unterste Ebene für mich in Anspruch. Meine berühmtesten Kollegen arbeiteten im Senat und waren selbst Senatoren. Im Auge der Öffentlichkeit waren wir alle Parasiten, nur darauf aus, ehrbare Männer zu ruinieren.
Ich wusste, wie das auf Straßenniveau funktionierte – ein Mischmasch aus unbedeutenden Ermittlungsaufträgen, alle schlecht bezahlt und verachtet, ein Beruf, der oft auch gefährlich war. Ich sollte die glorreiche Wahrheit des Denunziantentums im Senatorenstil erleben. Im Spätsommer jenes Jahres, nachdem ich mit meiner Familie von meiner Britannienreise zurückgekehrt war, arbeitete ich mit Paccius Africanus und Silius Italicus zusammen, zwei der berühmtesten Denunzianten in dieser Branche; manche mögen sogar von ihnen gehört haben. Juristen. Was bedeutet, dass diese edlen Männer kriminelle Beschuldigungen vorbrachten, von denen sich die meisten nur mit Mühe aufrechterhalten ließen, sie mit unverhohlenen Lügen und wenigen Beweisen untermauerten, mit der Absicht, Mitsenatoren anzuschwärzen und sich dann große Teile der umfangreichen Besitztümer der zum Untergang verurteilten Kollegen einzuverleiben. Das Gesetz, stets gerecht, sieht anständige Entschädigung für den selbstlosen Einsatz bei erniedrigender Arbeit vor. Gerechtigkeit hat ihren Preis. Für die Denunziantengemeinschaft beträgt dieser Preis mindestens fünfundzwanzig Prozent; das bedeutet
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